Prozess
Überwachungsvideos zeigen tödlichen Schuss nach Maskenstreit
Überwachungsvideos zeigen tödlichen Schuss nach Maskenstreit
Überwachungsvideos zeigen tödlichen Schuss nach Maskenstreit
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Aus verschiedenen Perspektiven haben Sicherheitskameras Teilszenen der Tat aufgezeichnet. Dennoch bleiben Fragen offen. Augenzeugen sollen bei der Suche nach Antworten helfen.
Gestanden hat der Angeklagte den tödlichen Schuss nach dem Streit ums Tragen von Corona-Masken an einer rheinland-pfälzischen Tankstelle bereits.
Doch an einige Einzelheiten hat sich der 50-Jährige bei seiner Aussage vor knapp einer Woche nach eigenen Worten nicht erinnern können. Aufnahmen von Überwachungskameras und Aussagen von Augenzeugen sollten in dem Mordprozess vor dem Landgericht Bad Kreuznach mehr Klarheit bringen, was sich an jenem Abend vor gut einem halben Jahr in Idar-Oberstein ereignet hat.
Videos zeigen Szenen der Tat
Bei den Überwachungsvideos vom ersten Besuch des Angeklagten in der Tankstelle ist zu erkennen, wie er ohne Maske zwei Sixpacks Bier kaufen wollte und ihm das der Kassierer offenbar verweigerte. Der 50-Jährige verließ offenkundig wütend die Tankstelle. Ein anderes Video zeigte, wie er in einer anderen Tankstelle - diesmal mit Maske - fünf Halbliter-Dosen Bier kaufte.
Auf weiteren Videos - aus verschiedenen Blickwinkeln - war zu sehen, wie er zu einem späteren Zeitpunkt in die Tankstelle zurückkehrte. Zunächst war zu erkennen, wie er mit einer Maske einen Sixpack Bier holte und Richtung Kasse ging. Dort zog er die Maske herunter. Nach wenigen Momenten griff er zur Waffe und schoss dem 20-jährigen Opfer aus kurzer Distanz ins Gesicht. Danach setzte er die Maske wieder auf und verschwand aus dem Blickfeld der Kamera.
Zu verstehen war bei den Videos kaum etwas. Die Mutter des Opfers, die als Nebenklägerin an dem Prozess teilnimmt, verließ den Gerichtssaal, als die Aufnahmen gezeigt wurden.
Gericht befragt Augenzeugen
Das Gericht versuchte von drei Augenzeugen, die sich während der Tat in der Tankstelle aufhielten, Einzelheiten zu erfahren, die sich beim bloßen Betrachten der Aufnahmen nicht erschlossen. Bei den Zeugen handelt es sich um einen 33-Jährigen, der in der Tatnacht ebenfalls in der Tankstelle gearbeitet hatte, und zwei junge Frauen, die nach eigenen Angaben nur wenige Meter von dem Opfer und dem Angeklagten entfernt waren. Die beiden 19-Jährigen bezeichneten sich jeweils als Ex-Freundin des 20-Jährigen.
Die Zeugen waren sich weitgehend einig, dass sich das ganze Geschehen innerhalb weniger Momente ereignete. Unklar blieb, was bei dem Wortwechsel zwischen dem Schützen und dem Opfer genau gesagt wurde.
Gutachterin wertete Audiospuren aus
Eine Sprachgutachterin berichtete später von ihrem Versuch, aus den Audiospuren der einen Überwachungskamera in der Tankstelle den Wortwechsel zu rekonstruieren. Dies sei aufgrund der schlechten Tonqualität allerdings nur sehr bruchstückhaft möglich gewesen und an vielen Stellen sei das Ergebnis fraglich. Kurz vor dem Schuss sind nach ihrer Einschätzung vermutlich Sätze gefallen wie: «Maske auf»...«Mach schon»...«Nee»...«Entweder Maske an, oder»...«Mach schon»...«Tu die Maske hoch»...«Echt?». Dann fiel der Schuss. Sie habe die Passagen zwischen 200 und 400 Mal gehört, erklärte die Expertin. Im Streit während des ersten Besuchs soll der Satz gefallen sein: «Ich habe da ein tierisches Problem mit.»
Der Angeklagte habe bis kurz vor dem Schuss «ganz normal» gewirkt, sagte eine der beiden Zeuginnen. «Er hat ohne zu zögern abgedrückt und mitten ins Gesicht geschossen», fügte sie hinzu. Die andere Zeugin sagte: «Es kam aus dem Nichts.» Beide zeigten sich sicher, dass ihr Bekannter höflich zu dem Kunden gewesen sei. Die beiden 19-Jährigen leiden seit der Tat nach eigenen Worten unter psychischen Problemen.
Die Tat im vergangenen September in Idar-Oberstein (Kreis Birkenfeld) hatte bundesweit Entsetzen hervorgerufen. Angeklagt ist der 50-jährige Deutsche auch wegen unerlaubten Waffenbesitzes.
Am vergangenen Freitag hatte der Angeklagte den Schuss gestanden. Erklären könne er sich sein Handeln bis heute nicht. Er sei sich der Schwere der Tat bewusst und bitte die Angehörigen des Opfers um Entschuldigung, sagte er. Er hatte dabei auch von dem Streit und seiner späteren Tat berichtet.