Gesundheitsministerium

Keine schnellere Corona-Impfung für Freiwillige Feuerwehren

Keine schnellere Corona-Impfung für Freiwillige Feuerwehren

Keine schnellere Corona-Impfung für Freiwillige Feuerwehren

Eckard Gehm/shz.de
Kiel
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Landesbrandmeister Frank Homrich fordert ein Impf-Kontingent für die Feuerwehr. Foto: Christian Uthoff

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Der Landesbrandmeister versucht, ein Impf-Kontingent für die Blaulichtfamilie zu erhalten.

Sie sind oft die ersten am Unfallort, mussten bereits mehrfach positiv getesteten Menschen helfen. Doch das Kieler Gesundheitsministerium hat alle Pläne abgeschmettert, die Freiwilligen Feuerwehren eine schnellere Corona-Impfung ermöglicht hätten.

Zwischen Frustration und Wut

„Die Stimmung schwankt zwischen Frustration und Wut“, sagt Elmshorns Feuerwehrchefin Britta Stender. Sie hatte mit anderen Wehrführern und Bürgermeistern aus dem Kreis Pinneberg bereits Anfang April angeregt, die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren in die Prioritätsgruppe 2 hochzustufen. Alternativ wurde eine konzentrierte Impfaktion für die Ehrenamtler vorgeschlagen – zum Start der Impfungen in Gruppe 3, in der Feuerwehrleute momentan gelistet sind.

„Mal wieder das Ehrenamt in den Arsch gekniffen“

Das alles ist jedoch vom Tisch. „Polizei geimpft, Rettungsdienst geimpft, Freiwillige Feuerwehr nicht geimpft – macht Sinn, da wir ja nie zusammen arbeiten“, schreibt ein Feuerwehrmann bei Facebook. „Mal wieder das Ehrenamt in den Arsch gekniffen“, ein anderer. Und ein dritter: „Das Gelaber der Politiker, wir seien ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft, habe ich satt.“

Dabei hatte zumindest das Innenministerium ein offenes Ohr für die Sorgen der Feuerwehrleute. Ministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) traf sich mit Landesbrandmeister Frank Homrich – und es wurde erklärt, dass ein vom Kreisfeuerwehrverband Herzogtum Lauenburg erarbeitetes Konzept (zentrale Impfung an drei Wochenenden) für alle freiwilligen Wehren umgesetzt werden könnte.

Gesundheitsministerium stoppt konzentrierte Impfaktion der Wehren

Allerdings grätschte das Gesundheitsministerium dazwischen. In einer Videoschalte zog Staatssekretär Matthias Badenhop die Notbremse und stoppte die Vorbereitungen. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärte: „Eine Priorisierung innerhalb einer Prioritätengruppe würde zu Lasten von anderen Personen, beispielsweise Risikopatienten der entsprechenden Prioritätsstufe gehen, deren Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf deutlich höher ist.“ Eine Bevorzugung der Feuerwehrleute würde beispielsweise zu Lasten einer Kassiererin gehen, deren Risiko aufgrund der höheren Anzahl von Kontakten deutlich erhöht sei.

Elmshorns Wehrführerin Britta Stender kann das nicht nachvollziehen: „In unserem Job gibt es zwangsweise engen Körperkontakt, manchmal ist gar kein Abstand möglich. Und man weiß nie, was einen am Einsatzort erwartet.“ Vom Landesbrandmeister ist Stender enttäuscht. „Wir haben gehofft, dass er unsere Interessen vehement vertritt, sich den Wehren gegenüber loyal verhält.“

Landesbrandmeister will Kontingente für die Blaulichtfamilie

Nach der Ansage aus dem Gesundheitsministerium hat der Landesbrandmeister in einem offenen Brief an alle Wehrführungen geschrieben, man solle die Entscheidungen der politischen Ebene „akzeptieren“ und sich um einen Impftermin bei seinem Hausarzt bemühen.

War es das mit dem Kampf? „Nein“, sagt Frank Homrich. „Ich arbeitete jetzt daran, ein Kontingent für die Blaulichtfamilie zu bekommen, damit wir schnell impfen können, sollte die Priorisierung wegfallen. Ich war bislang diplomatisch, werde aber nicht zulassen, das Ehrenamtler durch Verweigerung dieses Kontingents vor den Kopf gestoßen werden. “

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