Zinsen
Vierte Zinserhöhung in Folge: EZB kämpft gegen Inflation
Vierte Zinserhöhung in Folge: EZB kämpft gegen Inflation
Vierte Zinserhöhung in Folge: EZB kämpft gegen Inflation
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Die Inflation im Euroraum hält sich hartnäckig auf hohem Niveau. Die Europäische Zentralbank stemmt sich mit einer weiteren Zinserhöhung dagegen. Und die Notenbank stellt weitere Weichen.
Die Euro-Währungshüter erhöhen im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation zum vierten Mal in Folge die Zinsen und treten bei Anleihenkäufen auf die Bremse. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss eine Zinsanhebung um 0,50 Prozentpunkte und stellte weitere Zinserhöhungen in Aussicht.
Zunächst steigt der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, auf 2,50 Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Angesichts wachsender Sorgen um die Konjunktur fällt Anhebung allerdings etwas geringer aus als die beiden vorangegangenen Zinsschritte.
Zugleich will die Notenbank den Umfang der in den vergangenen Jahren von den Euro-Notenbanken aufgekauften, milliardenschweren Anleihenbestände verringern. Von März 2023 sollen Gelder aus auslaufenden Wertpapieren des billionenschweren allgemeinen Kaufprogramms APP nicht mehr in vollem Umfang in den Kauf neuer Anleihen gesteckt werden. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 sollen die Bestände monatlich im Durchschnitt um 15 Milliarden Euro verringert werden.
Den Erwerb frischer Wertpapiere hatte die EZB bereits zum 1. Juli 2022 eingestellt. Insgesamt steckte die Notenbank im Rahmen des seit März 2015 genutzten Programms bis Ende November des laufenden Jahres mehr als 3,4 Billionen Euro in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere. Mit der nun beschlossenen Eindämmung der Geldflut sendet die EZB ein weiteres Signal in Richtung Inflationsbekämpfung.
Teuerung im gemeinsamen Währungsraum bei 10 Prozent
Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an. Von diesem Ziel sind die Währungshüter derzeit weit entfernt. Im November lag die Teuerung im gemeinsamen Währungsraum der 19 Länder bei 10 Prozent. Im Oktober hatte die Inflation mit 10,6 Prozent einen Höchststand erreicht.
Die Teuerungsrate wird in diesem Jahr nach Einschätzung der EZB noch höher ausfallen als vor drei Monaten erwartet. Die Notenbank rechnet inzwischen mit durchschnittlich 8,4 Prozent Inflation 2022, wie sie mitteilte. In ihrer September-Prognose hatte die EZB noch eine Rate von 8,1 Prozent vorhergesagt. Für das kommende Jahr rechnet die EZB im Jahresschnitt nun mit 6,3 Prozent (September: 5,5 Prozent). Für 2024 sagt sie eine Inflationsrate von 3,4 (2,3) Prozent voraus. In der erstmals für 2025 vorlegten Prognose wird von 2,3 Prozent ausgegangen.
Höhere Zinsen verteuern Kredite, dies bremst die Nachfrage und kann hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Dies kann aber zugleich die Wirtschaftsentwicklung im Währungsraum dämpfen, der seit Monaten mit den Folgen des Ukraine-Krieges und einem massiven Anstieg der Energiepreise zu schaffen hat. Nach jüngsten Ausführungen von EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane gehen die Euro-Währungshüter allerdings davon aus, dass eine mögliche Rezession «mild und von kurzer Dauer sein wird».
«Hohe Inflation gleichen auch die besten Festgeldkonten nicht aus»
Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung auf 2,00 Prozent. Sparer profitieren inzwischen von steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld. Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge. «Die hohe Inflation gleichen auch die besten Festgeldkonten nicht aus. Sie dienen aber immerhin als Schadensbegrenzung», heißt es in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift «Finanztest».
Nach längerem Zögern hatte der EZB-Rat bei seiner Sitzung am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Es folgten zwei weitere historische Erhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte. Die Währungshüter hatten die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und leiteten den Kurswechsel daher erst später ein als beispielsweise die US-Notenbank Fed.
Die US-Notenbank hatte am Mittwoch ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Die Fed leitete damit einen etwas moderateren Kurs ein, signalisierte aber weitere Anhebungen. Der Leitzins in den USA liegt nun in eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.