Immunschwäche-Virus

Schätzung: 2.200 neue HIV-Infektionen

Schätzung: 2.200 neue HIV-Infektionen

Schätzung: 2.200 neue HIV-Infektionen

dpa
Berlin
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Mit einem Bluttest kann festgestellt werden, ob jemand mit HIV infiziert ist. (Archivbild) Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB

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Den ganz großen Schrecken hat Aids verloren. Aber der Erreger ist noch da: Jedes Jahr stecken sich in Deutschland viele Menschen mit HIV an. In einer Gruppe steigt die Zahl sogar stetig an.

Wahrscheinlich rund 2.200 Menschen in Deutschland haben sich im vergangenen Jahr neu mit HIV infiziert. Das seien ähnlich viele wie vor der Corona-Pandemie, erklärte das Robert Koch-Institut (RKI) in einer neuen Schätzung. Eine Ansteckung mit dem HI-Virus kann unbehandelt die Immunschwäche-Krankheit Aids hervorrufen.

Das RKI schätzt die Zahlen jedes Jahr. Betrachtet werden Neuinfektionen in Deutschland und von Menschen deutscher Herkunft, die sich im Ausland angesteckt haben.

Unter den Neuinfektionen sind etwa 1.200 Männer, die Sex mit Männern haben. In dieser Gruppe sank die Zahl im Vergleich zum Jahr 2019. Es sei wahrscheinlich, dass bei diesen Männern die HIV-Präexpositionsprophylaxe PrEP viele Neuinfektionen verhindere, erläuterte das RKI. PrEP werde fast ausschließlich von dieser Gruppe verwendet.

Bei dieser Prophylaxe nehmen Menschen mit einem erhöhten HIV-Infektionsrisiko täglich eine Tablette mit zwei Wirkstoffen, die die Vermehrung des Virus im Körper unterdrücken. «Die Erfolge bei schwulen Männern machen Mut, könnten aber noch größer sein», meinte Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe.

Neuinfektionen durch Drogengebrauch steigen

380 Neuinfektionen passierten durch das Spritzen von Drogen mit Nadeln. Die geschätzten Zahlen durch diesen Drogengebrauch steigen seit 2010 demnach langsam, aber kontinuierlich an. «Der Anstieg bei Drogen konsumierenden Menschen ist besorgniserregend und verlangt dringend nach Antworten in der Prävention», erklärte Warminsky. Wichtig sei, ausreichend sterile Spritzen und andere Utensilien an diese Menschen auszugeben.

Etwa 620 Menschen steckten sich laut der RKI-Schätzung im vergangenen Jahr außerdem bei heterosexuellen Kontakten an. Auch in dieser Gruppe wurde gegenüber dem Vor-Pandemie-Niveau ein Anstieg verzeichnet. Laut Aidshilfe ist diese Zahl aber noch unsicher, und es müsse erst geschaut werden, ob ein realer Anstieg dahinterstecke. Auf jeden Fall sei es sinnvoll, auch anderen Risikogruppen wie Sexarbeiterinnen den Zugang zu PrEP zu ermöglichen.

Da HIV in der Regel nicht mehr zum Tod führt, stieg die Anzahl der Menschen, die mit einer HIV-Infektion in Deutschland leben, laut RKI bis Ende vergangenen Jahres an: auf 96.700 Menschen. Davon seien etwa 8.200 HIV-Infektionen bisher nicht durch Fachleute festgestellt, so die Schätzung.

Die allermeisten erhalten eine Therapie

Fast alle Menschen mit bekannter HIV-Infektion erhalten mittlerweile eine sogenannte antiretrovirale Therapie: Vor 18 Jahren waren es etwa 80 Prozent, nun sind es etwa 99 Prozent. Von diesen Therapien verliefen etwa 96 Prozent erfolgreich - HIV ist dann nicht mehr übertragbar. Das RKI weist zudem darauf hin, dass mehr Einsende- und Selbsttests helfen würden, die Zahl der unerkannt HIV-infizierten Menschen zu verringern.

HIV-Diagnosen werden oft erst Jahre nach der Infektion gestellt. Datengrundlage der Routineübersicht sind Labormeldungen. Das RKI weist darauf hin, dass sie nur begrenzte Informationen zur aktuellen Ausbreitung von HIV in Deutschland liefern. Die Anzahl der HIV-Neuinfektionen und die Gesamtzahl der Menschen, die mit HIV in Deutschland leben, können demnach nur mithilfe von Modellrechnungen abgeschätzt werden.

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