Russische Invasion

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

dpa
Kiew
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Ein Mann in Bachmut stellt in seinem durch russischen Beschuss beschädigten Haus Blumen auf die Fensterbank. Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

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Bei einem Raketenangriff nahe Odessa sterben zehn Menschen. Selenskyj sieht die Ukraine nach dem Rückzug der Russen von der Schlangeninsel in einer strategisch besseren Position. Entwicklungen im Überblick.

Während Russland in der Ostukraine weiter seine militärische Überlegenheit ausspielt, kann Kiew über die Rückeroberung der symbolträchtigen Schlangeninsel im Schwarzen Meer jubeln.

Präsident Wolodymyr Selenskyj bietet Europäern derweil an, russische Erdgas-Lieferungen durch Strom aus seinem Land zu ersetzen. Im Gebiet Odessa wurden nach ukrainischen Angaben zehn Menschen beim Einschlag einer russischen Rakete in ein Mehrfamilienhaus getötet.

Selenskyj: Schlangeninsel strategisch wichtig

Der russische Rückzug von der Schlangeninsel bringt die Ukraine nach Worten von Selenskyj in eine bessere Position. «Die Schlangeninsel ist ein strategischer Punkt und das verändert erheblich die Situation im Schwarzen Meer», sagte er in seiner täglichen Videoansprache. Die Handlungsfreiheit des russischen Militärs werde dadurch deutlich eingeschränkt - auch wenn dies noch keine Sicherheit garantiere.

Russland hatte die Schlangeninsel kurz nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar besetzt. Dass davor die wenigen ukrainischen Soldaten dem später gesunkenen russischen Kreuzer «Moskwa» in obszönen Worten empfahlen, sich zum Teufel zu scheren, machte das kleine Eiland berühmt und stärkte die Moral der Ukrainer. Damit ist die Rückeroberung der Insel für sie auch ein symbolischer Erfolg.

Nach ukrainischen Militärangaben erlaubt die Schlangeninsel die Kontrolle über Teile der ukrainischen Küste und Schifffahrtswege. Mit dem Rückzug der Russen von der Insel müsse das Gebiet um die Hafenstadt Odessa keine Landung russischer Einheiten vom Meer her befürchten.

Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte den Abzug selbst als Geste guten Willens bezeichnet. Er solle zeigen, dass Russland den Export von Getreide und landwirtschaftlichen Produkten aus der Ukraine nicht behindere. Vor dem Krieg liefen die ukrainischen Getreideexporte vor allem über See, speziell über den Großhafen in Odessa.

Ukraine: Mindestens 18 Tote bei Angriffen nahe Odessa

Die Zahl der Toten infolge russischer Raketenangriffe nahe Bilhorod-Dnistrowskyj im Süden der Ukraine nahe der Großstadt Odessa ist nach ukrainischen Angaben auf mindestens 18 gestiegen. Dies teilte der Militärgouverneur des Gebiets Odessa, Maxym Martschenko, am Freitag auf seinem Telegram-Kanal mit. Zunächst war von zehn Todesopfern diee Red gewesen. Mindestens 39 Menschen wurden diesen Angaben zufolge verletzt.

Der Militärverwaltung zufolge schlugen insgesamt drei russische Raketen ein. Dabei seien ein Mehrfamilienhaus und ein Erholungszentrum getroffen worden. Die Raketen des Typs X-22 seien von russischen Tu-22-Bombern über dem Schwarzen Meer abgefeuert worden. Angaben aus den Kampfgebieten lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen.

Russlands Militär: Kontrolle über Ölraffinerie in Lyssytschansk

Russlands Militär rückt in der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Lyssytschansk eigenen Angaben zufolge immer weiter vor. Mittlerweile sei die Ölraffinerie der Großstadt im Luhansker Gebiet unter russischer und prorussischer Kontrolle, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Freitag. Die ukrainische Seite hingegen bezeichnete das Raffineriegelände am Morgen weiter als umkämpft.

Die Ukrainer erlitten in und um Lyssytschansk hohe Verluste, sagte Konaschenkow. Zuletzt seien pro Tag rund 200 gegnerische Soldaten getötet worden. «Es ist ein unorganisierter Abzug einzelner Einheiten der ukrainischen Streitkräfte aus Lyssytschansk zu beobachten.» Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben nicht.

Selenskyj: Strom aus Ukraine kann russisches Erdgas ersetzen

Der ukrainische Präsident warb bei europäischen Ländern dafür, Strom aus der Ukraine zu beziehen. Damit könne ein erheblicher Teil der Erdgaslieferungen aus Russland ersetzt werden, sagte er. Seit Donnerstag liefert die Ukraine Strom nach Rumänien. «Wir sind bereit, das Angebot auszubauen», sagte Selenskyj.

Die Ukraine hatte sich Ende Februar vom ehemals sowjetischen Stromnetz abgekoppelt und zusammen mit Moldau im März mit dem europäischen Stromnetz synchronisiert. Bereits vergangene Woche bot Kiew Deutschland den Export von ukrainischen Atomstrom an. Über die Hälfte der Stromproduktion der Ukraine stellen vier Atomkraftwerke sowjetischer Bauart sicher.

Steinmeier telefoniert wieder mit Selenskyj

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefonierte erneut mit Selenskyj. Das Gespräch habe rund eine Stunde gedauert, hieß es aus dem Bundespräsidialamt. Steinmeier habe dabei unter anderem die Ukraine zum EU-Beitrittskandidatenstatus beglückwünscht. Selenskyj sagte, er habe sich für die bereits gewährte Unterstützung bedankt. Zugleich habe er «noch einmal unsere Prioritäten beschrieben - die Arten von Waffen, die wir brauchen».

Selenskyj und Steinmeier hatten Anfang Mai ein erstes Mal telefoniert und vorherige Irritationen ausgeräumt. Diese waren entstanden, nachdem die ukrainische Seite Mitte April Steinmeier unter Verweis auf seine frühere Russland-Politik als Außenminister ausgeladen hatte.

Russische Zugverbindung zwischen Krim und besetzten Gebieten später

Russland verschob den für Freitag angekündigten Start einer Zugverbindung zwischen der 2014 annektierten Halbinsel Krim und den im Krieg besetzten ukrainischen Städten Cherson und Melitopol.

Die prorussischen Krim-Behörden verwiesen auf Sicherheitsbedenken. Busverbindungen sollen aber wie angekündigt verfügbar sein. Russland versucht, unter anderem mit der Ausgabe russischer Pässe und der Einführung des Rubel als Währung seine Kontrolle über die im Krieg besetzten Gebiete zu zementieren.

Das wird heute wichtig

Die militärische Lage im umkämpften Lyssytschansk dürfte weiter im Mittelpunkt stehen. Selenskyj kündigte zudem - ohne nähere Details zu nennen - Neuigkeiten zu den EU-Beitrittsbemühungen seines Landes an. Die Ukraine hatte jüngst den Kandidatenstatus bekommen. Heute übernimmt für ein halbes Jahr Tschechien die EU-Ratspräsidentschaft.

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