Kita-Öffnungen
Unter Erzieherinnen in Kitas in SH geht die Corona-Angst um
Unter Erzieherinnen in Kitas in SH geht die Corona-Angst um
Unter Erzieherinnen in Kitas in SH geht die Corona-Angst um
Eine Umfrage der Bildungsgewerkschaft macht auch deutlich: Von der Politik fühlen sich die Befragten oft alleingelassen.
85 Prozent der Erzieherinnen sehen sich nicht ausreichend vor einer Corona-Infektion geschützt. Das ist das beängstigende Ergebnis einer Befragung von GEW-Mitgliedern aus Kitas, an der sich 464 Erzieherinnen und sozialpädagogische Assistentinnen beteiligt haben.
GEW hält Regelbetrieb in Kitas für „verantwortungslos“
Die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Katja Coordes bewertete die Ergebnisse am Dienstag, 16. Februar, in der Landeshauptstadt Kiel mit Sorge:
In den Kitas geht die Angst um. 85 Prozent der Erzieherinnen und sozialpädagogischen Assistentinnen sorgen sich um ihre Gesundheit, weil die Politik nach einem Jahr Pandemie keine effektiven Schutzmaßnahmen für die Kitas geschaffen hat. Vor diesem Hintergrund ist es verantwortungslos, die Kitas ab kommenden Montag mit voller Besetzung in den Regelbetrieb zu schicken.
Katja Coordes
Sorge um Angehörige der Risikogruppen
Katja Coordes erneuerte die GEW-Forderung nach einem behutsamen Start mit halbierten Gruppen in den Kitas: „Wir brauchen endlich einen Maßnahmenplan, der an die örtlichen Inzidenzwerte gekoppelt ist und den Arbeits- und Infektionsschutz der Beschäftigten sicherstellt. Insbesondere für Angehörige der Risikogruppen reichen die Schutzmaßnahmen nicht aus.“
Dazu regelmäßige alltagstaugliche Tests sowie eine höhere Priorität des sozialpädagogischen Personals beim Impfen. Diese Forderungen standen auch unter den GEW-Mitgliedern ganz oben: Tests (60 Prozent), Impfen (56 Prozent), Maßnahmenplan (53 Prozent).
Mangelnde Wertschätzung für den persönlichen Einsatz
Ganz schlecht kommt bei der Befragung die Politik weg. Den Beschäftigten in den Kitas fehlt einfach die Wertschätzung durch die Politik. 91 Prozent geben an, dass sie sich von der Politik in ihrer derzeitigen Situation eher schlecht (32 Prozent) oder sogar nur sehr schlecht wertgeschätzt fühlen (59 Prozent).
Angst um eigene Gesundheit als große Belastung
Nach Ansicht der Teilnehmerinnen stellen die Angst um ihre eigene Gesundheit (68 Prozent), die Umsetzung der Hygienemaßnahmen (68 Prozent) und Personalausfälle (48 Prozent) die größten Belastungen im „Corona-Regelbetrieb“ dar. 70 Prozent der Befragten geben an, dass Personalausfälle in ihrer Kita nicht ausgeglichen werden.
Zahlreiche Krankschreibungen von Kita-Mitarbeiterinnen
Dass die Ängste von Erzieherinnen und sozialpädagogischen Assistentinnen nicht aus der Luft gegriffen sind, zeigt auch eine Studie der AOK. Beschäftigte in der Kinderbetreuung waren von März bis Oktober 2020 am stärksten von Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19 betroffen. Wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) analysiert, fehlten 2672 je 100.000 Beschäftigte in dieser Berufsgruppe krankheitsbedingt im Zusammenhang mit Covid-19. Der Wert liegt der Wert 2,2-fach über dem Durchschnittswert von 1183 Betroffenen je 100.000 AOK-versicherte Beschäftigte.
FDP-Landtagsfraktion will Kindern Recht auf Bildung sichern
Zur Öffnungsperspektive von Kitas und Schulen erklärt die stellvertretende Vorsitzende und familien- sowie bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn: „Die Öffnungen von Schulen und Kitas ist nach wie vor von größter Wichtigkeit, um die Situation der Familien merklich zu verbessern, aber vor allem um unseren Kindern ihr Recht auf Bildung zu sichern.“
Auch wenn die Landesregierung aufgrund der weiterhin angespannten Situation rund um die Pandemie und der Ausbreitung der Virus-Mutation umsichtig handeln müsse, habe sich die Politik dafür ausgesprochen, den Eltern eine verlässliche Öffnungsperspektive zu geben. Klahn: „Durch die landesweit sinkenden Inzidenzwerte eröffnen sich schrittweise die Perspektiven für Schul- und Kita-Öffnungen. Allerdings können wir diese Öffnungen nur verantworten, wenn die Gesundheit der Menschen nicht gefährdet wird.“
Keine Öffnungen ohne entsprechende Maßnahmen
Wichtig sei, dass für die ersten Öffnungsschritte die notwendigen Maßnahmen getroffen werden. Klahn: „Dazu gehören die Schnupfenpläne und die Hygienekonzepte, aber auch eine sinnvolle Teststrategie. Auch wenn diese immer nur eine Momentaufnahme darstellen, helfen sie, ein Übertragungsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren und eine effektive Kontaktverfolgung zu ermöglichen.“ Die Hoffnung der Landesregierung sei, dass zeitnah Corona-Selbsttests zur Verfügung stehen, die einfach zu Hause durchgeführt werden können. Klahn betont: „Sobald diese zugelassen sind und ein zuverlässiges Ergebnis liefern, können solche Selbsttests ein weiterer wichtiger Schritt für unsere Teststrategie sein.“