Wohnungsmarkt und Bauvorhaben

Bezahlbarer Wohnraum in Schleswig – eine Bestandsaufnahme

Bezahlbarer Wohnraum in Schleswig – eine Bestandsaufnahme

Bezahlbarer Wohnraum in Schleswig – eine Bestandsaufnahme

Marle Liebelt/shz.de
Schleswig
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Der westliche Tei der Freiheit aus der Vogelperspektive 2017. Foto: Robert Keil

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Öffentlich geförderter Wohnraum fällt aus der Mietpreisbindung heraus. Gleichzeitig entstehen auch neue Wohneinheiten.

Beim Spaziergang entlang der Freiheit wird deutlich: Schleswig wächst. Wo man hinguckt – überall entsteht neuer Wohnraum. Doch für wen? Gibt es genügend bezahlbaren Wohnraum in der Stadt? Eine Bestandsaufnahme.

Ein wichtiger Bestandteil für bezahlbaren Wohnraum ist der soziale Wohnungsbau – also öffentlich geförderter Wohnraum, der eine gewisse Kaltmiete nicht übersteigen darf.

Sozialer Wohnraum im Stadtgebiet verteilt

In Schleswig gibt es nach aktuellem Stand 278 Sozialwohnungen. 2019 hat der Bau- und Umweltausschuss der Stadt auf Antrag der SPD beschlossen, dass Bebauungspläne für Wohnraum eine Quote von zehn Prozent für Sozialen Wohnungsbau erfüllen müssen.

 

Eine bessere Durchmischung soll dazu führen, Stadtteile für alle Bevölkerungsgruppen attraktiv und lebenswert zu gestalten.

Bürgermeister Stephan Dose (SPD)

Der Antrag zielte mit der Zehn-Prozent-Quotierung auch auf eine bessere Durchmischung sozialer Schichten im Stadtgebiet ab:

„Die Konzentration des sozialen Wohnungsbaus in wenigen Stadtteilen führt zur sozialen Verinselung, letztendlich zu sozialen Brennpunkten, während eine bessere Durchmischung dazu führen soll, Stadtteile für alle Bevölkerungsgruppen attraktiv und lebenswert zu gestalten“, erklärt Bürgermeister Stephan Dose (SPD).

Neben der Schaffung bezahlbaren Wohnraums wirkt die Quotierung also gleichzeitig einer Spaltung der Stadt in arme und reiche Viertel entgegen. „Alle Bebauungspläne, die seitdem aufgestellt wurden bzw. noch in der Aufstellung sind, beinhalten diese Festsetzung“, teilt Falko Thede von der Stadt Schleswig auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Geplante Wohneinheiten

Eine konkrete Zahl neuer Sozialwohnungen lasse sich also nur für die bereits aufgestellten Bebauungspläne benennen. Demnach entstehen insgesamt 64 neue öffentlich geförderte Wohneinheiten – ein Großteil im Baugebiet „Auf der Freiheit Westteil“. Dort sind 26 Sozialwohnungen eingeplant. 20 Wohneinheiten sollen im Baugebiet Wichelkoppeln, 16 auf dem Gelände des ehemaligen Martin-Luther-Krankenhauses (MLK) und zwei an der Feldstraße entstehen.

Gleichzeitig fallen Sozialwohnungen auch wieder aus der Mietpreisbindung heraus. Wer Fördergelder für Sozialwohnungen in Anspruch nimmt, verpflichtet sich für mindestens 20 Jahre, eine festgelegte maximale Kaltmiete pro Quadratmeter nicht zu überschreiten.

Die Mieten geförderter Wohnungen in Schleswig liegen derzeit bei knapp unter fünf Euro pro Quadratmeter, wie Stefan Lehnert vom ALP-Institut für Wohnen und Stadtentwicklung mitteilt. Der Mietpreis für geförderten Wohnraum könne variieren, da er abhängig davon sei, wann und im Rahmen welcher Förderprogramms die Wohnungen gebunden worden sind. In Schleswig stamme ein großer Anteil der geförderten Wohnungen aus den 1980er Jahren.

Miete in Sozialwohnungen

Die aktuelle Wohnraumförderungsrichtlinie sieht für das Stadtgebiet eine Bewilligungsmiete von 5,40 Euro/m² im 1. Förderweg vor. Sozialwohnungen, die im 1. Förderweg finanziert werden, sind den einkommensschwächsten Schichten der Bevölkerung vorbehalten. Der 2. Förderweg kommt auch Menschen mit mittlerem Einkommen zugute. Hierfür liegt die vorgeschriebene Bewilligungsmiete in Schleswig derzeit bei 7,50 Euro/m².

Ein offizieller Mietspiegel werde für Schleswig derzeit nicht erhoben und sei auch nicht geplant, wie Udo Wessolowksi von der Stadt Schleswig mitteilt. Auf Basis von Daten eines Online-Portals, das Stefan Lehnert nicht weiter benennt, lägen die Netto-Angebotsmieten bei durchschnittlich 6,60 Euro/m² (Stand 2019). Seit 2013 seien die Angebotsmieten um etwa 13 Prozent gestiegen.

Reicht der Bestand?

Rechnerisch besteht ein strukturelles Defizit bei preisgünstigem Wohnraum.

Falko Thede

In den nächsten fünf Jahren werden insgesamt 64 Wohnungen aus der Mietpreisbindung herausfallen – mit den bereits eingeplanten Neubauten also eine Nullrechnung. Doch reicht das? Wie Falko Thede mitteilt, wahrscheinlich nicht. „Rechnerisch besteht ein strukturelles Defizit bei preisgünstigem Wohnraum.“ Um das jedoch an konkreten Zahlen festmachen zu können, warte man nun auf die Fortschreibung des Wohnraumversorgungskonzeptes. Aus ihm wird der Bedarf an preisgünstigem Wohnraum genauer hervorgehen, so Thede.

Ebenso biete das Konzept eine Grundlage für weiterreichende wohnungspolitische Entscheidungen, da es nicht nur den Bedarf in Bezug auf die Anzahl neuer Wohnungen aufzeige. Auch in Bezug auf die Art und Größe der Wohnungen – Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Singlewohnungen etc. – gebe er Aufschluss. Die Fortschreibung des Wohnraumversorgungskonzeptes soll in diesem Jahr fertiggestellt werden.

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