Digitalisierungsprojekt

Inseltouristiker wollen kontaktloses Meldewesen

Inseltouristiker wollen kontaktloses Meldewesen

Inseltouristiker wollen kontaktloses Meldewesen

Insel-Bote/shz.de
Föhr/Amrum
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Nach der Föhrer Jahresgästekarte soll es künftig auch eine Insulaner-Karte geben. Foto: Föhr Tourismus GmbH/Pelle Motzke

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Die Föhr Tourismus GmbH und die AmrumTouristik AöR haben ihre Digitalisierungs-Projekte vorangebracht. Ein Überblick.

Während das Land seit Monaten gefühlt stillsteht, haben die Föhr Tourismus GmbH (FTG) und die AmrumTouristik AöR (AT) ihre Projekte im Bereich der Digitalisierung vorangebracht, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Nach einer außerordentlichen Einladung des Tourismus-Zweckverbands berichtete die FTG vergangene Woche von den Projektfortschritten und weiteren Plänen.

„Wir haben im Bereich Digitalisierung so viele Projekte auf dem Tisch und in der Hinterhand, dass bei der regulären Zweckverbandssitzung die Zeit für einen ausführlichen Bericht zu knapp war“, erzählt Jochen Gemeinhardt, Geschäftsführer der FTG, der bei der Sitzung persönlich vor Ort war. Besonders die Digitale Gästekarte und die Jahresgästekarte seien im letzten Jahr in enger Zusammenarbeit mit der AT schnell auf den Weg gebracht worden und mittlerweile vollständig umgesetzt. Die Details dazu lieferte Thorsten Reich, Geschäftsführer der auf Tourismus spezialisierten Unternehmensberatung netzvitamine GmbH, die beiden Tourismusorganisationen bei den Projekten beratend zur Seite steht.

Die digitale Gästekarte

Nachdem im vergangenen Jahr die Entscheidung für die Optimierung und Weiterentwicklung des bestehenden Meldescheinsystems AVS gefallen war, wurde die Digitale Gästekarte als zusätzliche Option für Übernachtungsgäste auf Föhr und Amrum eingeführt: als Ergänzung zum Online-Meldeschein können Gastgeber seit November 2020 ihren Gästen auch die Digitale Gästekarte anbieten. Die Gästekarte mit QR-Code, der die Zahlung der Kurabgabe nachweist, können sich Gäste seitdem auch auf ihr Smartphone laden – als PDF oder in die Wallet, die digitale Geldbörse.

 

Die Gästekarte kann man sich bequem aufs Handy laden. Foto: FTG

Lockdown-bedingt sei die Anwenderzahl aktuell noch relativ überschaubar, wie die FTG mitteilt. Die Digitale Gästekarte stellt die technische Voraussetzung für den Online-Shop für Tagesgästekarten dar, der sich ebenfalls schon in der Umsetzungsphase befindet.

Wir würden es sehr begrüßen, wenn ein kontaktloses Meldewesen – wie es in Österreich schon länger praktiziert wird – auch in Deutschland erlaubt wird.

Jochen Gemeinhardt, FTG-Geschäftsführer

Reich, Gemeinhardt und Vertreter des Tourismus-Zweckverbands äußerten zudem die Hoffnung, dass die Digitalisierung im deutschen Meldewesen bald auch den ersehnten Schritt in Richtung digitaler Meldeschein geht: „Dass Vermieter nach wie vor gesetzlich dazu verpflichtet sind, eine analoge Unterschrift einzufordern, bremst unsere Vorhaben leider ein wenig“, so Gemeinhardt. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn ein kontaktloses Meldewesen – wie es in Österreich schon länger praktiziert wird – auch in Deutschland erlaubt wird. Mit der Digitalen Gästekarte haben wir alle nötigen Voraussetzungen dazu bereits geschaffen.“

Seit diesem Jahr: Neue Jahresgästekarten auf Amrum und Föhr

Die Jahresgästekarte für Föhr und Amrum wurde erfolgreich zum Jahreswechsel 2020/21 in Zusammenarbeit mit dem Amt Föhr-Amrum eingeführt. Einmalig ausgestellt, löst die digital lesbare Jahresgästekarte im Scheckkartenformat die Wertmarken ab, die das Amt bisher jährlich ausgegeben hatte. Das Kurkassensystem kann die Gültigkeit der Karte automatisch erfassen und entsprechend verlängern.

Seit Ende Januar hätten schon viele Zweiwohnungsbesitzer ihre personalisierte Jahresgästekarte von der FTG und AT erhalten – die Tourismusorganisationen übernehmen die Ausstellung und Validierung im Auftrag des Amts. „Die meisten sind durch und durch begeistert, so ein hochwertiges und nachhaltiges Stück ‚Lieblingsinsel‘ in der Hand halten zu können“, so Gemeinhardt.

Shop für Tagesgästekarten ab Sommer

Ein weiteres Projekt ist der Shop für Tagesgästekarten, der sich aktuell in Umsetzung befindet. „Spezifische funktionale Anforderungen wurden bereits mit AVS geklärt“, so Reich. „Das betrifft beispielsweise das Mobile Payment und einen insgesamt optimierten Kaufprozess.“ Über den Online-Shop sollen Tagesgäste unabhängig von den Tourist-Informationen und den Automaten ihre Gästekarte lösen können, im besten Fall schon auf der Fähre. Derzeit erfolge die finale Abstimmung der organisatorischen Grundlagen, zum Beispiel was die AGBs, den Datenschutz oder Widerruf angeht. Parallel dazu findet die Auswahl eines Payment Service Providers, also eines Zahlungsdienstleisters zur Einbindung in den Shop, statt. Ein Prototyp des Shops soll zum Sommer einsatzbereit sein.

Insulanerkarte sollen folgen

Neben den Gästen auf den Inseln sollen mittelfristig auch Einheimische eine Karte erhalten: Die Insulanerkarte basiert technisch auf der identischen Grundlage wie die Jahresgästekarte; formal stellt sie jedoch einen anderen Sachverhalt dar: Insulaner können damit die Nutzung der öffentlichen Infrastruktur gleichberechtigt wahrnehmen und gegebenenfalls auch spezifische Vorteile erhalten. Dies soll auf freiwilliger Basis und voraussichtlich kostenlos möglich sein, heißt es in einer Pressemitteilung der FTG.

Abseits der diversen Kartenprojekte arbeiten die Inseln auch daran, das System AVS mit Schnittstellen an weitere digitale Anbieter anzubinden: So wird derzeit eine Kopplung des Meldescheinsystems an die Luca-App geprüft, die die digitale Kontaktnachverfolgung vereinfachen soll. Die Details sowie die formalen Rahmenbedingungen sind jedoch noch offen. Außerdem könnte der Anbieter für Parkplatzmanagement „Parkster“ an AVS angebunden werden. „Ein Gast könnte seine Kurkarte mit der Park-App verknüpfen, somit nachweisen, dass er die Kurabgabe entrichtet hat und den Parkschein zu einem vergünstigten Preis erhalten“, erklärt Reich. Föhr ist Pilotpartner für die Kopplung der beiden Systeme. Ein Testprojekt sei mit dem Parkplatz des Hafenbetriebs geplant.

 

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