Explosionen bei Gedenkfeier

Terrormiliz IS reklamiert Anschlag im Iran für sich

Terrormiliz IS reklamiert Anschlag im Iran für sich

Terrormiliz IS reklamiert Anschlag im Iran für sich

dpa
Teheran
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Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani sind in dessen Heimatstadt Kerman bei zwei Explosionen rund 100 Menschen in den Tod gerissen worden. Foto: Uncredited/Tasnim News Agency/AP/dpa

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Zwei Explosionen im Iran rissen Dutzende Menschen in den Tod. Der Anschlag mischte sich in die ohnehin angespannte Gemengelage im Nahen Osten. Nun übernimmt die Terrormiliz IS die Verantwortung dafür.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den verheerenden Anschlag in der iranischen Stadt Kerman mit mehr als 80 Toten für sich reklamiert. Die Gruppe teilte über ihre üblichen Propaganda-Kanäle mit, zwei Attentäter hätten gestern anlässlich des Todestags des iranischen Generals Ghassem Soleimani während der Trauerveranstaltungen ihre Sprengstoffgürtel gezündet.

Bei den zwei gewaltigen Explosionen nahe der Grabstätte Soleimanis in dessen Heimatstadt waren 84 Menschen in den Tod gerissen und 284 verletzt worden. Die Bundesregierung und die EU verurteilten den Anschlag als Akt des Terrors. Es war die tödlichste Attacke in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Experten hatten bereits vermutet, dass der IS hinter dem Angriff stecken könnte.

Iranische Behördenvertreter hatten die Zahl der Todesopfer von zunächst 105 zweimal nach unten korrigiert. Dschafar Miadfar, Chef des Rettungsdienstes, begründete die Verwirrung um die Opferzahlen mit dem verheerenden Zustand einiger Leichen.

Weltsicherheitsrat verurteilt Anschlag im Iran

Der Weltsicherheitsrat hat die verheerende Attacke in der iranischen Stadt Kerman mit mehr als 80 Toten als «feigen Terroranschlag» verurteilt. «Die Mitglieder des Sicherheitsrats bekräftigten, dass der Terrorismus in all seinen Formen und Erscheinungsformen eine der schwerwiegendsten Bedrohungen für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit darstellt», teilte das mächtigste UN-Gremium in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Der IS verachtet Schiiten

Vor mehr als einem Jahr hatte der IS bereits einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Damals, im Oktober 2022, kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben. Die Justiz ließ daraufhin zwei Männer mit afghanischer Staatsbürgerschaft öffentlich hinrichten, die der Iran für die Attacke verantwortlich gemacht hatte.

Der IS betrachtet die im Iran vorherrschende schiitische Bevölkerungsmehrheit als Abtrünnige des Islam und verachtet sie. Die Schia, die kleinere der beiden großen Strömungen im Islam, ist Staatsreligion der Islamischen Republik. Ein regionaler Ableger des IS ist im Nachbarland Afghanistan aktiv, wo die Gruppe Nahe Pakistan eine «Provinz» namens IS-Chorasan errichten will.

Staatsagentur berichtet von Selbstmordattacke

Vor der Erklärung des IS hatte die Staatsagentur Irna unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Quelle berichtet, dass eine der beiden Explosionen durch einen Selbstmordattentäter verursacht worden sei. Dies habe unter anderem die Auswertung von Videoüberwachung ergeben.

Heute galt in dem Land mit fast 90 Millionen Einwohnern Staatstrauer. Irans diplomatische Vertretungen im Ausland ließen die Flaggen auf halbmast hissen, so auch die Botschaft in Berlin.

Die Beisetzung der Todesopfer soll morgen sein, auf einem Märtyrerfriedhof. Rund zwei Drittel der Opfer seien inzwischen identifiziert, sagte der Gouverneur der Provinz laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.

Irans Staatsführung verurteilte die Attacke aufs Schärfste, hatte zunächst aber Schuldzuweisungen vermieden. Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei und Präsident Ebrahim Raisi kündigten eine entschiedene Reaktion an. Innenminister Ahmad Wahidi veröffentlichte Erkenntnisse der ersten Ermittlungen, nachdem er die Anschlagsorte besucht hatte. Unter anderem seien die Überreste der beiden Sprengsätze untersucht worden, die im Abstand von 20 Minuten detoniert waren.

Kerman ist die Heimat Soleimanis, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird er als Märtyrer verehrt. Die Explosionen ereigneten sich, als Menschenmassen durch die Straßen der Provinzhauptstadt zu Soleimanis Grabstätte pilgerten.

Der Anschlag ereignete sich inmitten der gefährlichen Spannungen im Nahen Osten: Irans Erzfeind Israel führt Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen und ist mit vom Iran unterstützten Milizen wie der Hisbollah im Libanon konfrontiert. Einflussreiche Hardliner hatten gestern Israel für die Explosionen verantwortlich gemacht.

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