Um zu verstehen, wie besonders dieser Preis ist, muss man vermutlich aus der Werbebranche kommen. Oder sich einfach ansehen, wie glücklich und aufgeregt Michael Keller ist. 

Jetzt endlich darf der Geschäftsführer der Eutin GmbH verraten, dass die Stadt für ihren neu entwickelten Markenauftritt mit dem „German Brand Award“ ausgezeichnet wurde. Seit März wusste Keller, dass Eutin diese Auszeichnung im Bereich „Special Mention“ erhalten wird. Erzählen durfte er das erst am Tag der Preisverleihung im Juni. „Es fiel mir sehr schwer, nichts zu sagen“, gibt Keller zu. Irgendwann habe er es dann nicht mehr ausgehalten und die Nachricht mit Bürgermeister Carsten Behnk geteilt. 

 

„Es geht um die Vermarktung einer Sache, die einem nicht gehört“

Der „German Brand Award“ wird vom Rat für Formgebung und der Stiftung German Brand Institute vergeben und zeichnet erfolgreiche Markeneinführungen, nachhaltig wirkende Werbekampagnen und Marketingprojekte aus. Insgesamt wurden 1134 Kampagnen aus 17 Ländern eingereicht, darunter von renommierten Markten wie Tesa, RWE, der Telekom oder AEG. 

 

Tourismusprojekte sind nach Kellers Aussage selten unter den Bewerbern. Das liegt auch an der Komplexität des Produktes, für das geworben wird. „Es geht um die Vermarktung einer Sache, die einem gar nicht gehört“, verdeutlicht Keller. Und als Werber habe er auch wenig Einfluss darauf, wie die Stadt sich entwickelt, welche Geschäfte sich ansiedeln oder wo gebaut werde. 

Eutin wurde für den Preis nominiert 

Wo er allerdings Einfluss nehmen kann, dass ist, wie die Stadt sich nach außen hin präsentiert. In Workshops und Bürgerumfragen wurde ein Markenkern erstellt, mit all dem, wofür Eutin steht. „Historischer Regierungssitz“, „Holsteins Bühne für Kultur“ und „Entspannte Lebensart“ wurden als Stadtkennzeichen herausgearbeitet. 

 

Dafür, wie es Eutin GmbH und der Stadt gelang, ein Logo und einen Auftritt der Stadt zu finden, in dem sich alle Eutiner wiederfinden, dafür gab es nun die Auszeichnung. 

Diese sei eine Anerkennung dessen, was bisher geleistet worden sei, fasste Bürgervorsteher Dieter Holst zusammen. Besonders groß ist die Auszeichnung dadurch, dass die Eutin GmbH sich gar nicht selbst für den Preis beworben hatte. „Der Rat für Formgebung hat uns nominiert“, schildert Keller, noch immer ein wenig überwältigt. Aufmerksam wurde der Rat durch Berichte über die Markenfindung in der Fachpresse. 

Stadt ist mitten im Umstellungsprozess 

Für Keller und seine Mitarbeiter geht die Arbeit jedoch jetzt erst richtig los. „Die Stadt ist mittendrin im Umstellungsprozess“, sagt Keller. Der einheitliche Auftritt muss sich durch alle Bereiche der Stadt ziehen. Angefangen bei den Souverniers in der Tourist Info über die Gestaltung der Namensschilder an den Büros der städtischen Mitarbeiter bis hin zur einheitlichen Rahmengestaltung bei Veranstaltungen. „Wir haben den Druck, dass alles stringent sein muss“, fasst Michael Keller zusammen. 

 

Das führt dann eben auch dazu, dass die Tourist Info ab sofort E-Bikes vermietet. Weil das nämlich ein Bestandteil des Markenkerns „Entspannte Lebensart“ ist. Und so hat der Werber Keller dann doch Einfluss auf die Entwicklung der Stadt.