Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

dpa
Berlin
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Soldaten in einem Außenbezirk von Lyssytschansk. Die Stadt in der Region Luhansk gehört zu einem der größten Chemiekomplexe der Ukraine. Foto: Rick Mave/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

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Mit massivem Beschuss zermürbt die russische Armee die ukrainischen Linien im Osten. Kiew berichtet von massiven Schäden. Ein Überblick über die Entwicklung in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Die russischen Streitkräfte bereiten nach ukrainischen Angaben einen groß angelegten Angriff auf den Raum Slowjansk, das Zentrum der ukrainischen Verteidigungskräfte im Donbass, vor.

Daneben steht aber auch weiterhin der Raum Sjewjerodonezk im Fokus der russischen Angriffsbemühungen im Donbass. Ukrainische Behörden berichteten am 96. Kriegstag von einer Offensive im Süden des Landes. Der Angriff Russlands auf sein Nachbarland begann am 24. Februar.

Vor einem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel hieß es, EU-Ratspräsident Charles Michel wolle eine Einigung zum Öl-Embargo gegen Russland erreichen. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich vor dem Gipfel zuversichtlich, dass es zu einer Einigung kommen kann.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wollte per Video-Schalte zu den Gipfelteilnehmern sprechen. Er wirft Russland einen Vernichtungskrieg vor. Ein weiterer Vorwurf lautet, dass Russland - das seit Wochen ukrainische Agrarexporte übers Meer blockiert - aus dem besetzten Schwarzmeergebiet Cherson Getreide ins eigene Land bringt.

Russland bereitet laut Ukraine Großangriff auf Slowjansk vor

Die russischen Truppen verlegten neue Einheiten nach Slowjansk, um das Gebiet sowohl von Isjum als auch von der kürzlich eroberten Kleinstadt Lyman aus anzugreifen, hieß es im Lagebericht des ukrainischen Generalstabs. Der Raum Slowjansk-Kramatorsk ist der größte Ballungsraum im Donbass, der noch unter Kontrolle Kiews steht. Hier ist auch das Oberkommando der Streitkräfte im Osten des Landes stationiert. Daneben steht aber auch weiterhin der Raum Sjewjerodonezk-Lyssytschansk im Fokus der russischen Angriffsbemühungen im Donbass. In Sjewjerodonezk haben sich russische Einheiten demnach bereits im Nordosten und Südosten der Stadt festgesetzt. Auch hierhin sollen zur Unterstützung weitere Einheiten aus Russland verlegt werden.

Ukrainische Behörden berichten über Offensive im Süden

Das ukrainische Militär setzte nach eigenen Angaben seine Offensive an der Grenze zwischen den Gebieten Mykolajiw und Cherson im Süden der Ukraine fort. «Die Lage im Süden ist dynamisch und gespannt», teilte das Oberkommando des ukrainischen Wehrkreises Süd in der Nacht zum Montag mit. Russland ziehe Reserven zusammen und versuche, die Frontlinien im Gebiet Cherson zu befestigen.

Das russische Militär beschoss nach eigenen Angaben eine Werft in Mykolajiw. Mit Luft-, Raketen- und Artillerieangriffen seien zudem in den vergangenen 24 Stunden Dutzende Kommandopunkte und Gefechtsstände im ostukrainischen Donbass-Gebiet, Fernmeldestellen und zahlreiche Truppenansammlungen vernichtet worden. Diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Erdogan bietet Istanbul für Friedensverhandlungen an

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat erneut Istanbul als Verhandlungsort für mögliche Gespräche zwischen der Ukraine, Russland und den Vereinten Nationen angeboten. Die Türkei könne dabei eine Beobachterrolle übernehmen, hieß es von türkischer Seite nach einem Telefonat Erdogans mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.

London: Russland erleidet «verheerende Verluste» bei Offizieren

Nach Erkenntnissen des britischen Geheimdienstes hat Russland bisher «verheerende Verluste» in seinem Offizierskorps erlitten. Brigade- und Bataillonskommandeure seien an vorderster Front aktiv, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Dies liege zum einen daran, dass sie für den Erfolg ihrer Einheiten persönlich verantwortlich gemacht würden. Zudem fehlten der russischen Armee qualifizierte Unteroffiziere, die bei westlichen Streitkräften diese Rolle erfüllten.

Michel will bei Gipfel Einigung zu Öl-Embargo erzielen

EU-Ratspräsident Charles Michel strebt beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs in Brüssel eine Einigung im Streit über das geplante europäische Öl-Embargo gegen Russland an. In einem Entwurf für die Abschlusserklärung der am Montagnachmittag beginnenden Beratungen schlug er vor, sich auf den aktuellen Kompromissvorschlag der EU-Kommission zu verständigen. Dieser sieht vor, vorerst nur die Einfuhr von per Schiff transportiertem Öl auslaufen zu lassen. Das bislang die Embargo-Pläne blockierende Ungarn könnte sich demnach weiterhin über die riesige Druschba-Pipeline mit Öl aus Russland versorgen.

Getreide aus südukrainischem Cherson nach Russland verfrachtet

Russland, das seit Wochen ukrainische Agrarexporte übers Meer blockiert, hat nun aus dem besetzten Schwarzmeergebiet Cherson Getreide ins eigene Land importiert. Der Export der letztjährigen Ernte nach Russland habe begonnen, sagte der Vizechef der prorussischen Militärverwaltung von Cherson, Kirill Stremoussow, der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Laut Stremoussow geht es darum, Platz in den Speichern für die neue Ernte zu schaffen. Er machte keine Angaben, zu welchen Bedingungen die Bauern ihre Ernte nach Russland abgegeben haben.

Fast 500.000 Tonnen Getreide hätten russische Truppen illegal aus Charkiw, Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk exportiert, wie der stellvertretende ukrainische Agrarminister, Taras Vysotskyi, sagte.

Frankreichs Außenministerin sichert weitere Waffenhilfe zu

Frankreichs neue Außenministerin Catherine Colonna hat der Ukraine bei einem Besuch in Kiew weitere Hilfe und Waffenlieferungen zugesichert. Colonna traf am Montag in der ukrainischen Hauptstadt ihren Amtskollegen Dmytro Kuleba. Dieser dankte Frankreich für die bisherige Hilfe und forderte angesichts der anhaltenden russischen Aggression die Lieferung schwererer Artillerie-Geschütze als bisher. Die von Frankreich bereits gelieferten Haubitzen seien «präzise und effizient». Colonna versicherte, die militärische Unterstützung der Ukraine werde weitergehen, auf Kulebas Bitte werde es «eine konkrete Antwort» geben.

Französischer Kriegsreporter in Ukraine getötet

Ein französischer Kriegsreporter ist im Osten der Ukraine getötet worden. Der TV-Journalist Frédéric Leclerc-Imhoff sei bei Sjewjerodonezk ums Leben gekommen, als er eine humanitäre Evakuierung begleitete, teilten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Außenministerin Catherine Colonna am Montag mit.

«Der Journalist Frédéric Leclerc-Imhoff war in der Ukraine, um die Realität des Krieges aufzuzeigen», schrieb Macron auf Twitter. «An Bord eines humanitären Busses, zusammen mit Zivilisten, die gezwungen waren, vor den russischen Bomben zu fliehen, wurde er tödlich getroffen.» Den Berichterstattern von Kriegsschauplätzen sicherte Macron die bedingungslose Unterstützung Frankreichs zu.

Gefährdete Russen können auf raschere Aufnahme hoffen

In Deutschland einigte sich die Bundesregierung unterdessen auf Regelungen für die unkomplizierte Aufnahme von Russinnen und Russen, die in ihrem Heimatland als besonders gefährdet gelten. «Die immer brutalere Aggression Russlands gegen die Ukraine wird von immer stärkerer Repression nach innen begleitet, insbesondere gegen die Presse, gegen Menschenrechtler und Oppositionelle», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Für die schnelle und unbürokratische Aufnahme gebe es nun ein Verfahren, das die Einreise erleichtern und Verfahren beschleunigen werde.

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