Palästinenser-Demonstration

Antisemitischer Zwischenfall in Flensburg

Antisemitischer Zwischenfall in Flensburg

Antisemitischer Zwischenfall in Flensburg

Julian Heldt, Heiko Thomsen und Karsten Sörensen/shz.de
Flensburg
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Einsatz bei einer Demonstration in Flensburg.
Direkt nach der Attacke: Zunächst wurde auch Aktivist Amed Sherwan gefesselt, dann jedoch direkt wieder frei gelassen. Foto: Heiko Thomsen

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Dem Aktivisten Amed Sherwan wurde eine Israel-Fahne entrissen. Er soll als „Scheiß Jude“ bezeichnet worden sein

Großes Polizeiaufgebot am Samstagnachmittag in der Flensburger Innenstadt: Mit rund 150 Teilnehmern hat der Palästinensische Verein auf dem Willy-Brandt-Platz demonstriert. Die Demonstration wurde angemeldet unter dem Titel „Solidarität und Beistand mit den Palästinensern im Ost-Jerusalem-Teil“.
 
Die Teilnehmer forderten unter anderem ein freies Palästina. Wie in anderen deutschen Städten kam es während der Demonstration auch in Flensburg zu antisemitischen Ausfällen.
Demonstration Flensburg
Der Palästinensische Verein Flensburg hatte zu der Demo aufgerufen. Foto: Karsten Sörensen
So wurde der Aktivist Amed Sherwan (22), der direkt gegenüber des Willy-Brandt-Platzes eine Gegendemonstration mit rund 25 Teilnehmern zum Thema „Gegen jeden Antisemitismus“ organisiert hatte, körperlich angegriffen. Ihm wurde eine Israel-Fahne entrissen. Laut Sherwan soll der Mann ihn zudem als „Scheiß Juden“ bezeichnet haben. Beide gingen bei der Auseinandersetzung zu Boden.
Amed Sherwan
Der Aktivist Amed Sherwan. Foto: Karsten Sörensen

„Er zerrte mich in Richtung der Demo über die Schiffbrücke. Ich erlitt durch die Rangelei Verletzungen und Hautabschürfungen. Ich habe Anzeige gegen den Mann bei der Polizei erstattet“, so Sherwan.

Die Polizei war nach der Attacke schnell zur Stelle und fesselte zunächst auch Sherwan. Der Aktivist wurde jedoch direkt wieder freigelassen. Der Angreifer, ein 23-Jähriger augenscheinlich aus den Reihen der Palästinenser-Demo, wurde hingegen in Gewahrsam genommen, bestätigte Polizeisprecher Christian Kartheus. Im Anschluss an die erkennungsdienstliche Behandlung wurde der Mann entlassen. Strafrechtliche Ermittlungen wurden eingeleitet, teilte die Polizei mit.

Der Angreifer
Der Angreifer wird abgeführt. Foto: Heiko Thomsen

Wenige Stunden vor der Demo hatte der Palästinensische Verein noch auf seiner Facebookseite darauf hingewiesen, dass das „Gesetz die Verbrennung der israelischen Flagge während Veranstaltungen und Demonstrationen“ verbiete. „Wir halten uns an das Recht, wer dies nicht kann, soll zu Hause bleiben.“ Der Islam verbiete zudem Übergriffe auf Synagogen und jüdische Gotteshäuser.

Die Polizei erhöhte nach dem Zwischenfall am Willy-Brandt-Platz noch einmal die Präsenz. Es wurden mehrere Hundeführer angefordert. Im Anschluss wurden die Norderhofenden und die Schiffbrücke zwischen Toosbüystraße und ZOB komplett gesperrt. Nur der ÖPNV und Rettungsdienste durften die Straße befahren. Es kam zu größeren Verkehrsbehinderungen in der Flensburger Innenstadt.

Der weitere Verlauf beider Demonstrationen blieb friedlich. Sie wurden gegen 17.15 Uhr beendet.

Gegendemonstration
Ein Teilnehmer der Gegendemonstration. Foto: Heiko Thomsen
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