Nahost
Weitere Geiseln in Gaza vor Freilassung
Weitere Geiseln in Gaza vor Freilassung
Weitere Geiseln in Gaza vor Freilassung
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Kurz vor Ende der Feuerpause im Gaza-Krieg ringen sich die Konfliktparteien zu einer Verlängerung durch. Weitere Geiseln in Gaza könnten nun freikommen. Der Überblick.
Nach der Verlängerung der Feuerpause im Gaza-Krieg um zwei Tage besteht große Hoffnung auf die Freilassung weiterer Geiseln. Am Abend einigten sich Israel und die islamistische Hamas auf eine Verlängerung der zunächst auf vier Tage angelegten Feuerpause bis Donnerstagmorgen.
Nach Angaben des Vermittlers Katar sollen heute und morgen insgesamt 20 Geiseln freikommen. «Wir haben die Bestätigung, dass 20 Geiseln in Gaza innerhalb von zwei Tagen freigelassen werden können», sagte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid al-Ansari bei einer Pressekonferenz.
Katar: Können Zahl der verbleibenden Geiseln nicht bestätigen
Zahlen zu verbliebenen Geiseln im Gazastreifen könne Katar nicht endgültig bestätigen. Es gebe dazu viele Schätzungen. «Aber wir können keine dieser Zahlen bestätigen», so Al-Ansari. «Was wir bestätigen oder zumindest mit Sicherheit sagen können ist, dass wir eine Zahl von 20 Geiseln haben, die innerhalb von 48 Stunden freigelassen werden können. Zu einer anderen Zahl kann ich im Moment keine Aussage machen», sagte der Sprecher.
Am Montagabend ließ die Hamas weitere elf Geiseln frei, darunter zwei Deutsche. Israel setzte im Gegenzug 33 palästinensische Häftlinge aus verschiedenen Gefängnissen auf freien Fuß. In der Nacht ging bei der israelischen Regierung eine weitere Liste mit für die Freilassung vorgesehene Menschen ein.
Seit Freitag kamen damit 69 Geiseln frei, darunter zehn deutsche Doppelstaatsbürger. Im Gegenzug wurde gestern erneut eine Gruppe von 33 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen entlassen, wie die israelische Gefängnisbehörde am Abend mitteilte. Dabei handelte es sich um Frauen und Jugendliche. Der jüngste Teenager war den Angaben zufolge 14 Jahre alt. Damit wurden seit Freitag bisher insgesamt 150 palästinensische Häftlinge freigelassen. Die bislang Freigekommenen waren unter anderem wegen Messerattacken auf Israelis, Brandstiftung sowie Attacken mit Brandbomben oder Steinen verurteilt worden.
Auch Deutsche unter den Freigelassenen
Die Hamas übergab am Abend im Rahmen der Feuerpause elf Geiseln dem Roten Kreuz, wie die israelische Armee mitteilte. Nach israelischen Medienberichten handelt es sich um neun Kinder und Jugendliche sowie zwei Frauen. In der Geisel-Gruppe befanden sich zwei deutsche Teenager, wie Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf der Plattform X, ehemals Twitter, schrieb. Von den verschleppten Menschen hatten rund 20 auch die deutsche Staatsbürgerschaft.
Nach 52 Tagen Leid und Verzweiflung könne die Mutter der Teenager diese wieder in die Arme schließen, schrieb Baerbock auf X. «Ich denke an die Familien, die weiter bangen. Wir tun alles dafür, dass auch sie ihre Liebsten wieder in die Arme schließen können.» Laut einer Sprecherin israelischer Geiselfamilien handelte es sich bei den deutschen Staatsbürgern um zwei jugendliche Brüder.
Menschen sollen medizinisch untersucht werden
Die Gruppe vom Montag war bereits die vierte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause freikam. Die Menschen sollten zunächst medizinisch untersucht werden und anschließend ihre Familien treffen können. Neben den beiden Deutschen waren auch drei französische Kinder im Alter von 12 und 16 Jahren, wie das Außenministerium in Paris mitteilte. Nach Ministeriumsangaben werden weiterhin fünf Franzosen vermisst.
Der Sprecher der israelischen Regierung, Eilon Levi, sagte vor der Freilassung am Montag, es würden noch 184 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Davon seien 14 Ausländer sowie 80 Israelis mit einem Zweitpass. Die jüngste der Geiseln, ein zehn Monate altes Baby, war bisher nicht freigekommen. Der Junge war mit seinen Eltern und seinem vierjährigen Bruder entführt worden.
Kreise: CIA-Direktor und Mossad-Chef zu Verhandlungen in Katar
CIA-Direktor William Burns und der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, sind nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Doha eingetroffen, um sich mit dem katarischem Ministerpräsidenten Abdulrahman Al Thani zu treffen. Dabei gehe es um die Ausweitung der Bemühungen zur Feuerpause im Gaza-Krieg und um die nächsten Phasen eines möglichen Abkommens, sagte eine mit den Gesprächen in der katarischen Hauptstadt vertraute Person am Dienstag der dpa. Auch ägyptische Vertreter nehmen demnach an dem Treffen teil.
Katar sowie Ägypten hatten in Absprache mit den USA in den vergangenen Wochen zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Vor allem Katar hat sehr gute Kontakte zur Hamas, in dem Emirat am Golf lebt auch die Hamas-Führungsspitze.
US-Außenminister will erneut nach Israel
Für weitere Gespräche über die Geiseln will US-Außenminister Antony Blinken in dieser Woche erneut Israel und das Westjordanland besuchen. Er werde auch das Selbstverteidigungsrecht Israels thematisieren und über den Schutz von Zivilisten während des israelischen Einsatzes im Gazastreifen diskutieren, teilte Außenministeriumssprecher Matthew Miller in Washington mit. Blinken wolle auch die weiteren Schritte zur Gründung eines palästinensischen Staates besprechen sowie die Notwendigkeit, eine Ausweitung des Konfliktes zu verhindern. Wann Blinken in der Nahost-Region eintreffen werde, teilte sein Ministerium nicht mit.
Was heute wichtig wird
Nach der Verlängerung der Kampfpause wird die Freilassung weiterer Geiseln aus dem Gazastreifen im möglichen Austausch mit palästinensischen Häftlingen in Israel erwartet. Auch dürften Organisationen weiter versuchen, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu bringen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzt zudem seine Reise im Nahen Osten mit einem Besuch im Oman fort - einem einflussreichen Staat in der Region.