Gardasee
Nach Bootsunfall: Verdächtiger Deutscher stellt sich
Nach Bootsunfall: Verdächtiger Deutscher stellt sich
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Es klingt fast wie im Film: Mitten in der Nacht stellt sich ein mit Haftbefehl gesuchter Mann an der Grenze zu Italien der Polizei. Er soll bei einem tödlichen Unfall auf dem Gardasee ein Motorboot gesteuert haben.
Mitten in der Nacht passiert ein Auto mit dem Verdächtigen die Grenze zwischen Österreich und Italien. In Südtirol will sich der 52-Jährige aus Deutschland den italienischen Behörden stellen.
Die hatten in der Folge eines tödlichen Bootsunfalls auf dem Gardasee per europäischem Haftbefehl nach ihm gefahndet.
Dem Münchener wird vorgeworfen, vor etwas mehr als zwei Wochen mit einem gleichaltrigen Freund auf dem See in Norditalien das Boot eines italienischen Paares gerammt zu haben. Der 37 Jahre alte Mann aus der Gegend um Salò am Westufer und seine 25 Jahre alte Begleiterin verloren dabei ihr Leben.
Die Nacht- und Nebelaktion in der Südtiroler Ortschaft Brenner hat der Verteidiger des gesuchten Mannes nach eigenen Angaben organisiert. Ort und Uhrzeit habe er mit den ermittelnden Behörden in Brescia abgestimmt, erklärte ein Sprecher des Anwaltsbüros der Deutschen Presse-Agentur am Montag. In einem Zivilfahrzeug hätten die Carabinieri den Verdächtigen dann nach Brescia gebracht. Dort sitzt er nun in Untersuchungshaft. Dem Anwaltsbüro zufolge müssen die Behörden nun entscheiden, wie es in dem Fall weitergeht. Die Staatsanwaltschaft in Brescia und die Carabinieri machten zunächst auf Nachfrage keine Angaben zu der Überstellung.
Zu dem Unfall auf dem Gardasee kam es in der Nacht von Samstag (19.6.) auf Sonntag. Ermittlungen zufolge krachte das Motorboot der Deutschen in den kleinen Kahn des italienischen Paares. Ein Einheimischer entdeckte am Morgen den Mann tot in dem Boot. Stunden später bargen Taucher die Leiche der Frau aus den Tiefen des Sees. Rechtsmediziner stellen später fest, dass sie ertrank.
Die Ermittlungen konzentrierten sich schnell auf die beiden Deutschen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit dem Unglück wegen unterlassener Hilfeleistung und Totschlags. Die Männer sollen nicht zum Helfen angehalten haben. Sie hatten ausgesagt, den Aufprall in der Nacht nicht bemerkt zu haben.
Weil keine Fluchtgefahr bestand und weil sie in München Familien und Jobs hatten, konnten sie kurze Zeit später wieder in die bayerische Landeshauptstadt zurückkehren, wie es damals hieß. Die Entscheidung sorgte für Kritik. Nur einer der beiden hatte einen Alkoholtest mit negativem Ergebnis gemacht. Der andere hatte dies verweigert, weil er dazu nicht verpflichtet gewesen sei, bestätigte sein Anwalt.
Vor wenigen Tagen erließ die italienische Justiz dann den europäischen Haftbefehl. Die Staatsanwaltschaft beantragte diesen lediglich gegen einen der beiden Münchener wegen Fluchtgefahr und der Gefahr zur Wiederholung der Tat. Er soll Medienberichten zufolge das Motorboot bei dem Aufprall gesteuert haben. Seinem Anwalt zufolge wollte er mit den Behörden kooperieren und nicht vor den Vorwürfen davonlaufen. Außerdem habe er mit seiner freiwilligen Auslieferung Gerüchte über ihn in der Presse aus dem Weg räumen wollen.
Nach dem Unglück tauchte das Video einer Überwachungskamera in italienischen Medien auf. Darauf soll zu sehen sein, wie die beiden Deutschen in der Nacht im Hafen anlegten und dabei einer von ihnen ins Wasser fiel. Ein Ausrutscher sei das gewesen wegen eines abrupten Manövers, hieß es von der Verteidigung. Medien mutmaßten, der Mann sei ins Wasser gefallen, weil er betrunken war.
Die Familien der Opfer hatten Maßnahmen gegen die Münchener gefordert. Die beiden Toten wurden bereits beerdigt. «Sie müssen verstehen, was sie falsch gemacht haben», forderte der Vater der Tochter am Wochenende in einem Fernsehinterview. Die Anwältinnen begrüßten den Erlass des Haftbefehls und sagten der Nachrichtenagentur Ansa, dies sei eine «wirksame Antwort» auf das verantwortungslose Verhalten der beiden Deutschen.