Corona-Krise

Harter Corona-Lockdown: Das sagen Betriebe im Tourismus

Harter Corona-Lockdown: Das sagen Betriebe im Tourismus

Harter Corona-Lockdown: Das sagen Betriebe im Tourismus

Carlo Jolly/shz.de
Husum/St. Peter-Ording
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St. Peter-Ording, hier am Wochenende, war zuletzt schon gut besucht. Foto: Boris Pfau

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Trotz günstiger Entwicklung der Corona-Fälle geht der Lockdown im Tourismus weiter. Es gibt harte Kritik, aber auch Verständnis.

Dass der Lockdown für ihn und seine 135 Mitgliedsbetriebe weitergeht, ist für Ove Thomsen nicht der entscheidende Punkt: „Wir kommen mit dem Impfen und Testen nicht voran“, schimpft der Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes im südlichen Nordfriesland. Seine Lösung: „Einzelhandel, Schulen und Kitas, für zwei bis drei Wochen alles komplett dichtmachen.“ Jetzt blieben mal wieder Hotels und Gaststätten dicht, wie immer seit dem 2. November, sagt Thomsen: Nach einem Jahr Pandemie könne die Politik doch nicht immer nur schließen, öffnen, schließen, öffnen.

Die Campingplatzbetreiber an der Westküste fügen sich in ihr Schicksal: Der Campingplatz in Simonsberg wollte ursprünglich heute in die Saison starten, aber auf seiner Internetseite hat er schnell auf die Beschlüsse reagiert und die Öffnung auf 19. April geschoben. Und Werner Beukert vom Campingplatz Schobüll sagt, man müsse sich eben daran halten: „Wir hatten uns schon gedacht, dass wir erst nach Ostern langsam anfangen können.“

Kaufkraft von Übernachtungs- und Tagesgästen fehlt

Verständnisvoll fällt auch die Reaktion von Jutta Albert von der Husum Tourismus und Marketing GmbH aus: „Natürlich hätte ich mir mehr Perspektiven für touristische Reisen gewünscht, aber ich habe den Eindruck, als ob die Beteiligten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht haben“, erklärt sie. Natürlich benötigten Husum und ganz Nordfriesland dringend die Kaufkraft von Übernachtungs- und Tagesgästen, nicht nur direkt in den Übernachtungsbetrieben und im Gastgewerbe, sondern auch im Handel, im Dienstleistungsbereich und weiteren Branchen.

Hafen Husum: Die Westküste ohne Touristen - das dürfte zunächst so bleiben. Foto: Carlo Jolly

Für die Unternehmen (Hotellerie, Gastronomie, Camping, Freizeit-, Kultur- und Sporteinrichtungen), die voraussichtlich geschlossen bleiben müssen oder nur sehr eingeschränkt öffnen dürfen, sei finanzielle Unterstützung notwendig, auch um die Fachkräfte zu halten, damit diese nicht abwandern, so Jutta Albert weiter: „Nach meinem Eindruck sind viele Unternehmen und Soloselbständige inzwischen von großen finanziellen Nöten betroffen.“ Die Perspektivlosigkeit, etwa in der Veranstaltungsbranche oder im touristischen Gruppen-Geschäft, stelle eine große Herausforderung für die Betroffenen dar. „Ich hoffe daher, dass das Infektionsrisiko in unserer Region niedrig bleibt, wozu alle verantwortungsbewusst beitragen müssen.“

Mancher Hotellier in St. Peter-Ording hatte die Politikberatungen nicht mit sehr hohen Erwartungen verfolgt. Christian Sroka vom Beachmotel berichtet, dass die rund 50 Mitarbeiter weiter in Kurzarbeit blieben - seit Anfang November. Er zeigte sich einigermaßen gefasst: „Der erste Lockdown war schlimm. Mittlerweile ist es immer wieder eine Verlängerung.“

Hoffen auf die Modellregion mit St. Peter-Ording

Auch die Bemühungen der Politik werden honoriert: „Wir freuen uns sehr, dass Daniel Günther und die Jamaika-Koalition so für den Tourismus kämpft“, sagt Karsten Werner vom StrandGutResort. Zwar sei man enttäuscht von den Ergebnissen von gestern, aber: „Wir freuen uns auf Außengastronomie ab dem 12. April und noch mehr darauf, dass Nordfriesland mit St. Peter eine der Modelregionen werden könnte, die Tourismus mit Hygiene- und Test Konzept sowie digitale Nachverfolgung beispielhaft testet, Tourismus und Einzelhandel wieder möglich macht.“ Wo sollte so eine Modellregion sein, wenn nicht in Nordfriesland, so Werner.

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