Handball-Bundesliga

Clevere Flensburger entnerven den Meister aus Kiel

Clevere Flensburger entnerven den Meister aus Kiel

Clevere Flensburger entnerven den Meister aus Kiel

Holger Petersen/shz.de
Flensburg
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SG-Flensburg-Handewitt
Siegertanz: Die Spieler der SG Flensburg-Handewitt bejubeln den Derbysieg. Foto: Staudt

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Die SG Flensburg-Handewitt hat das Topspiel der Handball-Bundesliga mit 31:28 (17:15) gegen den THW Kiel gewonnen.

Viel Prestige und zwei wichtige Punkte gewonnen: Die SG Flensburg-Handewitt hat das 104. Nordderby gegen den THW Kiel für sich entschieden und im Kampf um die Meisterschaft ein großes Ausrufezeichen gesetzt. Im Topspiel der Handball-Bundesliga besiegte die Mannschaft von Trainer Maik Machulla den Erzrivalen mit 31:28 (17:15) und setzte sich an die Tabellenspitze. Beste Werfer waren Hampus Wanne (SG/10) und Sander Sagosen (THW/9).
Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Mannschaft. Heute hat viel gepasst. Dieser Sieg gibt uns viel Energie und Rückenwind.
Maik Machulla, SG-Trainer

Die ohne Fünf angetretene SG erwischte vor leeren Zuschauerrängen einen guten Start, legte ein 3:1 vor. Es folgte jedoch prompt eine Durststrecke der Gastgeber, in der die Kieler per 5:0-Lauf das Blatt schnell wendeten. Es entwickelte sich ein tempo- und torreiches Duell, beide Mannschaften agierten mit offenem Visier. Nach einer Viertelstunde stand es 9:9 – auch weil die Torhüter auf beiden Seiten kein Faktor waren.

 

Landin wird schmerzlich vermisst

 
 
 

Dario Quenstedt, der den abwesenden Welthandballer Niklas Landin im THW-Tor vertrat, bekam bis dahin keinen Finger an den Ball. So sah sich Kiels Coach Filip Jicha früh gezwungen, den reaktivierten Rentner Mattias Andersson einzuwechseln. Und der 42-Jährige kaufte SG-Rechtsaußen Lasse Svan gleich mal einen Wurf ab.

Zuvor hatte es einen Schreckmoment für die Hausherren gegeben. Als Domagoj Duvnjak per Schwinger das 9:10 (16.) erzielte, traf er Röd im Gesicht, der zu Boden ging. Dessen Ersatz Alexander Petersson fügte sich wenig später prima mit der 13:11-Führung (20.) ein.

Wanne trifft und trifft

Bis zur Pause blieb es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die SG suchte ihr Heil über Konter, den Kreis und die Außenpositionen, während der THW immer wieder aus dem Rückraum – allen voran in Person von Sander Sagosen – erfolgreich war. Zum Seitenwechsel lag die SG mit 17:15 vorn – ein Verdienst vom siebenfachen Torschützen Hampus Wanne.

 
Hampus Wanne
In Torlaune: SG-Linksaußen Hampus Wanne in Aktion. Foto: Staudt

Die große Frage in der Halbzeitpause: Geht der dezimierten SG (ohne Heinl, Semper, Möller, Mensah und Hald) nach der Pause die Puste aus? Doch zunächst musste sich der THW personelle Sorgen machen. Erst knickte Hendrik Pekeler um, wenig später erlitt Domagoj Duvnjak einen Pferdekuss, auch Pavel Horak verletzte sich.

SG clever und effektiv

Die SG gewann auch ohne Fans im Rücken immer mehr Oberwasser. Angeführt von Jim Gottfridsson und Göran Sögard zogen die Flensburger auf 22:17 (41.) davon. Eine Vorentscheidung? Nein. Der Meister schlug zurück und war beim 25:23 (50.) wieder in Schlagdistanz – auch weil Altmeister Andersson weiter beachtlich parierte. Auf der Gegenseite zeigte ebenfalls Torbjörn Bergerud sein Können zwischen den Pfosten.

Weiterlesen: Ein Blick in die Historie des Handball-Klassikers

In der Crunchtime agierte die SG sehr clever und effektiv. Beim Stande von 29:27 (58.) tankte sich Gottfridsson durch, traf zum 30:27 und zog eine Zeitstrafe gegen Duvnjak. Mit seinem zehnten Tor machte Hampus Wanne (31:28) wenig später den Deckel drauf. Der Rest war Flensburger Jubel und Kieler Trauer.

Wir haben heute nicht zu unserem Spiel gefunden. Uns fehlte die Intensität.
THW-Coach Filip Jicha

SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud (ab 24.) – Golla (5), Svan (2), Wanne (10/2), Jöndal (n.e.), Steinhauser (n.e.), Sögard (5), Gottfridsson (6), Holpert, Petersson (2), Röd (1).

THW Kiel: Quenstedt, Andersson (ab 21.) – Duvnjak (4), Sagosen (9), Reinkind (2), M. Landin, Sunnefeldt (n.e.), Weinhold (1), Wiencek (3), Ekberg (4), Dahmke (2), Zarabec (1), Calvert (n.e.), Voigt (n.e.), Horak, Pekeler (2).

Schiedsrichter: Tönnies/Schulze (Magdeburg).

Zeitstrafen: 2:3.

Siebenmeter: 2:1.

Filip Jicha
Tief enttäuscht: THW-Trainer Filip Jicha. Foto: Staudt

Stimmen zum Spiel:

Maik Machulla (SG-Trainer): Riesenrespekt vor der Leistung meiner Spieler. Sie haben nicht nur prima gekämpft, sondern auch richtig gut Handball gespielt. Wir haben sehr gut verteidigt und vorne auf den Punkt gespielt. Damit haben wir den THW sehr genervt. Das sind zwei wahnsinnig wichtige Punkte, aber es wird noch eine lange, knackige Saison.

Filip Jicha (THW-Coach): Der Sieg ist für Flensburg völlig verdient.

Sander Sagosen (THW): Die SG hat einen guten Job gemacht, wir jedoch können es viel besser machen. Es war heute kein perfekter Tag von uns.

Jim Gottfridsson (SG ): Wir haben in den entscheidenden Phasen klug agiert und das Tempo gut dosiert. Der THW hat zum Schluss ein paar Fehler mehr gemacht.

Mattias Andersson (THW): Die Flensburger waren heute die bessere Mannschaft. Sie waren klar im Kopf und bissiger. Wir haben nicht die Leistung gebracht, um solch ein Derby zu gewinnen.

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