SPD-Landesparteirat

Die SPD will mit den Grünen an die Macht

Die SPD will mit den Grünen an die Macht

Die SPD will mit den Grünen an die Macht

Kay Müller/shz.de
Kiel
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Optimistisch:Serpil Midyatli. Foto: Marcus Dewanger

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Ohne direktes Publikum versucht die SPD-Vorsitzende Serpil Midyatli ihre Partei auf die Bundestagswahl einzuschwören.

Eine soziale, digitale und klimaneutrale Politik gibt es nur im Bündnis von SPD und Grünen“, sagt die SPD-Vorsitzende Serpil Midyatli. Ein Satz, der den den Delegierten des SPD-Landesparteirates gefallen müsste, denn er soll ihnen Hoffnung machen, die Partei bald wieder in die Regierung zu bringen.

„Jetzt wird die SPD gebraucht“, ruft Midyatli. Doch niemand klatscht. Zumindest kann die 45-Jährige den Applaus nicht hören, denn sie steht ziemlich allein vor der Kamera. In der kleinen Parteizentrale der Sozialdemokraten in Kiel darf nur eine Handvoll Genossen anwesend sein.

Eigentlich hätte alles anders sein sollen. Auf einem dreitägigen Parteitag wollte die SPD ihre Vorsitzende wiederwählen. Das ist nun auf den 24. April verschoben Die geplante Listenaufstellung der Kandidaten zur Bundestagswahl findet in Präsenz am 26. März in den Holstenhallen Neumünster statt. Mit Spannung wird erwartet auf welchen Platz Midyatlis Vorgänger Ralf Stegner kommen wird.

Von dem ist bei diesem Parteitag nicht die Rede, Midyatli versucht es aber mit kämpferischen Tönen, wie die Genossen es von Stegner jahrelang gewohnt waren. „In der Krise beweist die SPD Charakter“, sagt sie und zitiert damit Alt-Kanzler Helmut Schmidt. Die SPD-Chefin appelliert an die Solidarität der Menschen in der Corona-Pandemie. Es sei die Aufgabe der SPD, die Gesellschaft zusammenzuhalten.

Wir können uns einen Wirtschaftsminister Peter Altmaier so nicht leisten.

Serpil Midyatli, SPD-Vorsitzende

Midyatli stellt in nicht mal 20 Minuten das heraus, was die SPD-Minister in der Krise geleistet haben – vor allem Olaf Scholz. Er habe auch das Wirtschaftsministerium mitgemanagt, die CDU habe das nicht hinbekommen. „Wir können uns einen Wirtschaftsminister Peter Altmaier so nicht leisten.“

Midyatli schaut in die Kamera, sie klebt nicht sklavisch am Manuskript, etwa wenn sie sagt: „Ich will, dass kein Kind in Armut aufwächst.“ Oder: „Viele Kinder haben noch nie das Meer gesehen.“ Sie verspricht 250 Euro für jedes Kind als Grundsicherung, kostenfreie Kinderbetreuung und Fahrten im Nahverkehr für alle unter 18 Jahren. „Und wir brauchen eine Elternzeit akut.“ Damit sollen Eltern 20 Tage im Jahr extra für Betreuung haben, so Midyatli. Das trägt sie überzeugend vor, aber das Format ohne Publikum liegt der SPD-Chefin nicht. Sie braucht den Kontakt mit den Menschen. Aber Midyatli hat den Auftritt vorher geübt – und versucht das beste daraus zu machen.

Wenn nur ein Funke von dem übergesprungen ist, was du hier gesagt hast, dann können wir selbstbewusst in den Bundestagswahlkampf gehen.

Sönke Rix, Bundestagsabgeordneter

„Wenn nur ein Funke von dem übergesprungen ist, was du hier gesagt hast, können wir selbstbewusst in den Bundestagswahlkampf gegen“, sagt dann der Bundestagsabgeordnete Sönke Rix. In der Diskussion, die technisch nicht immer reibungslos verläuft, thematisieren die Genossen vor allem die Politikfelder, die ihnen persönlich am Herzen liegen – und manche zeigen deutlich, dass sie neue Mehrheiten in Bund und Land wollen.

Auch Midyatli trimmt die Genossen auf Attacke. Die Jamaika-Koalition sei kein Bündnis auf Basis gemeinsamer Werte, sagt sie. Ministerpräsident Daniel Günther könne die Zukunftsfragen nicht lösen, das zeige sich schon, wenn er mit seinem Stufenplan in Berlin scheitere. „Günther erzählt an einem Tag das Eine und am nächsten Tag das Andere“, sagt Midiatly. „Es ist das Politikmodell von Daniel Günther: Den Mund zu voll nehmen, auf die Nase fallen und am Ende müssen wir das ausbaden.“ So zeige sich in der Krise, wer Charakter habe und wer eben nicht.

In drei Wochen, wenn die Partei sich mit 200 Genossen wieder direkt trifft, kann Midyatli ihrer Forderung Nachdruck verleihen: „Immer wenn es schwierig wurde stand die SPD auf dem Platz“, sagt sie. „Wir sind auf dem Platz.“ Ob nun mit oder ohne Publikum.

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