Dolomiten
Italien: Suche nach Lawinen-Opfern geht weiter
Italien: Suche nach Lawinen-Opfern geht weiter
Italien: Suche nach Lawinen-Opfern geht weiter
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Die Suche nach den Vermissten in den norditalienischen Dolomiten geht nach dem verheerenden Lawinen-Unglück weiter. Der Einsatz ist gefährlich, weil der Untergrund nicht stabil ist. Bei den Überflügen werden die Retter allerdings fündig.
Bei Drohnenflügen am Ort des tödlichen Lawinen-Unglücks in den Dolomiten haben die Rettungskräfte Kleidungsstücke entdeckt. Unklar sei, ob es sich um Kleidung von Opfern handle, erklärte ein Mitglied der Helikopter-Einheit des Trentinos, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Dienstag berichtete.
Die Experten wollten anschließend prüfen, ob und wie die Kleidung geborgen werden könne und ob dort möglicherweise Opfer lägen. Bei der Suche waren am Dienstag hauptsächlich Drohnen im Einsatz, da eine Suche am Boden noch zu gefährlich war.
Die Lawine in Norditalien hatte am Sonntagnachmittag an dem Gletscher in den Dolomiten mindestens sieben Bergsteiger in den Tod gerissen. Acht Menschen wurden verletzt, darunter auch ein Mann und eine Frau aus Deutschland. 13 Menschen galten am Dienstagvormittag als vermisst - am Nachmittag bestäitgten die Behörden dann, vier vermisste Ausländer kontaktiert zu haben, die gesund seien. Außerdem habe man die Identität eines verletzten Mannes ermitteln können, der in einem Krankenhaus in Treviso liegt. Später aktualisierten sie die Vermissten-Zahl erneut, am späten Nachmittag wurden noch fünf Menschen vermisst.
Komplizierte Rettungsaktion
Unterdessen ermittelten die Behörden den Halter eines Fahrzeugs mit deutschen Kennzeichen, das oben auf dem Parkplatz stand, den in der Regel die Wanderer nutzen, die Richtung Gipfel der Marmolata laufen. An den Wagen mit dem Nummernschild aus Bayern kehrte nach dem Unglück am Sonntagnachmittag zunächst niemand zurück. Die Behörden schlossen deshalb nicht aus, dass die Insassen unter den Opfern sein könnten. Am Dienstag erklärte die Polizei auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur, der Halter sei ausfindig gemacht worden und befände sich außer Gefahr. Er sei nicht in das Lawinen-Unglück verwickelt gewesen.
In zwei Kliniken in der Provinz Belluno behandelten die Ärzte am Dienstag weiter die beiden Deutschen, die bei dem Gletschersturz verletzt wurden. Zum Zustand der 67 Jahre alten Mannes und der 58-jährigen Frau gab es am Dienstagvormittag keine neuen Informationen. Sie lägen weiter auf der Intensivstation, erklärte eine Sprecherin der Klinik.
Wegen der drohenden Gefahr weiterer Lawinen und für den ungestörten Ablauf der Rettungsarbeiten blieb das Gebiet um den Berg gesperrt, wie die Autonome Provinz Trient mitteilte, an deren Grenze zur Region Venetien die Marmolata liegt. Die Behörden veröffentlichten auch ein Video von der Abbruchstelle auf dem Berg, an der ein großes Loch und tiefe Risse klafften. Der Chef der Bergrettung, Maurizio Dellantonio, stellte in Aussicht, ab Mittwoch oder Donnerstag bis zu 15 Spezialisten und Hunde bei der Suche nach möglichen Opfern an den abgegangenen Gletschermassen einzusetzen.
Gletscherabbruch als Folge des Klimawandels
Für den Einsatz der Rettungskräfte vor Ort am Boden ist jedoch das Wetter entscheidend. Am Montag brachen die Behörden die Such- und Bergungsarbeiten wegen eines Unwetters ab. Die Bergretter befürchten, dass es Wochen oder sogar noch länger dauern könnte, bis alle Toten unter den Eis- und Geröllmassen lokalisiert und geborgen werden. Die Lawine habe sich inzwischen festgesetzt und sei sehr hart geworden. Graben könne man nur mit technischem Gerät, was aber unter diesen Umständen nicht an Ort und Stelle gebracht werden könne, sagte Dellantonio.
Als Grund für den Gletscherabbruch sehen Experten, Bergkenner sowie der italienisch Ministerpräsident Mario Draghi und Staatsoberhaupt Sergio Mattarella die Folgen des Klimawandels. Seit Jahren schmilzt das Gletschereis in den Alpen wegen der gestiegenen Temperaturen davon. Im Gebiet der Marmolata war es in den Tagen vor dem Unglück außerdem ungewöhnlich warm, und es mangelte wie in vielen anderen Teilen Italiens an Niederschlägen. Dadurch werden die Gletscher dem südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messern zufolge immer instabiler.