Tierschutz

„Wildtierrettung rund um den Stollberg“ ist im Einsatz

„Wildtierrettung rund um den Stollberg“ ist im Einsatz

„Wildtierrettung rund um den Stollberg“ ist im Einsatz

Udo Rahn/shz.de
Bordelum
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Ehrenamtler Max Clausen entlässt ein Rehkitz nach rettung in die Freiheit. Foto: Udo Rahn

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Die ehrenamtlichen Helfer der Jungwildrettung engagieren sich weiter für das Tierwohl und suchen neue Mitstreiter.

Im Frühjahr sind Wälder und Wiesen tierische Kinderstuben, denn mit den wärmeren Temperaturen beginnt die Brut- und Setzzeit. Rehwild, Hasen, Bodenbrüter und viele andere Wildarten bringen ihren Nachwuchs zur Welt.

Jährlich fallen in Deutschland während der langsam beginnenden Wiesenmahd etwa 50.000 bis 60.000 Rehkitze dem Mähtod zum Opfer. Für die Landwirte auf den immer größer werdenden Maschinen ist es schwierig, die Jungtiere im hohen Gras zu entdecken.

In den ersten Wochen verharren sie nämlich aufgrund ihres Drückerinstinkts an geschützten Stellen. Erst ab der zweiten Lebenswoche setzt ihr Fluchtinstinkt ein.

„Wildtierrettung rund um den Stollberg“

Oluf Clausen aus Bordelum hat sich mit ehrenamtlichen Mitstreitern dem Thema verschrieben. Zusammen sind sie die „Wildtierrettung rund um den Stollberg“. Im vergangenen Jahr haben sie zwischen dem 7. Mai und 23. Juli auf einer Fläche von 724 Hektar 78 Rehkitze vor dem sicheren Tod sowie zwei Entengelege vor der Zerstörung retten.

Möglich werden solche Ergebnisse durch den Einsatz moderner Technik. Mit einer Drohne mit Wärmebildkamera startet die Suche in der Regel um 3.45 Uhr. Bis etwa acht Uhr könne effektiv gearbeitet werden. Danach sei die Temperaturdifferenz aufgrund der Sonneneinstrahlung zwischen dem Jungwild und dem Boden zu gering, sodass die Wärmebildkamera die Tiere nicht mehr erkennen kann und der Einsatz abgebrochen werden muss.

Rettung mit 13 Freiwilligen

Koordiniert und geplant werden die Flugeinsätze durch einen Steuerer und einen Spotter, also Beobachter. Bei der Suche aus einer Höhe von 80 Metern, kommt die bei der Planung eingesetzte Wegpunktnavigation zum Einsatz. Ein Assistent beobachtet permanent den Luftraum sowie den Bildschirm der Kamera.

Der leitet dann per Funkgerät die Läufer, meist sind es zwei Teams mit jeweils zwei Personen, zu einem gefundenen Jungtier. Mit einem großen Kescher fangen sie das Tier ein, verbringen es in eine Kleintierbox und am Feldrand in Sicherheit.

Derzeit sind wir 13 Freiwillige sowie drei Koordinatoren, die den Kontakt zu den Bewirtschaftern der Mähflächen halten, um zu erfahren, wer wann welche Fläche mäht.

Oluf Clausen, Initiator der Wildtierrettung rund um den Stollberg

„Derzeit sind wir 13 Freiwillige sowie drei Koordinatoren, die den Kontakt zu den Bewirtschaftern der Mähflächen halten, um zu erfahren, wer wann welche Fläche mäht.“ Alle ehrenamtlichen Helfer wollen mit ihrem Engagement zum Tierwohl beitragen und sowohl die Bewirtschafter der Flächen als auch die Jäger beim Auffinden der Wildtiere unterstützen.

Nachfrage nach den Rettern ist groß

Die Nachfrage an ihrer Arbeit ist groß. Anfragen kommen aus ganz Nordfriesland und von der Ostküste. Mangels Kapazitäten könne man sich derzeit nur eher auf die Region um den Stollberg beschränken. Deswegen suche man neue Mitstreiter.

Seit dem Frühjahr 2020 sind die Ehrenamtler Teil des Vereins „Natur und Kultur im Mittleren Nordfriesland“. Clausen plane aber, einen eigenen Verein zu gründen.

Finanzielle Hilfe für das Engagement ist allerdings vonnöten. Für die Anschaffung der Flugtechnik hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein Förderprogramm aufgelegt. Das würde bei Anschaffung einer oder womöglich zwei weiteren Drohnen und Kameras Fördergelder von 60 Prozent, maximal 4.000 Euro pro System, auf die Investitionskosten in die Kasse spülen. „Ich habe einen Antrag gestellt. Mit weiterer Technik könnten wir mehr Aufträge abdecken und auch andere Gruppen unterstützen.“

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