Corona-Maßnahmen

Schleswig-Holstein will Impfzentren schließen

Schleswig-Holstein will Impfzentren schließen

Schleswig-Holstein will Impfzentren schließen

Dieter Schulz/shz.de
Kiel
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In Schleswig-Holstein werden zurzeit 28 Impfzentren wie hier in Itzehoe betrieben. Ende Juli/Anfang August soll der Betrieb herunter gefahren werden. Foto: Michael Ruff

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Ab Sommer sollen Hausärzte die Rolle der Impfzentren übernehmen, falls ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.

Zwischen gut 32.000 und knapp 18.000 Schleswig-Holsteiner werden täglich gegen Corona geimpft – die meisten in einem der 28 Impfzentren im Land. Die ersten sind seit dem 1. März in Betrieb, die letzten seit dem 1. April. Doch wenn es nach den Vorstellungen der Landesregierung geht, ist damit am 31. Juli Schluss. Dann sollen die Zentren landesweit schließen.

Niedergelassene Ärzte als tragende Säule

„Es war immer das erklärte Ziel, die Impfungen schnellstmöglichst in das Regelsystem zu überführen“, begründet ein Sprecher des Kieler Gesundheitsministeriums am Sonntag die Schließungspläne. Mit den vom Bund in Aussicht gestellten Impfstoff-Liefermengen und der damit verbundenen erheblich steigenden Impfquote würden die Impfzentren mittelfristig nicht mehr die tragende Säule der Kampagne sein, so der Sprecher weiter. Diese Rollen würden die niedergelassenen Ärzte übernehmen.

Voraussetzung sei allerdings, dass der Bund und die Pharmaindustrie die zugesagten Mengen an Impfdosen bereitstellen.

Die Kassenärztliche Vereinigung in Schleswig-Holstein geht von einem Ende der Impfzentren zum 31. Juli aus. Daher seien in dieser Woche die Erstimpfungen mit Astrazeneca beendet worden, da die Zentren weiterhin mit einem Zwölf-Wochen-Abstand für die Zweitimpfungen planen würden, schreibt die Vereinigung an ihre Mitglieder.

SH bundesweit im Spitzenfeld

Schleswig-Holsteiner, die bereits in einem der Zentren ihren Termin für eine Erst- oder Zweitimpfung hätten, sollen diese auch noch im jeweiligen Zentrum wahrnehmen können. Zudem kündigte die Vereinigung ihren Mitgliedern an, dass in der Woche vom 29. April bis zum 2. Mai kein Astrazeneca an die Praxen geliefert werde.

Nach Aussagen von Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) vom Sonnabend liegt Schleswig-Holstein bei den Erstimpfungen im Spitzenfeld der Bundesländer. Laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Wochenende liegt die entsprechende Impfquote bei 20,3 Prozent.

„Wir haben die niedrigsten Infektionszahlen und auch die wenigsten Sterbefälle pro 100.000 Einwohner“, erklärte Garg. Das liege an der Disziplin der Schleswig-Holsteiner und ihrer Bereitschaft, die Corona-Maßnahmen mitzutragen, aber auch am Fortschritt der Impfkampagne.

Eine Wette auf die Zukunft

Ein Kommentar von Dieter Schulz

Es wäre die beste Nachricht seit 13 Monaten: In Schleswig-Holstein schließen im Sommer die Impfzentren. Nicht, weil dadurch ein enormer Kostenblock für Unterhalt und Betrieb der inzwischen 28 Zentren im Land wegfallen würde, sondern weil diese dann schlicht und einfach nicht mehr gebraucht werden.

Schon jetzt hat mehr als jeder Vierte Schleswig-Holsteiner zumindest eine Corona-Impfung erhalten. Steigen die knapp 2000 Hausärzte in den nächsten Wochen in die Impfkampagne mit ein, dürfte die Impfquote Ende Juli/Anfang August so hoch sein, dass ein „normales“ Leben zumindest im Ansatz möglich wäre. Doch dieser mehr als erfreuliche Blick in die Zukunft ist eine Wette auf genügend Impfdosen.

Wie sagte Gesundheitsminister Heiner Garg kürzlich: „Ich brauche weder von Angela Merkel noch von Jens Spahn Ratschläge zur Pandemie-Bekämpfung. Was ich aus Berlin brauche, ist mehr Impfstoff.“ Recht hat er.

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