CORONA IN NORDFRIESLAND

Husumer Handel zwischen Lust und Frust

Husumer Handel zwischen Lust und Frust

Husumer Handel zwischen Lust und Frust

Carlo Jolly/shz.de
Husum
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Husumer Innenstadt
Shopping mit Maske: In der Husumer Innenstadt kehren die Kunden langsam zurück. Foto: Volkert Bandixen

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Seit einer Woche darf in Husum wieder geshoppt werden. Die Bewertungen der Einzelhändler sind recht unterschiedlich.

Mit unterschiedlichen Erkenntnissen sind Geschäftsinhaber in Husum aus dem langen Lockdown gestartet. Auch die Beobachtungen der ersten Geschäftswoche fallen differenziert aus. 

 

Peter Cohrs, Chef des Modehauses CJ Schmidt, hat selbst aus der schwierigen Situation des wochenlangen Lockdowns versucht, positive Eindrücke zu gewinnen: „Wir haben ein starkes Feedback, dass die Beratungsleistung erkannt wird.“ Dies gelte auch und insbesondere für die soziale Komponente. 

 

Eine Reihe digitaler Instrumente getestet 

Zudem habe man eine Reihe digitaler Instrumente ausprobiert. Zum Beispiel habe eine junge Kollegin in Anspielung auf den Fasching bereits über Wochen montags ein Video zum „Hosenmontag“ veröffentlich - und wer wollte, durfte zumindest virtuell per WhatsApp oder Face-Time-Telefonie durch die gewünschten Regale stöbern. 

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Seit der Öffnung beobachtet das Modehaus mit 10.000 Quadratmetern Gesamtfläche zwar bislang 30 Prozent weniger Kunden als vor Corona, aber in Teilen sogar Umsatzgewinne. Wichtig ist für Cohrs: „Ganz viele Stammkunden kommen mit einer riesigen Motivation und Begeisterung.“ Und die Abstände seien leichter einzuhalten als in jedem Lebensmittelmarkt. Von den rechnerisch 650 Kunden, die auf der Fläche von CJ Schmidt aktuell erlaubt seien, erreiche man aktuell selbst sonnabends maximal die Hälfte.

 

Einkaufsstraße
Je nach Branche und Laden sind die Eindrücke der Geschäftsinhaber sehr unterschiedlich. Foto: Volkert Bandixen

Cohrs sieht auch den Trend vieler Bürger aus Stadt und Region, den Handel in der Innenstadt unterstützen zu wollen: „Das Amazonising ist vorbei.“ 

Doch nicht überall rund um den Husumer Markt und Hafen will schon Aufbruchstimmung aufkommen. Inga Schraga hat mit ihren drei Textil-Geschäften in Hafennähe einen eher verhaltenen Start erlebt - und auch das Click&Collect-Angebot im Lockdown sei recht wenig angenommen worden. Enttäuscht sei sie mit dem Verkaufsstart aber nicht, denn sie blickt auch mit Sorge auf womöglich wieder steigende Inzidenzwerte. Deshalb sagt sie für ihre Läden wie Pier 8 oder Wind Sportswear: „Im Grunde ist das Verhalten ganz verantwortungsvoll.“

 

Die Kunden waren sehr glücklich, dass sie mal wieder vorbeikommen und stöbern konnten.“ 

Jörn Zimmermann, Jack Wolfskin

Ganz anders beurteilt Inga Schraga im Übrigen die Lage für ihr Geschäft für Möbel und Wohn-Accessoires. Im „Maison no.14“ handele sie mit starken Marken, hier sei der Start nach dem Lockdown deutlich anders verlaufen: „Das wollen die Stammkunden haben.“ 

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Wieder etwas anders sieht es Jörn Zimmermann, der in Hafennähe mit Jack Wolfskin vertreten ist: Bei ihm habe die erste Woche sehr vielversprechend angefangen: „Die Kunden waren sehr glücklich, dass sie mal wieder vorbeikommen und stöbern konnten.“ Die Zahlen bewegten sich allerdings noch weit unter Normalniveau - weshalb auch die Belegschaft noch ganz überwiegend in Kurzarbeit sei. 

„Wir brauchen unbedingt die Öffnung der Gastronomie und der Tourismus“, sagt Zimmermann. Nach dem Weihnachtsgeschäft fehlten nun auch die wichtigen Umsätze rund um das Krokusblütenfest. Zwischen diesem anlaufenden Handel und der Vor-Corona-Zeit lägen Welten: „Das Geschäft ist nicht aufzuholen.“

 

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