NEUBAUGEBIET HOLLBUSCH

Junge Familien oder Senioren? Streit um Mieter geht weiter

Junge Familien oder Senioren? Streit um Mieter geht weiter

Junge Familien oder Senioren? Streit um Mieter geht weiter

Birger Bahlo/shz.de
Schwabstedt
Zuletzt aktualisiert um:
Die bestehende Siedlung Hollbusch soll bis zum Knickwall, der sich hier durchs Bild zieht, erweitert werden. Foto: Thomas Heyse

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In der Einwohnerversammlung in Schwabstedt hielt sich das Publikum weitgehend zurück und ließ den Parteien Raum für ihren Streit um die Wohnanlage im Neubaugebiet Hollbusch.

Auf zwei Grundstücken im geplanten Baugebiet Hollbusch können Wohnanlagen für insgesamt acht Mieter errichtet werden. So sieht es der Entwurf des B-Planes vor, der noch bis zum 19. Juli im Amt Nordsee-Treene von jedermann eingesehen werden kann. 

 

Doch auch nach der Einwohnerversammlung vom Donnerstagabend ist nicht annähernd erkennbar, wer die bauen darf. Über die Frage setzten die Sprecher der Fraktionen vor den Augen des staunenden Publikums ihren Streit fort. Allerdings mischten sich die Zuschauer auch kaum mit ihren eigenen Vorstellungen dazu ein. Fest steht nur, dass die Wobau Eiderstedt als Bauherr auftreten möchte, aber gegenüber shz.de betont hat, sich aus dem sozial geförderten Wohnungsbau zurückgezogen zu haben.

Die Linke: Gemeinde baut und erzielt einen Überschuss 

Da hakte Hartmut Jensen (Die Linke) einmal mehr mit seinem Vorstoß ein, die Wohnungen durch die Gemeinde bauen zu lassen. Er hatte Finanzierungsvorschläge mitgebracht, die mit der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) abgestimmt seien. Obwohl Unternehmer trotz aktuell steigender Materialpreise nur mit Baukosten von 1800 bis 2000 Euro pro Quadratmeter rechnen würden, setzte Jensen zur Sicherheit 2500 Euro an. Trotz so hoher Investitionen durch die Gemeinde für acht sozial geförderte Wohnungen à 55 Quadratmeter ergebe sich am Ende eines jeden Jahres neben dem Vermögensaufbau ein Überschuss von 9.400 Euro für die Gemeinde, netto nach Abzug von Instandhaltungs- und Verwaltungskosten sowie Mietausfällen. 

Hausaufgaben der Fraktionen 

Der Einwohnerversammlung Finanzierungsvorschläge zu unterbreiten, war ursprünglich die Hausaufgabe der CDU gewesen. CDU-Frontmann Tobias von den Hoff hatte jedoch nur allgemein Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für energieeffizientes Bauen erwähnt und von einem Kontakt zu einem Förderlotsen der IB.SH berichten können – mit dem Hinweis, der habe noch nicht zurückgerufen. Von ihm kontaktierte Aktivregionen hätten abgewunken, weil das speziell bei ihnen kein Thema sei. 

Junge Familien oder doch Senioren? 

Helge Marxen von der Wählergemeinschaft Schwabstedt unterstrich die bereits bekannte Position der WGS und der CDU, die Gebäude eher an junge Familien vermieten zu wollen. Das sei sinnvoll wegen der relativen Ferne zum Ortszentrum und der Nähe zu den jungen Bauherren am Hollbusch. 

 

Senioren oder junge Familien? Jensen wollte den Streit nicht weiter eskalieren lassen und betonte, dass es ihm darum gehe, als Kommune sozial geförderten, also günstigen Wohnraum zu schaffen. Womit am Ende offen gelassen werden könne, wer dort einziehen möchte.

Details in Verträgen mit Bauherren 

Jensen war auch der einzige, der Kriterien zur Vergabe der Bauplätze mitgebracht hatte, die hier nur in Stichworten wiedergegeben werden können. Seine Vorschläge: Hauptwohnsitz seit zehn Jahren in Schwabstedt oder Verwandte im Ort, auch andernorts kein eigener Grundbesitz, Baubeginn spätestens zwei Jahre nach Erwerb und das Halten der Immobilie über zehn Jahre, was auch der Frist der Finanzbehörden zur Verhinderung von Spekulationen entspricht. Dazu gab es aus dem Publikum kurze Ergänzungen und Nachfragen. Tobias von den Hoff schlug den Bogen zu Hartmut Jensen und urteilte zu allem, dass das im Detail im Gemeinderat beschlossen und in die Verträge mit den Bauherren einfließen werde. 

 

Abschließend sollten die Bürger Namen für die Straße im Neubaugebiet vorschlagen. Allgemeinen Beifall fand Hans Heinrich Ingwersens Vorschlag „Störtebeker-Straße“. Laut Legende soll der Seeräuber Klaus Störtebeker im naheliegenden Holbek einen Schutzhafen gehabt haben und im Nachtigallental eine riesige goldene Kette vergraben haben – und immer wieder machten sich Schatzsucher auf den Weg dorthin. Angesichts der ebenfalls in der Sitzung zur Sprache gekommenen Sorgen um die hohen Wasserstände in dem Baugebiet, wurde ein weiterer Namensvorschlag eher mit Humor quittiert: „Wasserreihe“.

 

Mehr lesen