Lage im Überblick

UN fordern Schutz für Zivilbevölkerung in Gaza-Stadt

UN fordern Schutz für Zivilbevölkerung in Gaza-Stadt

UN fordern Schutz für Zivilbevölkerung in Gaza-Stadt

dpa
Gaza
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In der Stadt Gaza stehen Palästinenser inmitten zerstörter Gebäude Foto: Mahmoud Zaki/XinHua/dpa

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Im Norden des Gazastreifens intensivieren sich die Kampfhandlungen wieder. Betroffen ist insbesondere die Stadt Gaza. Die UN schlagen Alarm.

Angesichts des Evakuierungsaufrufs der israelischen Armee für die umkämpfte Stadt Gaza fordern die Vereinten Nationen den unbedingten Schutz der Zivilbevölkerung. «Diese Zivilpersonen müssen geschützt werden, und auf ihre wesentlichen Bedürfnisse muss eingegangen werden, egal, ob sie fliehen oder bleiben», teilte das UN-Nothilfebüro OCHA mit Sitz in Genf mit. Alle Parteien, die an den Gaza-Konflikt beteiligt seien, müssten jederzeit das humanitäre Völkerrecht respektieren, sagte der UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. Das Ausmaß der Kämpfe und der Zerstörung in den vergangenen Tagen während der andauernden Verhandlungen über eine Waffenruhe seien «wirklich schockierend».

Die Fluchtaufrufe sind in der Regel ein Anzeichen für bevorstehende neue israelische Militäreinsätze. Israelische Medien sowie Anwohner hatten berichtet, die Armee habe am Mittwoch Flugblätter in der Stadt Gaza verteilt und die Menschen darin zum Verlassen der betroffenen Gebiete aufgefordert. Nach Angaben von Anwohnern weigert sich ein Großteil der Betroffenen, die Gebiete zu verlassen.

In der Stadt im Norden des Gazastreifens hatten die israelischen Truppen bereits zu Beginn des Kriegs gekämpft. Inzwischen versuchen die Kämpfer der islamistischen Hamas, sich dort und andernorts neu zu formieren. Die Stadt ist von den massiven Verwüstungen in dem Krieg am schwersten betroffen. 

Auswirkung auf humanitäre Hilfe

OCHA warnte, dass sich solche «Evakuierungsanweisungen» immer wieder negativ auf die humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen auswirkten. Das Büro äußerte die Befürchtung, dass die Anweisung das «Massenleiden für palästinensische Familien, von denen viele schon oftmals vertrieben wurden, nur bestärken wird». 

Die intensivierten Kampfhandlungen in Gaza-Stadt hätten zur «größten Evakuierung seit Oktober» geführt, teilte das Welternährungsprogramm (WFP) auf X mit. Die von der UN-Organisation unterstützten Küchen seien oftmals die einzige Quelle für Nahrungsmittel für Familien. Die unberechenbare Situation in dem Gebiet schränke jedoch die Hilfe ein. 

Allgemeine Lage

Laut Dujarric informierte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in den palästinensischen Gebieten, Muhannad Hadi, UN-Generalsekretär António Guterres am Mittwoch über die Lage im Gazastreifen. Hadi war zuvor zu einem erneuten Besuch in dem Kriegsgebiet gewesen. Er habe «aus erster Hand die Folgen des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung und Sicherheit gesehen, als er Gaza über den Grenzübergang Kerem Schalom betreten und verlassen» habe, wurde Hadi zitiert. 

Er habe Gruppen von Männern gesehen, die auf Lastwagen gewartet hätten, die über Kerem Schalom im Süden in das Küstengebiet fahren wollten. Sämtliche Lastwagen seien schwer beschädigt gewesen, «mit eingeschlagenen Windschutzscheiben, Spiegeln und Motorhauben». Säcke mit angereichertem Mehl vom WFP und dem Palästinenserhilfswerk UNRWA lägen verstreut am Straßenrand. Hadi habe auch gesehen, dass die Stadt Chan Junis größtenteils zerstört sei.

Im gesamten Gazastreifen mussten Hunderttausende Menschen wegen der Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der islamistischen Hamas ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Auslöser des Gaza-Krieges war das beispiellose Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel verübt hatten. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mehr als 38.000 Menschen in Gaza getötet. Die Zahl, die nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheidet, lässt sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.

Kämpfe in Gaza-Stadt überschatten Verhandlungen

Das Wiederaufflammen heftiger Gefechte im Norden des Gazastreifens überschattet auch die indirekt geführten Verhandlungen über eine Waffenruhe. Dabei geht es auch um eine Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas im Tausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen. Die jüngste Gesprächsrunde in der katarischen Hauptstadt Doha gilt als entscheidend, um abzustecken, ob ein Abkommen zwischen der Hamas und Israel abgeschlossen werden kann. Nach wochenlangem Stillstand hatte es zuletzt Anzeichen für Fortschritte in den schwierigen Verhandlungen gegeben. 

Die Hamas hatte bislang ein Ende des Kriegs als Voraussetzung für einen Geisel-Deal verlangt. Doch ist die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dazu nicht bereit. Die USA, Ägypten und Katar vermitteln zwischen den Kriegsparteien.

USA wollen wieder schwere Bomben an Israel liefern 

Die USA wollen nach Berichten des «Wall Street Journals» bald wieder 500-Pfund-Bomben an Israel liefern, die die Regierung von Präsident Joe Biden vor einigen Wochen ausgesetzt hatte. Die Bomben könnten in den kommenden Wochen nach Israel transportiert werden, hieß es unter Berufung auf US-Regierungsbeamte. «Schwerere 2.000-Pfund-Bomben, die als Teil der gleichen Lieferung gedacht waren, werden weiter zurückgehalten.»

Die USA hatten die Lieferung schwerer Bomben gestoppt, um Israels Militär dazu zu bringen, bei der Offensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens die Zivilbevölkerung zu schonen. Ende Juni hatte der israelische Verteidigungsminister nach Gesprächen in Washington erklärt, die Hindernisse für den Munitionsnachschub seien behoben worden. 

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