LANDESLISTE ZU BUNDESTAGSWAHL

Serpil Midyatli rollt Ralf Stegner den roten Teppich aus

Serpil Midyatli rollt Ralf Stegner den roten Teppich aus

Serpil Midyatli rollt Ralf Stegner den roten Teppich aus

Dieter Schulz/shz.de
Kiel
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Serpi Midyatli
Mit sich und ihrer ersten Wahlliste zufrieden: SPD-Landeschefin Serpi Midyatli. Foto: Marcus Dewanger

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SPD-Landesliste zu Bundestagswahl: ein Wechsel an der Spitze und ein überraschend guter Platz für Ralf Stegner

Es ist eines der wichtigsten Machtinstrumente als Parteichef: der Vorschlag zur Landeswahlliste für Bundes- oder Landtagswahlen. Knapp zwölf Jahre lang konnte Ralf Stegner so den Daumen über die politische Karriere seiner Genossen heben oder senken. Am Sonnabend stellte nun seine Nachfolgerin Serpil Midyatli zum ersten Mal eine vor ihr aufgestellte Landesliste vor. Und die spannendste Frage lautete: Auf welchen Platz setzt sie ihren Vorgänger? 

 

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2017 zogen fünf der sechs SPD-Abgeordneten über die Landesliste in den Bundestag ein, nur Mathias Stein errang in Kiel das Direktmandat. Damals holten die Genossen 23,3 Prozent der Zweitstimmen. Ein Wert, der zwar gegenüber der Bundestagswahl von 2013 einen Verlust von 8,3 Prozentpunkten und drei Mandaten bedeutete, der aber noch immer deutlich über den gegenwärtigen Prognosen liegt. 

Auch wenn Midyatli selbstbewusst als Ziel für den Herbst „sechs Mandate mindestens und eine deutliches Plus“ ausgab, sicher dürften im Augenblick ausschließlich die Listenplätze 1 bis 4 sein. Platz 5 dürfte für den Fall gute Chancen haben, dass keiner der hinter ihm platzierten Bewerber ein Direktmandat holt. 

Sönke Rix als Spitzenkandidat 

Midyatli, die erste Frau an der Spitze der Nord-SPD, sorgte mit ihrer ersten Wahlliste gleich für mehrere Überraschungen. Als Spitzenkandidaten nominierte sie mit dem Chef der Landesgruppe im Bundestag, Sönke Rix (Wahlkreis 4 Rendsburg-Eckernförde), einen Mann. 2017 stand noch die heutige Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Bettina Hagedorn (Wahlkreis 9 Ostholstein-Stormarn-Nord) auf der 1, sie rutschte bei Midyatli auf die 4. 

Neue stärkste Frau ist nun Nina Scheer (Wahlkreis 10 Herzogtum Lauenburg – Stromarn-Süd) auf Listenplatz 2. Auf Grund des Reißverschlussverfahrens (Mann und Frau im Wechsel) war so Listenplatz 3 für Ralf Stegner frei – ein überraschend guter und vor allem sicherer Platz für den Ex-Landeschef. 

Kein Kommentar von Ralf Stegner 

Erwartet war für den Fraktionsvorsitzenden im Landtag entweder Platz 4 oder Platz 6 – die Position als zweiter oder dritter Mann. Stegner selber äußerte sich am Samstag eher zurückhaltend: „Da ich als langjähriger Landesvorsitzender der SPD Schleswig-Holstein selbst viele Listenvorschläge gemacht habe und weiß, wie schwierig das ist, will ich – aus Respekt vor der Entscheidung des Landesvorstandes und der Delegierten – den vorliegenden Vorschlag nicht öffentlich kommentieren oder bewerten.“ Midyatli zeigte sich da deutlich zufriedener: „Ich bin glücklich, Ralf ist glücklich, die Partei ist glücklich.“ 

Auf die Plätze 5, 6 und 7 setzte Midyatli Kandidaten, von denen sie erwartet, dass die das Direktmandat erkämpfen. Tim Klüssendorf (Listenplatz 5 / Wahlkreis 11 Lübeck) gegen die CDU-Amtsinhaberin Claudia Schmidtke, Franziska Brzezicha (Listenplatz 6 / Wahlkreis 1 Flensburg-Schleswig) gegen den Bundesvorsitzenden der Grünen, Robert Habeck, und Mathias Stein (Listenplatz 7 / Wahlkreis 5 Kiel). Zugleich gelang es Midyatli durch Klüssendorf und Brzezicha die Liste deutlich zu verjüngen. 

Zustimmung der Jusos 

Über die endgültige Platzierung entscheidet die Landeswahlkonferenz der Nord-SPD am 26. März in den Holstenhallen Neumünster. Dort sind Kampfkandidaturen um einzelne Listenplätze möglich, aber nicht zu erwarten. Der Landesvorstand hat Midyatlis Vorschlag einstimmig abgesegnet. Die Jusos, sonst immer für eine Überraschung gut, zeigten sich mit den Platzierungen von Klüssendorf und Brzezicha zufrieden. „Der Erneuerungsprozess der SPD trägt Früchte“, kommentierte Juso-Chef Simon Bull den Listenvorschlag am Sonnabend.

 

„Ich bin glücklich, Ralf ist glücklich, die Partei ist glücklich.“ 

Serpil Midyatli, Landeschefin der SPD Schleswig-Holstein
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