Geflügelpest in Nordfriesland

Renate Schweizer sehnt Stallpflicht-Ende für Hühner herbei

Renate Schweizer sehnt Stallpflicht-Ende für Hühner herbei

Renate Schweizer sehnt Stallpflicht-Ende für Hühner herbei

Dorthe Arendt/SHZ.de
Klixbüll
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Renate Schweizer mit einem ihrer Hühner, das nur für das Foto kurz aus dem Stall durfte. Die KLixbüllerin hat viel Freude an ihren 18 Hennen plus Hahn Otto. Foto: Dorthe Arendt

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Ihre Hühner müssen wegen der Geflügelpest-Verordnung drinnen bleiben – und legen wie verrückt. Kreativität ist gefragt.

Hühner sollten eigentlich in jede Kita und in jedes Seniorenheim, findet Renate Schweizer aus Klixbüll. Seit zwei Jahren ist hält sie sich eigenes Geflügel – und ist überzeugt: „Hühner machen glücklich!“

Den Anstoß gaben allerdings weniger schöne Umstände: „Auslöser waren Berichte über zum Teil schreckliche Haltungsbedingungen für Legehennen“, berichtet sie. Was als Idee begann, gackert und kräht jetzt auf einer Wiese hinter dem Haus.

Freiluftvergnügen ist verboten

Bis November des vergangenen Jahres hatte das Federvieh viel Freiheit: In einem großzügigen Gehege konnten 18 Hennen und Hahn Otto nach Herzenslust in Gras und Erde picken und scharren, Sonnen- oder Aschekastenbäder nehmen, Frühlingsgefühlen folgen oder sich direkt am Zaun formieren, sobald sie einen ihrer Besitzer aus der Küchentür treten sehen, in der Gewissheit: Jetzt gibt es Leckerlis.

Aktuell müssen die Tiere aber drinnen bleiben: Bekanntlich herrscht für Hühner in ganz Schleswig-Holstein seit dem 10. November Stallpflicht für Hühner, Puten und Gänse, Grund: ein erhöhtes Infektionsrisiko mit der Geflügelpest. Ihren Stall – eine eigens für Hühner konzipierte Konstruktion auf einem Hänger – dürfen die Hühner derzeit nur kurz verlassen, wenn ausgemistet werden muss.

Durch die Stallfplicht legen die Hühner von Renate Schweizer mehr als zuvor. Foto: Dorthe Arendt

Die Hühner legen mehr als sonst

Das hat Folgen: Unter anderem legen die Hennen mehr als vorher. 16 Eier findet Renate Schweizer an diesem Tag vor, bei 18 Hennen „eine Superquote“, wie sie sagt. Jedoch: Wie die Hühner haben derzeit ja auch die Menschen weniger Kontakte. Feste mit vielen Essern sind bekanntlich undenkbar, da gilt es, kreativ zu werden, um die Produkte in bester Bioqualität nicht umkommen zu lassen.

Muss ihr Mann, Klixbülls Bürgermeister, Werner Schweizer, jetzt also jeden Tag Rührei essen? Mitnichten: Eierlikör, Eierplätzchen und mannigfaltige Kuchen stellt Renate Schweizer her. Außerdem hat sie eine beachtliche und vielfältige Nudelproduktion entwickelt.

Eierplätzchen, natürlich auch selbst gemacht. Foto: Dorthe Arendt

Nudeln in vielen Varianten

Unterschiedliche Typen Weizenmehls als Zutat sind nur der Anfang, Vollkorn- oder Dinkelvarianten gibt es genauso wie Nudeln mit Brennesseln, Tomate-Kräuter, Steinpilzen oder Amaranth.

Die Nudeln werden in einem Trockenautomat bis zu einem Jahr haltbar gemacht, die verwendeten Zutaten seien alle aus dem eigenen Garten – dort steht ja auch der Hühnerstall – und/oder aus der Region und in Demeter-Qualität.

Nudeln mit und ohne Eier, mit Brennesseln, Steinpilzen, Amaranth oder Kräutern: Renate Schweizer macht alles selbst mit Zutaten aus dem eigenen Garten - dort stehen auch die Hühner - oder aus der näheren Umgebung. Foto: Dorthe Arendt

Viel lieber würde die Klixbüllerin die Grundprodukte für ihre Köstlichkeiten jedoch von freilaufenden Hühnern erhalten und sehnt das Ende der Stallpflicht herbei. Wer sie beobachte, müsse unwillkürlich lächeln, finde Zerstreuung und Entspannung, die Hühner seien zutraulich und neugierig, schwärmt die Klixbüllerin.

Allerdings: Zu einer guten Tierhaltung gehört natürlich auch Arbeit und Verantwortung für die Besitzer. Eine Stunde sei sie am Tag mit den Hühnern beschäftigt, Demeter-Futter, frisches Wasser, frisches Heu will gebracht werden, dazu kommt das Misten, das aber meist Werner Schweizer übernimmt. Renate Schweizer sieht den Aufwand positiv: Die Freude überwiege und man bewege sich gleichzeitig mehr.

Chickenguard wird aktiv

Bewegung für den Wagen fällt jedoch derzeit flach. In Zeiten ohne Stallpflicht bekommen das Schweizersche Federvieh alle drei Wochen ein frisches Stück Wiese zum Gras picken und Würmer ziehen.

Ein Solarmodul auf dem Stalldach sorgt dafür, dass zum Beispiel der sogenannte Chickenguard aktiv wird: eine zeitgesteuerte Tür, die verhindert, dass der Fuchs nachts in den Hühnerwagen eindringen kann.

Otto ist gerne mittendrin

Weiße und schwarze Sussex, Sperber, Königsberger sowie schwedische Blumenhühner sind die Rassen, die tagsüber merklich lieber draußen wären als ständig drinnen im Stall. Obwohl er ihnen sogar mehr Platz bietet, als es nach Bio-Kriterien erforderlich wäre. Auch die Schweizers freuen sich schon auf den ersten großen Auftritt ins Freie der Hühnerschar, sobald die Stallpflicht ein Ende hat.

Hahn Otto – der einzige, der einen Namen hat – schreite nie zuerst die Hühnerleiter herunter, sondern lasse immer einigen Hennen den Vortritt, berichten die Hühnerhalter. „Er achtet immer darauf, dass er in er Mitte ist.“ Auch ansonsten passe der schwedische Blumenhahn gut auf seine Mädels auf, sagt Renate Schweizer.

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