Tourismus

So funktioniert der nachhaltige Urlaub bei Uta Janbeck

So funktioniert der nachhaltige Urlaub bei Uta Janbeck

So funktioniert der nachhaltige Urlaub bei Uta Janbeck

Doris Ambrosius/shz.de
Gelting
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Uta Janbeck (59) von Janbecks Fairhouse in Gelting-Lebeck. Aus eigenen Rosenblättern stellt Sie Sirup für Limonaden her. Foto: Doris Ambrosius

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Die Gäste können sich auf dem Hof mit nachhaltigen Lebensmitteln oder auch Wasch- und Dekoprodukten versorgen.

„Der Trend, einen nachhaltigen Urlaub verbringen zu wollen, nimmt immer mehr zu“, bestätigt Agnes Schockemöhle vom Touristikverein Ferienland Ostsee-Geltinger Bucht. „Durch die Pandemie hat sich das verstärkt.“ Man könne das nicht nur anhand steigender Nachfrage sehen, sondern sehr genau auch an Suchfiltern im Internet ablesen. 

Es beginne mit Ladestationen für E-Bikes und E-Autos, oder dem Wunsch ganz und gar ohne Auto anreisen zu können. „Die Frage nach der Nachhaltigkeit der Unterbringungsmöglichkeiten, dem Einkaufen von Produkten aus der Region sowie das Erleben in und mit der Natur steigt stetig“, gibt Schockemöhle an. „Sowas wie eine zweistündige Führung zu den Wildpferden geht durch die Decke.“ 

 

Uta Janbeck (59) vom Janbecks Fairhouse in Gelting-Lebeck ist dem Trend schon Jahre voraus und macht es beispielhaft vor, weil sie und ihr Mann nachhaltig leben und dies auch anderen Menschen möglich machen wollen. 

Anwesen wurde ab 2003 saniert 

Beide kommen ursprünglich aus Ahrensburg, konnten dort aber platztechnisch ihre Träume nicht so erfüllen, wie sie es wollten. „So kauften wir 2002 das damals recht verfallene Anwesen hier und begannen 2003 es nach unseren Wünschen zu sanieren und umzubauen.“ Im Großen zählt dazu ein eigener Wasserkreislauf und ein eigenes Klärwerk, dafür seien sie bekannt, berichtet sie. Außerdem gehören ein Doppelzimmer und sechs Ferienwohnungen dazu, welches sie unter dem Gesichtspunkt Bio und Nachhaltigkeit gebaut und eingerichtet haben. 

„Natürlich mussten wir zu Beginn es auch erstmal so machen, dass es finanziell überhaupt möglich ist“, erklärt sie, warum sie erstmal mit Ikeamöbeln aus Holz anfangen mussten. „Aber wirklich gute Pflege und Wertschätzung ließen diese Möbel lange halten, so wie die Tische im Restaurant, die auch nach 15 Jahren noch wie neu aussehen.“ 

Metallfreie Biomöbel kommen 

Aktuell tausche man aber nun nach und nach gegen metallfreie Biomöbel aus. Ihre Wäsche aus dem Betrieb wasche sie selbst, um über das Waschmittel und die Zeiten bestimmen zu können. Die Gäste können sich im Prinzip voll und ganz auf dem Hof mit nachhaltigen Lebensmitteln oder auch Wasch- und Dekoprodukten versorgen, für die Kunden gut erschwinglich. 

Ob selbstgebackenes Brot, Hafermilch, Frischkäse oder verschiedene Brotaufstriche, bis hin zu selbstgemachter Limonade, dessen Sirup aus Pflanzen vom Hof hergestellt wird, wie zum Beispiel Rosen oder Linden- und Holunderblüten. Obst, Gemüse und sogar Fleisch aus der Region, wo auf gute Haltung und Nachhaltigkeit geachtet würde, werden angeboten. 

 

Wir produzieren auf unserem Hof so gut wie gar keinen Müll, das will man uns manchmal kaum glauben, dass das geht.

Uta Janbeck

 

„Wir produzieren auf unserem Hof so gut wie gar keinen Müll, das will man uns manchmal kaum glauben, dass das geht“, verrät sie stolz, dass selbst Folien nicht benutzt werden. Dafür stelle man selbst Wachsdecken her. Jeden Tag werde auch selbst gekocht, und Gäste könnten für sich mitbestellen, wenn sie auf dem Hof mitessen wollen. 

„Die Pandemie brachte nicht nur sehr große Existenzsorgen, unter denen auch wir zu leiden hatten“, erklärt die ausgebildete Hauswirtschafterin und -meisterin, „sondern schenkte mir auch Zeit, ganz andere Dinge als besonderen Service herzustellen.“ Dazu gehören zum Beispiel QR-Codes, welche sie auf dem ganzen Hof und in den Zimmern verteilt habe, mit dessen Hilfe ihre Kunden sich Wissen aneignen können. „Das kann die Geschichte zu unserem großen Baum sein, oder aber auch, woher die Möbel stammen, wie sie mit welchen Materialien hergestellt wurden, bis hin zu Allgemeinwissen über nachhaltiges Leben oder wie wunderbar unser Wassersystem funktioniert.“ 

Ich möchte Nachhaltigkeit nicht nur vorleben und im Urlaub ermöglichen. Ich möchte Wege finden, es noch tiefer zu vermitteln und bestenfalls wirklich in den Köpfen zu verankern und vor allem zu motivieren.

Uta Janbeck

 

Diese Art des Lernens über so eine kleine „Schnitzeljagd“, wie sie es nennt, mache ganz besonders viel Freude. In den Zimmern habe sie auch bestimmte Dinge aufgestellt und Bezug zu Menschen dargestellt, die sie in ihrem Leben berührten oder imponierten. Das können Sprüche, Gedichte und Bilder sein. Alles steht im Bezug zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen). „Ich möchte Nachhaltigkeit nicht nur vorleben und im Urlaub ermöglichen. Ich möchte Wege finden, es noch tiefer zu vermitteln und bestenfalls wirklich in den Köpfen zu verankern und vor allem zu motivieren.“ 

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