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Auto mit Protest-Botschaft rammt Tor des Kanzleramts

Auto mit Protest-Botschaft rammt Tor des Kanzleramts

Auto mit Protest-Botschaft rammt Tor des Kanzleramts

dpa und Tobias Schmidt/shz.de
Berlin
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Ein Auto steht vor dem Tor des Bundeskanzleramts. Auf der Seite des Kombis steht in weißer Schrift eine Beschimpfung geschrieben: „Ihr verdammten Kinder- und alte Menschen-Mörder“. Foto: Michael Kappeler/dpa

Der Wagen steht direkt vor dem Amtssitz von Kanzlerin Merkel – das Tor zum Kanzleramt wurde bei der Aktion beschädigt.

Ein 54-jähriger Mann hat mit seinem Auto das Tor des Bundeskanzleramts in Berlin gerammt. Er beschädigte mit der Front des Wagens mindestens zwei Metallstreben des Gittertores. Der Fahrer des mit Protestbotschaften versehenen Fahrzeugs wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen, wie die Berliner Polizei auf Twitter mitteilte. Die Hintergründe waren laut Polizei zunächst unklar. Ein Sprecher sagte, ob es sich um einen „psychischen Zustand oder eine andere Motivlage“ handele, werde noch geklärt.

Aus Sicherheitskreisen hieß es, das Fahrzeug sei „mit langsamer Geschwindigkeit gegen das Tor des Bundeskanzleramtes gerollt“. Auf der Fahrerseite des dunklen Kombis stand in weißer Schrift: „Ihr verdammten Kinder- und alte Menschen-Mörder“. Auf der Beifahrerseite stand: „Stop der Globalisierungs-Politik“.

Das Auto wurde auf die andere Straßenseite gefahren und dort geparkt und von der Polizei gesichert. Foto: Tobias Schmidt/NOZ

Der Vorfall ereignete sich während der laufenden Sitzung des Bundeskabinetts. Dieses tagt in der Regel mittwochs morgens im Kanzleramt. Die Polizei sperrte den Bereich nach dem Vorfall ab. Rettungswagen standen in der Nähe. Nach dem Bericht eines dpa-Fotografen soll ein Mensch leicht verletzt und im Krankenwagen behandelt worden sein. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen handelt es sich dabei um den Fahrer des Autos.

Berlin-Korrespondent Tobias Schmidt schildert seine Eindrücke von vor Ort wie folgt: „Das Auto wurde auf den Gehweg gegenüber des Zufahrtstores befördert und dort von Polizisten bewacht. Es waren leichte Kratzer im Lack der Stoßstange vorne links zu sehen, ansonsten gab es keine sichtbaren Schäden. Die Aufschrift ,Ihr verdammten Kinder- und alte Menschen-Mörder‘ war mit weißer Farbe auf die Fahrerseite geschrieben. Am Tor des Kanzleramtes waren keinerlei Schäden zu erkennen. Vor dem Haupttor hatte sich eine Traube von Dutzenden Reportern und Fernsehkameras gebildet, die auf Neuigkeiten warteten.“

Das Medienaufkommen vor dem Kanzleramt war aufgrund des Vorfalles entsprechend hoch. Foto: Tobias Schmidt/NOZ

Das Kanzleramt ist an der Tiergartenseite und zur Spree hin von hohen und massiven Sperrzäunen gesichert, zur Straßenseite hin gibt es einen Graben sowie Betonklötze, die es unmöglich machen, mit dem Auto nahe heran zu gelangen. Die Zufahrt ist nur über die Heinrich-von-Gagern-Straße über eine Straßenschleife hin zum Tor möglich. Das Tor befindet sich nordöstlich vor einem Vorgebäude, das eigentliche Kanzleramt liegt etwa einhundert Meter dahinter.

Von Straßensperrungen oder sichtbaren zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen wurde nach dem Vorfall abgesehen. Der Autoverkehr zwischen Kanzleramt, Reichstagsgebäude und Paul-Löbe-Haus war nicht beeinträchtigt. Auch am nahe gelegenen Hauptbahnhof auf der anderen Spreeseite lief der Verkehr ohne Beeinträchtigungen weiter.

Ob die Aktion womöglich im Zusammenhang mit den jüngsten Protesten gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie steht, war zunächst unklar. In der vergangenen Woche waren während einer Abstimmung des Bundestags über das Infektionsschutzgesetz Protestkundgebungen in direkter Nähe des Bundestages und vor dem Kanzleramt verboten worden. Kleinere Kundgebungen finden in der Umgebung von Bundestag und Kanzleramt aber regelmäßig statt.

 
Ein Feuerwehrmann am Steuer entfernt das Fahrzeug vom Tor des Bundeskanzleramts. Auf der Tür ist die Aufschrift „Stop der Globalisierungs-Politik“ zu lesen. Foto: Michael Kappeler/dpa

Auto mit gleichem Kennzeichen stand schon im Februar 2014 vor dem Kanzleramt

Ein Auto gleichen Typs mit dem gleichen Kennzeichen aus Nordrhein-Westfalen war bereits im Februar 2014 gegen das Gitter vor dem Kanzleramt gefahren worden. Fotos von dem damaligen Vorfall zeigen den Wagen mit einer politischen Beschriftung, die sich gegen den Klimawandel richtete. Auf der Fahrerseite prangte eine Liebeserklärung. Verletzt wurde niemand. Auch damals hieß es, das Auto sei sehr langsam unterwegs gewesen. Der 48 Jahre alte Fahrer des Autos wurde damals festgenommen. Dem Alter nach ist er etwa gleichaltrig wie der jetzige.

Aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen wollte ein Polizeisprecher am Mittwoch nicht sagen, ob es sich um den gleichen Mann handelt, der auch jetzt in Gewahrsam genommen wurde. Er sagte: „Eine Erstaussage des Fahrzeugführers wurde aufgenommen.“

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