Winterspiele in Peking

Kombinierer Geiger düpiert Rivalen - Mit Turbofinish zu Gold

Kombinierer Geiger düpiert Rivalen - Mit Turbofinish zu Gold

Kombinierer Geiger düpiert Rivalen - Mit Turbofinish zu Gold

dpa
Zhangjiakou
Zuletzt aktualisiert um:
Julian Schmid belegte als drittbester Deutscher Platz acht. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

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Vinzenz Geiger hat eine echte Odyssee hinter sich: Als Corona-Kontaktperson hatte er zuletzt «Chaos» zu bewältigen. Nun ist er nach einer sagenhaften sportlichen Leistung Einzel-Olympiasieger.

IOC-Chef Thomas Bach war schwer beeindruckt, Rekord-Weltmeister Eric Frenzel in seiner Quarantäne total verzückt: Vinzenz Geiger hat nach denkwürdigen Tagen voller Corona-Chaos den größten Sieg seiner Karriere gefeiert und sich mit einer unfassbaren Sprintleistung zum Einzel-Olympiasieger der Nordischen Kombination gekürt.

«Atemberaubend. Ich bin sprachlos. Ich kann es einfach nicht glauben. Das ist so verrückt», sagte der 24 Jahre alte Geiger, nachdem er am Mittwoch mit einem fulminanten Finish in Zhangjiakou die komplette Konkurrenz stehen ließ und seinem Oberstdorfer Teamkollegen Johannes Rydzek auf den letzten Metern noch die sicher geglaubte Goldmedaille entriss.

«Wie geil. Ich gratuliere dir, was für ein Hammer-Rennen», schrieb der mit Corona infizierte Frenzel sofort via Instagram an seinen Kumpel, der selbst als Kontaktperson eingestuft worden war. Einen würdigeren Nachfolger als Normalschanzen-Olympiasieger hätte sich der in der Corona-Quarantäne zum Zuschauen verdammte 33-Jährige wohl nicht wünschen können. Und auch IOC-Präsident Bach faszinierte die dargebotene Show des Allgäuers. «Eine großartige Leistung mit Vollgas und doch viel Taktik dabei», sagte Bach der Deutschen Presse-Agentur.

«Riesenchaos» seit Ankunft in China

Geiger hatte seit Ankunft in China einiges mitgemacht. Als Frenzel und Terence Weber positiv auf Corona getestet wurden, stufte man ihn als Kontaktperson ein. Er durfte nicht mit dem gleichen Shuttle wie die Kollegen fahren, musste eine eigene Umkleidekabine nutzen und wurde vom Fahrdienst einmal sogar an die Snowboard-Strecke statt wie gewünscht an die Skisprungschanze gebracht.

«Bei mir war echt schon Riesenchaos», kommentierte Geiger den ganzen Trubel in der vergangenen Woche. «Es war echt hart. Ich hatte harte Tage. Es war nicht einfach als Kontaktperson, ich war allein in meinem Zimmer. Ich habe meine Freundin ziemlich oft angerufen.» Im entscheidenden Moment zeigte der passionierte FC Bayern-Fan dennoch einen Schlussspurt, wie man ihn lange nicht gesehen hatte.

Auch Bundestrainer Hermann Weinbuch war begeistert. «So ein Rennen habe ich in meiner langen Laufbahn noch nie erlebt», kommentierte der 61-Jährige, dessen Medaillenserie bei Großereignissen weitergeht. Es sei «Unglaubliches» geschehen.

Topfavorit Riiber coronabedingt nicht am Start

Bei seinem Sieg vor dem Norweger Joergen Graabak und dem Österreicher Lukas Greiderer profitierte Geiger aber auch von der stark dezimierten Konkurrenz: Neben Frenzel und Weber waren auch Topfavorit Jarl Magnus Riiber aus Norwegen und der Este Kristjan Ilves positiv getestet worden und deshalb ausgefallen. «Ich glaube, das macht den Sieg von Vinz nicht weniger wertvoll», merkte der zweimalige Olympiasieger Rydzek an.

Ihn hatte es in der chinesischen Kälte am bittersten erwischt. Der 30-Jährige hatte nach einem starken Sprung lange das Feld angeführt und rund 1,5 Kilometer vor dem Ziel die finale Attacke gesetzt. Doch plötzlich flog von hinten Geiger heran und degradierte am Schlussanstieg die Rivalen zu Statisten.

«Ich bin unheimlich stolz, so ein großer Teil eines unglaublich spannenden Rennens zu sein», sagte Routinier Rydzek. Coach Weinbuch ordnete ein: «Wenn die anderen mit dem D-Zug kommen, fällt man innerlich zusammen. Das tut mir sehr, sehr weh. Er war schon fast Olympiasieger und dann haben sie ihn doch noch weg.»

Geiger: «Auf Bronze gehofft»

1:26 Minuten Rückstand hatte Geiger, der 2018 in Pyeongchang schon olympisches Gold mit der deutschen Staffel mit Rydzek, Frenzel und Fabian Rießle gewonnen hatte, mit auf die Strecke genommen. Eine Medaille erschien noch möglich, mehr eher nicht. «Ich hatte auf die Bronzemedaille gehofft. Dass es Gold geworden ist, kann ich immer noch nicht glauben», sagte Geiger. Teamkollege Julian Schmid wurde Achter und sagte: «Das ist mega, dass ein Deutscher auf dem Podest steht. Speziell er, nachdem er so viel Scheiß gehabt hat. Er hat es mega verdient.»

Direkt nach dem Olympiasieg soll am Donnerstag Geigers Zeit als Kontaktperson enden. Für den Corona-Trubel im deutschen Team wird das nicht gelten. Frenzel und Weber befinden sich weiter in Isolation und bangen um ihren Start auf der Großschanze, wo nächste Woche Einzel und Teamwettbewerb ausgetragen werden.

Die Zeit der Einschränkungen sei zwar ein «Riesenscheiß» gewesen, stellte Geiger im ZDF fest. «Viel schlimmer finde ich es, dass der Terence und der Eric noch in Isolation sitzen. Da muss ich viel mehr drandenken. Da kann ich mich sehr glücklich schätzen, dass es mich nicht getroffen hat und dass ich überhaupt am Start stehen konnte.»

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