Gefühle

Wie Liebe das Gehirn zum Leuchten bringt

Wie Liebe das Gehirn zum Leuchten bringt

Wie Liebe das Gehirn zum Leuchten bringt

dpa
Espoo
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Bei Haustierbesitzern zeigt sich eine Besonderheit in der Hirnaktivität. (Illustration) Foto: Victoria Jones/PA Wire/dpa

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Ich liebe dich, ich liebe das: Liebe ist ein Gefühl für ganz verschiedene Dinge. Im Gehirn macht das einen Unterschied. Bei einem Objekt großer Zuneigung feuern Neuronen besonders stark.

Liebe lässt das Gehirn einer Studie zufolge in unterschiedlichen Bereichen brizzeln - und am allerstärksten bei elterlicher Zuneigung den eigenen Kindern gegenüber. Ähnlich stark sei die Aktivität bei der romantischen Liebe, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal «Cerebral Cortex» über die Ergebnisse einer kleinen Versuchsreihe.

Menschen verwenden das Wort «Liebe» in ganz verschiedenen Zusammenhängen - für sexuelle Anziehung ebenso wie für Elternliebe oder die Liebe zur Natur. Das Team um Pärttyli Rinne von der Aalto Universität in Espoo (Finnland) nutzte nun die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI), um die Gehirnaktivität von Menschen für bestimmte Szenarien aufzuzeichnen.

Szenen der Liebe aktivieren das Gehirn

Die 55 einbezogenen Männer und Frauen im Alter von 28 bis 53 Jahren hatten demnach jeweils mindestens ein Kind und sagten von sich selbst, sie seien in einer Liebesbeziehung. 27 Probanden hatten ein Haustier. 

Die Teilnehmer bekamen im Tomographen kurze Geschichten zu sechs verschiedenen Arten von Liebe - zu den eigenen Kindern, dem Partner, Freunden, Fremden, Haustieren und der Natur - zu hören, über die sie anschließend zehn Sekunden nachdenken sollten.

Zur Kontrolle wurden «lieblose» Szenen eingespielt: aus dem Busfenster schauen oder geistesabwesend die Zähne putzen. Während der Hör- und Nachdenkphase wurde jeweils die Gehirnaktivität erfasst. Ergänzend wurden über Fragebögen die Ansichten zu den verschiedenen Kategorien der Liebe erfasst.

Elterliche Liebe ist etwas Besonderes

Geschichten zur Liebe zur Natur aktivierten in den Versuchen das Belohnungssystem und visuelle Bereiche des Gehirns, nicht aber soziale Hirnbereiche. Die elterliche Liebe hatte ein Alleinstellungsmerkmal: Nur bei ihr wurden bestimmte mit Belohnung verbundene Bereiche des sogenannten Striatums stärker aktiviert, wie die Forscher erläutern. Die mitfühlende Liebe zu Fremden wiederum rief insgesamt eine vergleichsweise geringe Gehirnaktivierung hervor.

Auffällig war dem Team um Rinne zufolge, dass die aktivierten Hirnareale sich bei allen Formen zwischenmenschlicher Liebe stark ähnelten, lediglich die Intensität der Aktivierung unterschied sich. Alle hingen mit sozialer Wahrnehmung zusammen.

Die besondere Liebe der Haustierbesitzer

Bei der Liebe zur Natur und zu Haustieren fand sich dieses Aktivierungsmuster nicht - mit einer Ausnahme. Sie betraf eine Szene zu Haustieren, die in einer der genutzten Geschichten so lautete: «Sie räkeln sich zu Hause auf der Couch und Ihre Hauskatze kommt zu Ihnen herüber. Die Katze rollt sich neben Ihnen ein und schnurrt schläfrig. Sie lieben Ihr Haustier.»

An der Hirnmessung lasse sich mit gewisser statistischer Relevanz erkennen, ob der jeweilige Teilnehmer selbst ein Haustier habe, so die Forschenden. In diesem Fall funke das Gehirn mit höherer Wahrscheinlichkeit verstärkt auch in sozialen Hirnbereichen, also ähnlich wie bei zwischenmenschlicher Zuneigung.

Deutliche kulturelle Unterschiede möglich

Einschränkend gibt das Team zu bedenken, dass sich die Ergebnisse aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht verallgemeinern lassen. «Die Liebe ist ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das biologisch begründet und kulturell modifiziert ist», wird erläutert. Weitere kulturübergreifende und demografische Faktoren berücksichtigende Forschung sei erforderlich. Vor allem das Gefühlslevel gegenüber Fremden, Tieren und Natur werde stark von gesellschaftlichen und subjektiv-psychologischen Einflüssen geprägt.

Die neuronalen Mechanismen der Liebe zu ergründen, ermögliche nicht nur philosophische Diskussionen über die Natur der Liebe und menschliche Bindungen, so die Forschenden. Zu erhoffen sei auch ein praktischer Nutzen bei der psychologischen Behandlung von Krankheiten wie Bindungsstörungen, Depressionen oder Beziehungsproblemen. 

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