Ein bisschen Enttäuschung ist in den Augen von Niclas Herbst zusehen als er das Ergebnis der Wahl zum CDU-Spitzenkandidaten für die Europawahl hört – doch am Ende überwiegt wohl die Erleichterung. Mit 62 Prozent der Stimmen setzt sich der 50-Jährige gegen Christian von Boetticher (52) durch, der in einer Kampfkandidatur gegen den 50-Jährigen angetreten ist und ein respektables Ergebnis einfährt.

Damit ist klar, dass der jetzige CDU-Abgeordnete aus Schleswig-Holstein, der dem Europaparlament seit 2019 angehört, aller Voraussicht nach auch der künftige sein wird. Neben Herbst gehören dem Parlament noch Rasmus Andresen an, den die Grünen kürzlich erneut mit einem Votum zur Delegiertenkonferenz geschickt haben – und Delara Burkhardt, die auf der Wahlkonferenz der SPD am 3. November wieder antreten will. Dazu kommt Patrick Breyer, der für die Piraten im Europaparlament sitzt.

Niclas Herbst ist auch ein Erfolg für Daniel Günther

Herbsts Erfolg ist auch ein Erfolg für Daniel Günther. Hat sich doch sein Vertrauter gegen seinen parteiinternen Widersacher durchgesetzt. Denn das Verhältnis des aktuellen Parteichefs zu dem Mann, der die CDU im Norden bis zu seinem Rücktritt wegen der Affäre mit einer 16-Jährigen Anfang des Jahrzehnts für ein Jahr geführt hat, gilt mindestens mal als zerstört. Von Boetticher lehnt es ab, für Listenplatz drei zu kandidieren, für die ihn die Parteiführung vorgeschlagen hat.

Bei der Wahl 2019 lag die Union im Norden noch auf Platz 2, rund drei Prozent hinter den Grünen.

„Dieses Team ist genau das Team, mit dem wir die Chance haben, die Scharte vom letzten Mal auszuwetzen“, sagt Günther. „Alle brennen darauf, einen richtig coolen Wahlkampf zu machen.“ Und über Niclas Herbst: „Er genießt ein extrem hohes Ansehen in Europa.“

Niclas Herbst ist ein Kämpfer für die Landwirtschaft in SH

Der Spitzenkandidat für die Wahl im nächsten Jahr gibt sich als Kämpfer für den Erhalt der Fischerei in Nord- und Ostsee, der Landwirtschaft in ganz Schleswig-Holstein und den Menschen – vor allem im ländlichen Raum. Und: „Wir dürfen uns Europa nicht kaputtreden lassen.“

Und von Boetticher, der trotz einer kämpferischen Rede am Ende nicht so deutlich unterliegt, wie vielleicht einige aus der Parteiführung gedacht haben? Der nimmt das scheinbar gelassen hin – und die Delegierten könnten das Gefühl gewinnen, dass es nicht sein letzter großer Auftritt bei der CDU gewesen ist.