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Tod von Raisi: Trauer und Ermittlungen im Iran

Tod von Raisi: Trauer und Ermittlungen im Iran

Tod von Raisi: Trauer und Ermittlungen im Iran

dpa
Teheran
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Nach dem Tod Raisis ist das Land gespalten: Während einige Iraner trauern, reagieren andere in den sozialen Medien mit Schadenfreude. Foto: Mukhtar Khan/AP

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Zwei Tage nach dem tödlichen Hubschrauberabsturz sind im Iran Trauerfeierlichkeiten angesetzt. Spekuliert wird unterdessen nicht nur über die Absturzursache, sondern auch über die Zukunft des Landes.

Im Iran haben die Trauerfeierlichkeiten für die Opfer des Helikopterabsturzes begonnen, bei dem am Wochenende Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hussein Amirabdollahian ums Leben gekommen waren. Tausende Regierungsanhänger strömten laut Staatsmedien zum Auftakt der Zeremonie in die nordwestliche Metropole Tabris, um Abschied von den Staatsmännern zu nehmen.

Tabris ist die Hauptstadt der Provinz Ost-Aserbaidschan, wo der Unfall am Sonntag passierte. Von iranischen Nachrichtenagenturen geteilte Videos zeigten Menschenmassen unter wolkenverhangenem Himmel und einen offenen, mit Blumen geschmückten Lastwagen mit mehreren Särgen, der langsam durch die Straßen fuhr. Menschen versuchten, den Lastwagen und die Särge zu berühren. Laut der Agentur Tasnim wurde auch Innenminister Ahmad Wahidi in der Menge gesichtet.

Nach der Prozession in Tabris sollen der Agentur Tasnim zufolge die Särge von Präsident Raisi und der anderen Opfer in die religiöse Hochburg und Pilgerstadt Ghom gebracht werden und später, voraussichtlich am Abend, in der Hauptstadt Teheran ankommen. Raisi soll am Donnerstag im schiitischen Zentrum seiner Heimatstadt Maschhad, dem Heiligtum von Imam Resa, begraben werden.

Raisi und Amirabdollahian waren am Sonntag bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Gesicherte Informationen zur Ursache des Absturzes, bei dem auch alle sieben weiteren Insassen des Helikopters starben, gibt es bislang nicht. Der Armeechef des Landes, General Mohammed Bagheri, ordnete eine gründliche Untersuchung an und stellte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Isna im Verteidigungsministerium ein technisch hochversiertes Team zusammen.

Seit dem Absturz wird im Iran darüber spekuliert, ob schlechtes Wetter, ein technischer Defekt oder gar ein Sabotageakt des Erzfeindes Israel für den Vorfall verantwortlich gewesen sein könnte. Zum fraglichen Zeitpunkt herrschte dichter Nebel, der Präsidenten-Helikopter vom Typ Bell 212 war über 40 Jahre alt. Zwei weitere Hubschrauber der iranischen Delegation, die sich auf dem Rückweg von einem Termin in Aserbaidschan befand, erreichten sicher ihr Ziel.

Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran, neues Gerät und Ersatzteile sind schwer zu beschaffen. Viele der Flugzeuge und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der islamischen Revolution von 1979, als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt.

Bericht: Neuwahlen könnten bereits am 28. Juni stattfinden

Die Amtsgeschäfte im Iran übernahm unterdessen Raisis erster Vize Mohammed Mochber. Neuwahlen könnten bereits am 28. Juni stattfinden, wie Isna unter Berufung auf einen Sprecher der Wahlbehörde berichtete. Das hieße, vom 28. Mai an wäre eine Registrierung der Kandidaten möglich. Offiziell bestätigt ist der Termin bisher aber nicht.

Anders als in vielen Ländern ist der Präsident im Iran nicht das Staatsoberhaupt, sondern bloß Regierungschef. Die eigentliche Macht konzentriert sich auf den Religionsführer, der in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat. Seit 1989 ist das Ajatollah Ali Chamenei.

Die Verbündeten Teherans - unter ihnen Russland und China - kondolierten nach dem Tod der Politiker, aus westlichen Ländern kamen eher verhaltene Reaktionen. Die US-Regierung bekundete zwar ihr Beileid, begleitete dies aber mit einem Hinweis auf die Menschenrechtslage im Iran. «Während der Iran einen neuen Präsidenten wählt, bekräftigen wir unsere Unterstützung für das iranische Volk und seinen Kampf für Menschenrechte und Grundfreiheiten», teilte US-Außenminister Antony Blinken in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte, Raisi sei für grausame Menschenrechtsverletzungen in seinem Land verantwortlich gewesen, ebenso für die Unterstützung von Terrornetzwerken in der gesamten Region. «Keine Frage - das war ein Mann, der eine Menge Blut an seinen Händen hatte.» Die US-Regierung bedaure aber generell den Verlust von Menschenleben und habe daher offiziell ihr Beileid ausgesprochen. Dies sei übliche Praxis. Von der Bundesregierung kam zunächst keine Reaktion.

93-Jähriger im Iran zum Vorsitzenden des Expertenrats gewählt

Im Iran ist ein 93 Jahre alter schiitischer Geistlicher zum Vorsitzenden des einflussreichen Expertenrats gewählt worden. Der erzkonservative Prediger Mohammed-Ali Kermani sei für eine Amtsdauer von zwei Jahren gewählt worden, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Isna. Er löst den früheren Vorsitzenden und inzwischen 97 Jahre alten Ahmad Dschannati ab.

Dem auf acht Jahre gewählten Gremium gehören 88 schiitische Geistliche an, die im Todesfall die Nachfolge des Religionsführers bestimmen. Zwei Mitglieder des Rats sind jedoch am Wochenende bei dem Helikopter-Unfall ums Leben gekommen: Präsident Ebrahim Raisi und Mohammed-Ali Ale-Haschem, Freitagsprediger aus der Metropole Tabris.

Schadenfreude über Tod des Präsidenten

Raisi wurde 1960 in Maschhad geboren und war über drei Jahrzehnte in der zentralen Justizbehörde des Landes tätig. 2019 wurde er zum Justizchef ernannt. In seiner früheren Funktion als Staatsanwalt soll er 1988 für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich gewesen sein, weshalb ihn seine Gegner «Schlächter von Teheran» nannten.

Experten hatten Raisi zwischenzeitlich auch als möglichen Nachfolger für den nunmehr 85 Jahre alten Religionsführer Chamenei gehandelt. Auch wenn sich insbesondere die Kritik der jungen Generation inzwischen immer mehr gegen das gesamte System der Islamischen Republik richtet, stand Raisi als Gesicht der Regierung innenpolitisch besonders unter Druck.

Unter ihm wurde zuletzt auch der umstrittene Kurs bei der Verfolgung des Kopftuchzwangs vorangetrieben, der Teile der Bevölkerung noch mehr gegen den staatlichen Machtapparat aufbrachte. In sozialen Medien reagierten zahlreiche Iranerinnen und Iraner mit Schadenfreude auf die Nachricht vom Tod des Präsidenten.

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