Kreis Nordfriesland

Neues Frauenhaus: Kooperation mit Schleswig-Flensburg?

Neues Frauenhaus: Kooperation mit Schleswig-Flensburg?

Neues Frauenhaus: Kooperation mit Schleswig-Flensburg?

Birger Bahlo/shz.de
Nordfriesland
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Vorerst in Sicherheit: Von Gewalt betroffene Frauen fliehen auch mit ihren Kindern in speziell betreute Häuser. Foto: Maja Hitij/dpa

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Nordfriesland und Schleswig-Flensburg ringen um ein Frauenhaus für die Region. Konkurrieren oder kooperieren sie dabei?

Die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg sind die einzigen ohne ein Frauenhaus. Beide Kreise wollen eines haben, doch der Weg dahin ist noch weit, wie Recherchen unserer Redaktion zeigen. Dabei ging es allein um die Frage, wer daran arbeitet und wer mit Fakten statt politischen Absichtserklärungen zum Gelingen beiträgt. Außerdem interessant: Kommt es eher zu einer Kooperation oder einer Konkurrenz oder einem Kompromiss beider Landkreise?

Überfüllte Frauenhäuser

Das Land hatte gefordert, zuerst den Bedarf zu ermitteln. Die Analyse liegt seit Monaten vor und geht davon aus, dass die Zahl der Plätze in ganz Schleswig-Holstein von 349 auf 403 erhöht werden müsste.

Alle 16 Frauenhäuser im Land hätten in den vergangenen Jahren in erheblichem Umfang Frauen und Kinder abweisen müssen, weil keine freien Plätze zur Verfügung standen. In den beiden für Nordfriesland relevantesten Frauenhäusern in Flensburg und Heide seien das im Jahr 2019 mehr als 250 beziehungsweise mehr als 100 Menschen gewesen.

Analyse der Analyse

Über diese Studie beugten sich Anfang März die beiden Landräte Florian Lorenzen (Nordfriesland) und Wolfgang Buschmann (Schleswig-Flensburg) mit ihren jeweiligen Fachbereichsleitern Christian Grelck (NF) und Peggy Kuwan (SL-FL) mit Innen- und Gleichstellungsministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack und ihrer Staatssekretärin Kristina Herbst.

Ministerium erkennt Bedarf an

Die Vertreterinnen des Landes hätten dabei den Bedarf in beiden Landkreisen grundsätzlich anerkannt, heißt es vom Kreis Nordfriesland. Die Ministerin bestätigt das auf Nachfrage und fügt hinzu: "Derzeit stimmen sich die beiden Kreise über das weitere Vorgehen ab.“

Keine Mittel in diesem Jahr

Bedarf bestätigt - jetzt geht es ums Geld. Die Ministerin hatte bereits in dem Gespräch klargestellt, dass die Landesmittel aus dem Finanzausgleich zwar auf 7,5 Millionen Euro aufgestockt werden, derzeit für zusätzliche Frauenhausplätze daraus keine Mittel zur Verfügung stünden. Eine Umverteilung der Mittel unter den Frauenhäusern zu Gunsten der Nordkreise sei nicht möglich. Aktuell könne nur eine Aufstockung durch das Land helfen. Zusätzliche Mittel würden frühestens im nächsten Jahr zur Verfügung stehen.

Eine gemeinsame Konzeption und eine gemeinsame Kalkulation für ein gemeinsames Frauenhaus möglichst mit Standorten in beiden Kreisen schaffen.

Kreis Nordfriesland

Mittlerweile haben Gespräche auf Verwaltungsebene der beiden Kreise stattgefunden. Seitens des Landes wurde signalisiert, dass voraussichtlich nur eine gemeinsame Lösung eine Chance auf Realisierung hätte. Es gehe nun darum, so der Kreis NF, „eine gemeinsame Konzeption und eine gemeinsame Kalkulation für ein gemeinsames Frauenhaus möglichst mit Standorten in beiden Kreisen zu schaffen." Ein Haus mit zwei Standorten - das habe auch beim Land Aussicht auf Erfolg, heißt es in Husum.

Suche nach einem Träger beginnt

Als Weg dahin biete es sich jetzt an, einen Träger oder Verein zu suchen, der ein Frauenhaus betreiben wolle. Gemeinsam mit dem sei dann eine Konzeption und Kalkulation zu erarbeiten. Dazu müsse die Politik einen Kriterienkatalog entwickeln. Ziel sei, dass der Ausschuss für Soziales und Arbeit in einer gemeinsamen Sitzung der beiden Kreise vor der Sommerpause ein solches Interessenbekundungsverfahren in die Wege leitet. Anhand der Kriterien könne dann eine Auswahl getroffen werden.

Runder Tisch in NF am 22. April

Nächster Schritt der Nordfriesen: Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises NF, Simone Ehlers, hat auf Anregungen in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziales und Arbeit die Fraktionen des Kreistages zum Gespräch eingeladen. Es soll am Donnerstag, 22. April, per Videokonferenz stattfinden und Klarheit bringen über das weitere Vorgehen bezüglich Frauenhaus und Frauenschutzwohnungen.

Ausschussberatung in Schleswig am 31. Mai

Und wie geht es im Nachbarkreis weiter: Der Arbeits-und Sozialausschuss des dortigen Kreistages wird am 31. Mai über das Thema beraten, teilt die Pressestelle des Kreises Schleswig-Flensburg mit. Dort sollen für die nächsten Schritte die erforderlichen politischen Beschlüsse gefasst werden. Diese seien, heißt es, zunächst abzuwarten, bevor weitere Schritte oder Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden.

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