Corona-Maßnahmen

Nordfriesland: Hotels und Gastronomie bleiben dicht

Nordfriesland: Hotels und Gastronomie bleiben dicht

Nordfriesland: Hotels und Gastronomie bleiben dicht

Katharina Wimmer/shz.de
Husum
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Der Dehoga-Vorsitzende Ove Thomsen am Empfangstresen seines Hotels. Foto: Volkert Bandixen

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Hoteliers und Gaststättenbetreiber in Nordfriesland sind fassungslos: Lockerungen betreffen nicht ihre Branche.

Karl-Heinz Häuber, Geschäftsführer des Best Western Plus Theodor Storm Hotels in Husum, ist verärgert: „Wir müssen weiterhin schließen. Das geht gar nicht. So langsam geht es um unsere Existenz.“ Auch wenn er für die Entscheidungen ein gewisses Verständnis hegt, so fehle ihm mittlerweile doch die versprochene Perspektive.

So wie ihm wird es auch anderen Hoteliers und Gastronomen gestern Abend ergangen sei, als die Bund-Länder-Beratungen keine Entscheidung für diese Branche brachten.

Hotels laut RKI keine Treiber

Häuber hat seit vier Monaten in seinem Hotel keine privaten Buchungen. 150 Sitzplätze in der hoteleigenen Gasthausbrauerei und 80 Sitzplätze auf der Terrasse stehen seitdem leer. Die wenigen Gäste, die in das Hotel kommen, sind Geschäftsleute mit einem negativen Corona-Test. Aber das reiche bei weitem nicht aus.

Zwar erhalte das Haus die von der Bundesregierung zugesagten Corona-Hilfen, doch davon seien die November- und Dezember-Hilfen nur teilweise angekommen. „Wir sprechen hier von einem sechsstelligen Betrag“, sagt Häuber. Das sei fast kaum noch zu stemmen.

Und dann die gestrige Entscheidung, ein Schlag ins Gesicht. Und das obwohl in der zwölfseitigen Control-Covid-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) deutlich werde, dass Unterkunftsbetriebe nur ein niedriges und die Gastronomie ein moderates Infektionsrisiko darstellten.

Außengastronomie bei einer Inzidenz unter 50

Entsprechend dem gestern vorgestellten fünften Öffnungsschritt kann bei einer Inzidenz von unter 50 die Außengastronomie wieder öffnen, steigt der Wert auf bis zu 100, sollen tagesaktuelle Schnell- oder Selbsttest durchgeführt werden, und Besucher nur mit einem Termin speisen oder trinken können. Marius Livschütz, Sprecher des Gesundheitsministeriums, fügte an, dass Schleswig-Holstein derzeit darüber berate, kostenlose Testungen allen Interessenten auf freiwilliger Basis anzubieten. „Wie, wann und in welcher Form, wird derzeit noch in der Landesregierung diskutiert.“

Egal wie diese Entscheidung ausfallen wird, für den Hotelier aus Husum ist eines klar: „Wenn ich meine Außengastronomie am 22. März öffne, fehlt mir vor allem der Vorlauf. Wir brauen unser Bier selbst. Anfang des Jahres musste ich schon einen Teil aus dem letzten Jahr vernichten, weil es nicht mehr gut war.“ Neues zu brauen, mache erst Sinn, wenn Häuber weiß, dass er es auch ausschenken könne. Eine Produktion dauere bis zu vier Wochen.

Ebenso brauche er einen gewissen Vorlauf, um Lebensmittel einzukaufen, Speisen vorzukochen und Personal bereit zu stellen. „Steigt der Wert auf über 100, muss ich mein Essen wegwerfen und meine Mitarbeiter wieder nach Hause schicken“ – derzeit erscheint dies angesichts der aktuellen Zahlen nicht als Gefahr, aber was ist in diesen Zeiten kalkulierbar?

Personalabwanderung durch fehlende Perspektive

„Wir sind entsetzt, fühlen uns ignoriert und respektlos behandelt“, erklärt Dehoga-Kreisvorsitzender Ove Thomsen. Mehrfach seien die Versprechungen nicht eingehalten worden. Deshalb könne man nicht mehr bis zum 22. März warten, sondern brauche jetzt endlich Perspektiven.

Bereits auf das Weihnachts- und Silvestergeschäft haben die Hotels- und Gaststättenbranche verzichten müssen - und jetzt auch noch das Ostergeschäft, das sei Berufsverbot. „Auch die Mitarbeiter sind mittlerweile verzweifelt und wollen endlich wieder arbeiten. Nur Kurzarbeit ist keine Perspektive. Einige suchen sich bereits ein neues Betätigungsfeld.“ Die Folgen wären katastrophal im Hinblick auf den bereits bestehenden Fachkräftemangel.

Rückmeldungen aus der Politik

Regierungssprecher Peter Höver erklärte gegenüber den Husumer Nachrichten, dass „Schleswig-Holstein die auf der gestrigen Ministerpräsidentenkonferenz beschlossene Punkte auch in Bezug auf die Hotel- und Gastronomiebranche mitträgt und nicht ausscheren wird.“ Erst bei der nächsten Konferenz am 22. März soll dieser Punkt erörtert und entschieden werden. Auch wie es für die Außengastronomie dann wirklich aussehen wird, soll am 22. März noch einmal Thema sein.

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