ERHEBUNG
Auch im Norden: Rasanter Anstieg der Privatinsolvenzen
Auch im Norden: Rasanter Anstieg der Privatinsolvenzen
Auch im Norden: Rasanter Anstieg der Privatinsolvenzen
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1429 Schleswig-Holsteiner mussten bisher Privatinsolvenz anmelden. Der Anstieg kommt daher, dass sie eine Gesetzesänderung ausnutzen wollten.
Schon lange wurde er prophezeit: Der deutliche Anstieg der Privatinsolvenzen. Im ersten Quartal dieses Jahres haben 1429 Schleswig-Holsteiner eine Insolvenz angezeigt. Im Vorjahresquartal waren es 985. Das geht aus einer Erhebung der Wirtschaftsauskunftei „Crifbürgel“ hervor.
Die Corona-Pandemie habe jedoch keinen Einfluss auf diesen Anstieg gehabt. „Der deutliche Anstieg an Insolvenzen ist derzeit vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Privatpersonen letztes Jahr entsprechende Anträge zurückgehalten haben“, sagt Geschäftsführer Dr. Frank Schlein.
Gesetzesreform als Chance
Seine Vermutung ist, dass die Betroffenen eine Gesetzesreform abgewartet haben. Diese ermöglicht es den Schuldnern künftig, statt wie bisher nach sechs, schon nach drei Jahren eine Restschuldbefreiung. Diese Reform gilt für alle Privatinsolvenzen, die ab dem 1. Oktober 2020 beantragt wurden. Bundesweit hat die Auskunftei einen Anstieg von 49,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal vermerkt. Etwa 23600 Insolvenzen kamen dabei zusammen.
„Aktuell gehen wir von bis zu 110.000 Privatinsolvenzen in diesem Jahr aus“, so Schlein. Damit würden die Zahlen erstmals seit zehn Jahren wieder steigen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 56324 Privatinsolvenzen. Hier hat die Pandemie einen starken Einfluss. Die pandemiebedingte Insolvenzwelle werde aber erst im zweiten Halbjahr zu merken sein und sich dann bis ins Jahr 2022 strecken.
Schleswig-Holstein weit vorn
Schon jetzt kommen in Schleswig-Holstein auf 100.000 Menschen 49 Insolvenzanträge. Damit liegt das Land über dem Bundesschnitt von 38. Generell ist der Norden der Republik deutlich stärker betroffen als der Süden. Spitzenreiter ist Bremen mit 76 Privatinsolvenzen auf 100.000 Einwohner. Auf Platz zwei folgt Hamburg (57). Am wenigsten Anträge kamen aus Bayern (26).
Ein Trend setzt sich dabei fort. Männer sind eher von einer Privatinsolvenz betroffen als Frauen, aber der Anstieg bei Anmeldungen durch Frauen ist in diesem Jahr stärker gestiegen als bei den Männern. Auffällig ist auch, dass der größte Anstieg bei den 18- bis 20-Jährigen zu vermerken ist.
Zwar gab es im Vergleich zu den anderen Altersklassen deutlich weniger Privatinsolvenzen, nämlich 83, aber im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl fast verdoppelt. Die meisten Insolvenzen werden nach wie vor von der Altersklasse 31 bis 41 eingereicht. Hier waren es bisher 8966.