Bevorstehende Abschlussprüfungen

So läuft es an den Beruflichen Schulen in Flensburg

So läuft es an den Beruflichen Schulen in Flensburg

So läuft es an den Beruflichen Schulen in Flensburg

Mira Nagar/shz.de
Flensburg
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Präsenzunterricht mit Fachlehrer Jens Ingwersen im Bereich Gastro:Die Azubis Jens Matthiesen (l.), und Lars Zemla feilen an ihrer Schnitttechnik. Foto: Michael Staudt

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Im März geht es mit den Prüfungen los. Die Vorbereitungen laufen zwischen Distanz und Präsenz.

Bei den Fleischern baumeln ein paar geräucherte Würste einsam in der Mitte des Raumes, die weißen Plastikschürzen hängen an den Haken. Ein Wäscheständer voller weißer Geschirrhandtücher steht in der leeren Großküche an der Seite. Auch die Bäckereitheke ist an diesem Tag verlassen. Nur ein paar künstliche Kuchen lassen erahnen, dass hier sonst angehende Fachverkäufer auf ihren Job vorbereitet werden. Die Hannah-Arendt-Schule wirkt fast wie eine Geisterschule – wenn man nicht hinter den geöffneten Fenstern einzelner Klassenräume ein paar Schülerinnen und Schüler erahnen könnte.

Gelernt wird trotzdem, auch an diesem Tag. „Im Lockdown wird auch selbstverantwortliches Lernen geübt“, erklärt Detlev Grube. „Die Schüler lernen zu planen und Zeitmanagement.“ Grube ist Leiter der vermeintlichen Geisterschule. Sein Konzept ist es, die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen vereinzelt und zeitweise in die Klassenräume zu lassen. Die anderen bleiben zu Hause.

„Wir wägen ab zwischen Nutzen und Risiko“, erklärt Grube. „Grundsätzlich haben wir Distanzunterricht, nur wenn das nicht möglich ist, gibt es Präsenz. Dabei hören wir auch in die Klasse hinein, ob sie die Präsenz überhaupt braucht. Das ist ein ewiger Abwägungsprozess.“

Prüfungen schon im März

Die Präsenzphasen sollen neben dem Distanzunterricht auf die nahenden Prüfungen vorbereiten. Ende März geht es los mit den schriftlichen Prüfungen, die bis Ende Mai gehen. Anschließend sind noch praktische und mündliche Prüfungen.

Drei Wochen lang hatten zuletzt auch die angehenden Pflegeassistentinnen und -assistenten ihre Lernmöglichkeit direkt in der Schule. Ihre Arbeit wird gebraucht, wie die Pandemie noch einmal besonders deutlich gemacht hat, doch die Praxis lässt sich nicht allein in Videokonferenzen und Homeschooling vermitteln.

Schüler im Präsenzunterricht: Mads Strelocke und Maura El Zoul erlernen den Beruf der Pflegeassistentin bei Lehrer Andy Reichenbach. Foto: Michael Staudt

Nach zwei Jahren steht nun nicht nur der Berufsabschluss an, auch der Mittlere Schulabschluss beziehungsweise die Fachhochschulreife können erworben werden. Viele würden die Ausbildung nutzen, um in den medizinischen Berufen weiter zu kommen, sagt Grube. Diese Durchlässigkeit sei eine Stärke der Beruflichen Schulen.

Trotz der Aussicht auf unangemessene Bezahlung ist die Ausbildung in der Pflegeassistenz gefragt. „Bei den Pflegeassistentinnen kommen vier Bewerbungen auf einen Schulplatz“, sagt Grube. „Wir müssten für die Gesellschaft mehr ausbilden. Aber es gibt auch einen Fachkräftemangel bei den Lehrern.“

Weniger Anmeldungen im Gastrobereich

Anders sieht es im Bereich Gastronomie aus. Die Verunsicherung durch den langen Lockdown spiegelt sich offenbar auch in weniger Anmeldungen wider. „Die Ausbildungssituation ist nicht unbedingt leichter geworden“, sagt Grube. Doch es gebe in der Gastronomie auch viele Beispiele, wie die Betriebe im Lockdown auf neue Ideen kommen. Sei es das Drei-Gänge-Menü für Zuhause oder die Restauration am Campingplatz, mit Lieferung bis zum Wohnmobil.

Netzanbindung bleibt ein Problem

Die Akzeptanz der Betriebe für das Homeschooling sei gewachsen, erklärt Grube. „Ganz vereinzelt kommen noch Fälle, in denen gesagt wird, dass die Schüler lieber in den Betrieb kommen sollen, bevor sie zu Hause lernen“, sagt Grube. Doch die Probleme mit der Freistellung seien inzwischen eher die Ausnahme.

Insgesamt laufe das Distanzlernen ohnehin besser als im ersten Lockdown. Durch den Digitalpakt gab es beispielsweise Geräte für Schüler, die kein eigenes hatten. Weiterhin schwierig sei aber zuweilen die Netzanbindung auf dem Land, besonders wenn eine ganze Familie zeitgleich im selben WLan arbeitet. „Vereinzelt kamen Schüler, die sich nicht richtig vorbereitet fühlten“, sagt Grube. „Aber mittlerweile läuft es gut. 100 Prozent erreichen wir nicht. Aber das ist im Präsenzunterricht ja auch nicht der Fall.“

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