Baumaßnahmen

2022 könnte die Modernisierung des Eckener-Hauses beginnen

2022 könnte die Modernisierung des Eckener-Hauses beginnen

2022 könnte die Modernisierung des Eckener-Hauses beginnen

Antje Walther/shz.de
Flensburg
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In das Eckener-Haus in der Norderstraße 8 in Flensburg soll endlich wieder Leben einkehren. Foto: Michael Staudt

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Politik und Stadt feilen an der Zukunft des Flensburger Wahrzeichens. Bei Untersuchungen wurde historische Malerei entdeckt.

Wahrzeichen, Juwel, Kulturdiamant: Das Eckener-Haus am Ende der Fußgängerzone unweit des Nordermarkts ist bei den Flensburgern so beliebt wie kaum ein anderes Gebäude. Trotzdem steht es seit zwölf Jahren leer.

„Es ist mehr als eine Immobilie“, führt auch der Vorsitzende des Kulturausschusses Andreas Rothgaenger ins Thema am Donnerstagabend ein. Und Dezernent Stephan Kleinschmidt liest an der Tagesordnung und den Anträgen nahezu aller Fraktionen ab, wie sehr das Schicksal des Eckener-Hauses mit der Adresse Norderstraße 8 am Herzen liegt.

Umso schwieriger ist für viele nachzuvollziehen, warum es solange sich selbst überlassen bleibt. Einem alten Haus von um 1600 tut das nicht nur nicht gut, sondern schadet ihm sogar. 2016 kaufte es die Stadt von einem Investor zurück.

Der Zahn der Zeit nagt am Kulturdenkmal Eckener-Haus. Foto: Michael Staudt

Bei der Vorstellung des nun vorliegenden Konzepts im Kulturausschuss - nachdem der vor über fünf Jahren gefasste, jüngste Plan eines Museums auf Eis lag - freut sich Kleinschmidt, „dass wir mit dem Planungsstand in Gänze den Erwartungen der Politik entsprechen.“

Die Diskussion zeigt, dem ist nicht ganz so. Am Ende, um die Pointe vorweg zu nehmen, findet die Politik einen gemeinsamen Weg, das Vorhaben voranzubringen.

Den entscheidenden Impuls gibt Bernd Strümpel von der CDU, der sämtliche Redebeiträge dieser bald zweistündigen Debatte bündelt und auch die Ergänzungsanträge verflicht.

Klassiker: Bald „grünes Licht“ für ein modernes, offenes Eckener-Haus in der Norderstraße? Foto: Michael Staudt

Die im Zuge der Planung aufgedeckten baulichen Details und das Konzept der Stadt findet großen Anklang bei den Kulturpolitikern. Fachmann Eiko Wenzel vom Fachbereich Stadtentwicklung und Klimaschutz trägt es vor und verschweigt eben auch die Makel der Ausgangslage nicht. Als mehrteiliges Ziel gibt er die multifunktionale Nutzung aus, unter anderem als Ort zur geschichtlichen Information und Anlaufpunkt für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement. Daraus ergibt sich eine bunte Zielgruppe, die natürlich die Touristen nicht vergisst.

Inspiration habe man sich unter anderem in Sonderburg, Lemgo und Mecklenburg-Vorpommern geholt, woher Überlegungen wie die Selbstdarstellung des Gebäudes oder Stiftungsmodelle kommen.

Monumentale Stadt-Darstellung von 1800 entdeckt

Der Gewölbekeller, nimmt Wenzel vorweg, soll für Veranstaltungen genutzt werden können und auch der moderne Anbau eine besondere Nutzung erhalten - ein Café!

Barrierefreiheit für das Erdgeschoss mit seinen historischen Räumen ist ein Thema und in der Prüfung, ob der geplante Aufzug sogar die Dachgeschossebene erreichen kann. Die Räume - mit so klangvollen Namen wie Schifferstube oder Louis-Seize - seien untersucht worden.

Unter einer Verkleidung, verkündet der Experte, habe man eine „monumentale Stadt-Darstellung“ entdeckt, die über die gesamte Wand reiche und vermutlich um 1800 anzusiedeln sei.

Im Obergeschoss bieten sich Räume für Initiativen und Vereine an, sagt Wenzel. Für das Dachgeschoss schließlich sei der Plan, einen Teil in eine Atelierwohnung für „Artists in Residence“ zu verwandeln.

Gerüst ab Frühjahr für größere Sicherungsarbeiten

Als Zeitplan avisiert der Experte den Sommer an, um mit Zahlen und den finanziellen Auswirkungen von bestimmten Betreibermodellen hantieren zu können. Bis zur Sommerpause rechnet er mit einem tragfähigen Ergebnis, so dass der Weg für Beschlüsse frei wird. Weitere technische Untersuchungen seien notwendig, und auch „größere Sicherungsarbeiten“, die keiner Beschlüsse bedürfen und schon im Frühjahr beginnen. Ein Gerüst wird davon zeugen. In der zweiten Jahreshälfte solle, so Wenzel, die Planung so konkretisiert werden, dass „wir 2022 mit der Modernisierung beginnen könnten“.

Wolfgang Raube beschreibt als Flensburger sein überaus emotionales Verhältnis zum Eckener-Haus, mit dem er unvergessliche Erinnerungen verbindet. Seinen Antrag für die FDP hat er flankiert mit einem 45-seitigen Konzept, das dem Kulturausschuss zuging. Als Kern betrachtet er die Bürgerbeteiligung des „Hauses der Flensburger Persönlichkeiten und Geschichte“, in dem zwei berühmte Flensburger gelebt haben: Hugo Eckener (1868 - 1954) und Alexander Eckener (1870 - 1944). Den Liberalen schwebt ein Kulturforum in Trägerschaft einer Bürgerstiftung vor.

Viele Wortmeldungen folgen, vielen geht das FDP-Konzept schon zu weit, solange man nicht wisse, was man da habe. Lars Erik Bethge, dessen SSW eine Ergänzung der Beschlussvorlage eingebracht hat mit Blick auf Transparenz der Kosten und Sanierungsarbeiten, sagt: „Uns ist wichtig, dass die Politik das Heft des Handelns in der Hand behält.“

Lindbergh kennt jeder, Eckener nicht: Das soll 2024 anders werden!

Stephan Kleinschmidt appelliert an die Kommunalpolitiker: „Je einiger Sie sich sind, umso klarer ist der Arbeitsauftrag an die Verwaltung.“ Christdemokrat Strümpel bringt es dann auch auf den Punkt: „Das Ziel ist das gleiche“, denn alle wollten das Kulturdenkmal erhalten und für die Allgemeinheit wieder öffnen. Sein Vorschlag einer dritten Ergänzung wird einstimmig angenommen; sie enthält den Auftrag an die Verwaltung, Kosten für Kauf und Unterhalt aufzuzeigen ebenso die notwendigen Sanierungsarbeiten, außerdem die Optionen der Übertragung an eine Stiftung zu überprüfen, all das bis Ende des zweiten Quartals.

Einen wichtigen Pfeiler schlägt Museumsdirektor Michael Fuhr ein, der als Kenner der Kultur gefragt wird, gern hilft, sich aber nicht einmischen werde. Fuhr erzählt von seinem Plan für 2024, „eine große Ausstellung zu Hugo Eckener“ zu machen, anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Atlantiküberflugs, drei Jahre vor Charles Lindbergh. „Den kennt heute jeder“, sagt Michael Fuhr, Eckener hingegen nicht. Das wolle er ändern.

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