Probealarm

Deutschland probt am Donnerstag den Notfall: Wie, wann und warum?

Deutschland probt am Donnerstag den Notfall: Wie, wann und warum?

Deutschland probt den Notfall: Wie, wann und warum?

Maren Hedde, shz.de
Berlin
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Am Donnerstag um 11 Uhr im Einsatz: Warnsirenen. Foto: Jens Büttner/dpa

Am ersten bundesweiten Warntag heulen etwa 15.000 Sirenen.

Godzilla erhebt sich aus den Fluten und stiefelt auf eine Großstadt zu – mit diesem nicht ganz ernst gemeinten Horror-Szenario werben am ersten deutschlandweiten Warntag die Katastrophenschützer des Bundes.

Der Film wird am Donnerstag um Punkt 11 Uhr veröffentlicht. Dann heulen im ganzen Land die Sirenen. Wer sich daraufhin fragt, was denn los ist, kann sich unter anderem auf der Straße auf digitalen Anzeigetafeln, im Internet oder auf seinem Handy über eine Warn-App informieren.

Klimawandel und Katastrophen

Er erfährt dann: Kein Grund zur Beunruhigung, alles nur Probealarm! Aber durchaus nötig, meint das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Sein Präsident Christoph Unger sagt: „Wir glauben, dass es ungemütlicher werden wird.“

 

Stichwort Klimawandel. „Es gibt konkrete Erfahrungen, wie beispielsweise die Jahrhundertflut 2002 an der Elbe, die unzählbaren Starkregen-Ereignisse der vergangenen Jahre.“ Sogar Erdbeben seien denkbar, etwa in der Kölner Bucht. Die Konsequenz der Katastrophenschützer: „Die Menschen müssen besser vorbereitet sein.“ Dafür soll es künftig an jedem zweiten Donnerstag im September den bundesweiten Warntag geben.

Sirenen auch im Grenzland

Auch die dänische Polizei informiert auf Twitter über den deutschen Warntag, da die Sirenen auch im Grenzland zu hören sein werden.

Was passiert am Warntag?

Am Donnerstag, 10. September, findet um 11 Uhr ein bundesweiter Probealarm statt. Alle vorhandenen Warnmittel sollen getestet werden. Dazu gehören zum Beispiel Warn-Apps, Nachrichten über Radio und Fernsehen, aber auch Sirenen. Um 11.20 Uhr folgt die Entwarnung.

Warum werden in Flensburg keine Sirenen heulen?

In Flensburg wird es verhältnismäßig ruhig bleiben. Lediglich am Stadtrand wird man die Sirenen in den Nachbargemeinden heulen hören.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Beendigung des Ost-West-Konflikts am Ende der 1980er Jahre entschloss man sich in Flensburg, die sogenannten Luftschutzsirenen stillzulegen. Auf dem Land dienen die Sirenen häufig auch dazu, die Freiwilligen Feuerwehren zu alarmieren. Eine Aufgabe, die in der Stadt Flensburg durch Meldeempfänger erledigt wird.

Die Feuerwehr und die anderen Katastrophenschutzorganisationen in der Stadt werden den Warntag dazu nutzen, ihre Alarmierungswege zu überprüfen, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Warum ist der Warntag am 10. September?

Im größten Teil des Landes ist dann schon wieder Schule, so dass man davon ausgehen kann, möglichst viele Menschen zu erreichen. Der Warntag soll künftig jedes Jahr am zweiten Donnerstag im September stattfinden.

Werden auch Sirenen heulen?

Es werden viele Sirenen heulen, aber welche Warnmittel jeweils genau zum Einsatz kommen, entscheiden die örtlichen Behörden. Sie stammen ja teils noch aus der Zeit es Zweiten Weltkriegs.

Warum sind die heute immer noch nötig?

Sirenen gelten vor allem nachts als zuverlässiges Warnmittel. Ihr Heulton holt die Menschen aus dem Schlaf, wenn Fernseher, Radio und Handy ausgestellt sind.

Wozu braucht man dann noch andere Warnmittel?

Sirenen können nur kundtun, dass Gefahr im Verzug ist, aber nicht welche. Über Lautsprecherfahrzeuge kann man die Bevölkerung viel konkreter warnen. Und über die App NINA, die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kommt die Warnung direkt auf das Handy.

Wie funktioniert diese App?

NINA wurde vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn entwickelt und ist mit dem sogenannten Modularen Warnsystem verknüpft. Das ist das satellitengestützte Warnsystem des Bundes, das Warnungen des BBK und lokale Warnungen der Leitstellen verbreitet. NINA empfängt aber auch Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserwarnungen. Andere Warn-Apps sind BIWAPP (Bürger Info und Warn App), KATWARN sowie diverse regionale Warn-Apps.

Welchen Sinn hat der Warntag?

„Es hat sich gezeigt, dass Menschen in Krisensituationen vor allem auf Bekanntes und bereits Erlerntes zurückgreifen“, erklärt Christoph Unger, Präsident des BBK. Deshalb sei es sinnvoll, so etwas einzuüben. Außerdem gebe es eine zunehmende Zahl von Naturkatastrophen, zum Beispiel die Hitzewellen von 2018 und 2019, Terroranschläge wie in Halle oder Hanau oder aktuell die Corona-Pandemie. Diese Ereignisse hätten gezeigt, dass ein Warnsystem wichtig sei.

Gibt es eine allgemeine Empfehlung, wie man sich im Ernstfall verhalten soll?

Das BBK sagt dazu: „Mit jeder Warnung erhalten Sie in der Regel Informationen zur Gefahr und Empfehlungen, was Sie zu Ihrem Schutz tun können. Generell gilt: Bewahren Sie Ruhe, informieren Sie sich über die Medien und unterrichten Sie gegebenenfalls Ihre Nachbarn.“

 

 

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