Formel 1

Hamilton im Netz rassistisch beleidigt

Hamilton im Netz rassistisch beleidigt

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dpa
Silverstone
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Wurde während und nach dem Formel-1-Rennen in Silverstone mehrfach in den Sozialen Medien rassistisch beleidigt: Lewis Hamilton. Foto: Tim Goode/PA Wire/dpa

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Max Verstappen giftet nach dem Highspeed-Crash in Silverstone gegen Lewis Hamilton. Der WM-Kampf eskaliert. Grand-Prix-Sieger Hamilton wird sogar Opfer von Hass im Netz.

Nach der Crash-Eskalation mit Max Verstappen in Silverstone schlug Lewis Hamilton im Netz der Hass entgegen.

Der Formel-1-Rekordweltmeister wurde nach der heißdiskutierten Knallhart-Kollision mit dem WM-Führenden beim Grand Prix von Großbritannien in Sozialen Medien rassistisch beleidigt. Die Formel 1, der Motorsport-Weltverband FIA und Hamiltons Rennstall Mercedes verurteilten die Beschimpfungen am Montag aufs Äußerste.

«Diese Leute haben keinen Platz in unserem Sport und wir fordern, dass die Verantwortlichen für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden», hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Meinung und Rivalität seien zentral für den Sport. «Aber es gibt absolut keinen Platz für Rassismus oder diskriminierenden Missbrauch.»

Auch Red Bull «angewidert und traurig»

Der britische TV-Sender Sky berichtete nach dem Aufreger-Crash zwischen dem danach ausgeschiedenen Verstappen (23) und Profiteur Hamilton (36) von rassistischen Mitteilungen wie «Affen-Emojis», die als Antwort auf einen Instagram-Post gesendet wurden, in dem Mercedes den 99. Karrieresieg Hamiltons bei seinem Heimspiel feierte.

Verstappens Red-Bull-Team zeigte sich «angewidert und traurig über die rassistischen Beschimpfungen, die Lewis gestern nach der Kollision mit Max in den Sozialen Medien erdulden musste. Dafür gibt es niemals eine Entschuldigung, dafür ist in unserem Sport sicherlich kein Platz und die Verantwortlichen sollten zur Rechenschaft gezogen werden», schrieb der englische Rennstall entschieden.

Verstappen war nach einer Reifenberührung mit Verfolger Hamilton in der 290 km/h schnellen Copse-Kurve mit einer Wucht von 51g in einen Reifenstapel eingeschlagen. In Formel-1-Autos wirken in Kurven bei normaler Fahrt zehnmal weniger g-Kräfte auf die Piloten.

Verstappen wurde vorsichtshalber in ein Krankenhaus in Coventry gebracht, das er noch in der Nacht ohne «schwerwiegende Verletzungen» verließ. Nicht aber ohne gegen den ausgelassen zelebrierenden Hamilton zu ätzen, der trotz einer Zehn-Sekunden-Strafe mit seinem Erfolg den WM-Rückstand auf acht Punkte verkürzte. «Sich die Feierlichkeiten anzusehen, während man noch im Krankenhaus ist, ist respektloses und unsportliches Verhalten, aber wir machen weiter», giftete Verstappen aus dem Hospital.

Hamilton kommt mit Zeitstrafe davon

Hamilton habe mit seinem kompromisslosen Dagegenhalten in der Copse «definitiv klargemacht hat, dass er keinen Zoll in dieser Saison mehr nachgeben» werde, konstatierte der «Guardian» in England. Der «Blick» in der Schweiz prophezeite: «Dieses Rennen ist noch nicht zu Ende. Tagelang werden die Fans und Medien über den Horror-Crash zwischen Hamilton und Verstappen diskutieren.»

Hamilton wurde von den Rennkommissaren als «überwiegend schuldhaft» verurteilt, daher erhielt er auch die Zeitstrafe. Red Bull ging das in der ersten Emotionsexplosion aber nicht weit genug. Teamchef Christian Horner warf Hamilton nach Verstappens «heftigstem Unfall seiner Karriere» in einer «der schnellsten Kurven der Welt» sogar «schmutziges Fahren» vor. «Das war ein verzweifelter Schachzug.» Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko forderte sogar eine Sperre. Aber das ist aussichtslos.

«Die beiden weichen in einer Hochgeschwindigkeitskurve keinen Zentimeter zurück. Sie haben sich gegenseitig hart angegriffen, so ist das eben», meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. «Ich denke, wenn das eine Low- oder Mid-Speed-Kurve gewesen wäre, dann hätte es keine große Debatte gegeben.» Ein Schock als Erregungstreiber in einem WM-Duell, das sich immer mehr zuspitzt.

Hamilton hatte den Eindruck, dass Verstappen nicht «so aggressiv sein muss, wie er es ist», befand er. Schon zu oft habe er in dieser Saison im Zweikampf zurückgesteckt. Die Alleinschuld wollte der Brite schon mal gar nicht übernehmen, der nach seinem Empfinden nur eine sich bietende Lücke ausnutzte. «Nie macht nur einer zu 100 Prozent allein einen Fehler, es gehören immer zwei dazu», sagte Hamilton. «Ich denke nicht, von meinem jetzigen Verständnis aus, dass ich in der Position bin, mich entschuldigen zu müssen.»

Hamilton sendete aber seine besten Wünsche an Verstappen, «der ein unglaublicher Wettkämpfer ist. Ich bin froh zu hören, dass es ihm gut geht», schrieb der 36-Jährige an den 13 Jahre jüngeren Rivalen gerichtet. «Ich würde gerne denken, dass wir generell an diesen Erfahrungen wachsen und daraus lernen sollten.»

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