Kriminalität

Prozess um Anlagebetrug in Koblenz

Prozess um Anlagebetrug in Koblenz

Prozess um Anlagebetrug in Koblenz

dpa
Koblenz
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Am Landgericht Koblenz begann der Prozess wegen Anlagebetrugs in Millionenhöhe. Foto: Thomas Frey/dpa

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Es geht um mutmaßlich betrügerischen Online-Handel mit Finanzprodukten in 710 Fällen. Sieben Angeklagte müssen sich vor dem Landgericht in Koblenz verantworten.

Ein Prozess um Anlagebetrug im Internet mit insgesamt fast zehn Millionen Euro Schaden und rund 200 Geschädigten hat am Dienstag in Koblenz begonnen.

Laut der 208-seitigen Anklage haben die sieben Angeklagten in Callcentern von Israel, Bulgarien und Nordmazedonien aus und über Internetseiten Anleger quer durch Deutschland betrogen. Ein 61-jähriger Geschädigter sagte als Zuschauer in einer Prozesspause im Landgericht: «Das war super professionell gemacht.» Er habe trotz kaufmännischer Kenntnisse mehrere Zehntausend Euro verloren und ärgere sich über sich selbst.

Die Kunden sollten laut Anklage für die Eröffnung eines Handelskontos zunächst jeweils 250 Euro einzahlen. Ihnen wurde eine angeblich risikolose Geldanlage mit außerordentlich hohen Renditen angeboten. Zusätzlich schlossen viele Anleger der Anklage zufolge einen «Kapitalsicherungsvertrag» ab, der ihnen vorgegaukelt habe, ihr Geld gar nicht verlieren zu können.

Die Mitarbeiter der Callcenter sollen laut der Anklage falsche Namen verwendet haben. Ihr Unternehmenssitz sei im Internet nicht korrekt angegeben worden. Eine Software habe Kunden falsche Wertsteigerungen ihrer Anlagen angezeigt. Tatsächlich sei ihr Geld nie investiert worden, sondern in das Firmengeflecht der sieben Angeklagten zwischen 33 und 67 Jahren geflossen. Eine Auszahlung an die Kunden sei nie geplant gewesen.

Der komplexe, mutmaßlich betrügerische Online-Handel mit Finanzprodukten in 710 Fällen wurde von der rheinland-pfälzischen Landeszentralstelle Cybercrime bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz ermittelt. Nach deren Angaben wohnten acht der Geschädigten in Rheinland-Pfalz. Der Fall eines geprellten Kunden in Cochem an der Mosel löste die Ermittlungen aus.

Die angeklagten fünf Männer und zwei Frauen mit verschiedenen Nationalitäten sollen zwischen 2014 und 2020 eine kriminelle Vereinigung für Betrug gegründet und betrieben haben. Mehrere Verteidiger kündigten am Dienstag Einlassungen ihrer Mandanten zur Sache an. Der Prozess ist vorerst bis zum 29. Dezember terminiert.

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