Grenzziehung

Henrik Dam: Debatte muss neu belebt werden

Henrik Dam: Debatte muss neu belebt werden

Henrik Dam: Debatte muss neu belebt werden

Kopenhagen/Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Henrik Dam Kristensen bei der Einweihung des Schleswigschen Steines in Dyrehaven Foto: Liselotte Sabroe / Ritzau Scanpix

Der Vorsitzende des Folketings bedauert, dass ein Großteil der Veranstaltungen zum deutsch-dänischen Freundschaftsjahr ausfallen Corona bedingt mussten. Er hofft, dass die Debatte zum Jubiläum in andere Weise wiederbelebt werden kann.

Mittwoch hat der Vorsitzende des Folketings, Henrik Dam Kristensen (Soz.), den restaurierten ‚Schleswiger Stein‘ in Dyrehaven nördlich von Kopenhagen eingeweiht.

Die Veranstaltung ist verschoben und wesentlich kleiner als geplant geworden, doch hat sie zumindest stattgefunden. Viele andere Veranstaltungen sind ganz abgesagt oder auf nächstes Jahr verschoben worden.

Und dies bedauert Dam Kristensen.

„Es ist wichtig weiterhin darüber zu sprechen, denn Geschichte hat Bedeutung“, sagt er dem „Nordschleswiger“.

„Sieht man sich unsere Geschichte an, gibt es viele Begebenheiten, die das Dänemark, dass wir kennen, geschaffen haben. „Genforeningen“ steht an aller vorderster Stelle, wenn es darum geht, was uns geformt hat. Dies gilt einerseits ganz offensichtlich rein geografisch, aber auch als Volk. In unserem DNA ist es eines der ganz großen Ereignisse, das uns als Land und Nation geprägt hat“.

Nicht das gleiche

Dam Kristensen ist sich bewusst, dass die vielen ausgefallenen Veranstaltungen nicht eins zu eins nachgeholt werden können. Trotzdem sollten die Gespräche über das Thema fortgesetzt werden, meint er.

„Man sollte darüber nachdenken, ob die besten Veranstaltungen stattfinden und Sinn ergeben. Denn es muss ja in einem Rahmen stattfinden, der Sinn stiftet.“

Die Abstimmungen zeigten, dass wir die richtige Grenze zogen.

Henrik Dam Kristensen (Soz), Vorsitzender des Folketings

„Was mich freut ist, dass es, trotz der vielen ausgefallenen Veranstaltungen, geglückt ist, dass viele Dänen die historische Bedeutung der „Genforening“ verstanden haben. Dafür können wir nicht zuletzt „Danmarks Radio“ danken“, meint er mit Hinweis auf die vierteilige Serie „Grænseland“.

„Aber selbstverständlich ist es nicht das gleiche, wie wenn wir alle Veranstaltungen hätten abhalten können.“

Demokratische Entscheidung

Persönlich hatte Dam Kristensen sich besonders auf einen Besuch von Mitgliedern des Folketings im Grenzland gefreut. 60 der 179 Parlamentarier hatten sich der Veranstaltung angeschlossen, wo unter anderem Düppel besucht werden sollte. Anschließend war auch ein Treffen mit den Kollegen im Kieler Landtag geplant.

Der Vorsitzende des Folketings sieht vor allem die Volksabstimmung als wesentlichen Grund dafür, dass sich über die Jahre ein friedliches Miteinander im Grenzland entwickeln konnte.

„Dass die Grenze jetzt festlag, hatte eine immense Bedeutung. Die jahrelange Diskussion in den Jahren davor, darüber wo die Grenze liegen sollte, war nun entschieden. Dies hat auch Ruhe im Land bedeutet, denn jetzt stand fest, dass die Dinge sind wie sie sind.“

„Wir bekamen nicht Flensburg, und die Abstimmungen zeigten, dass wir die richtige Grenze zogen. H.P (Hansen) war klug, was die Geschichte später auch bewiesen hat“.

„Sieht man sich die beiden Minderheiten an, gab es natürlich zunächst Konflikte. Vergleicht man jedoch mit Grenzziehungen anderswo in der Welt, haben sie fast überall zu Blutvergießen geführt“.

Vorbild für das neue Europa

Dam Kristensen weist ein weiteres Mal auf die Vorbildfunktion der beiden Minderheiten hin.

„Grenzfragen und Minderheitenfragen waren entscheidend als ich im Europäischen Konvent saß, wo wir die EU, nach der Erweiterung durch 10 Länder, formen sollten. Damals waren die dänische und die deutsche Minderheit und der Umgang im Grenzland ein leuchtendes Beispiel, dass im Übrigen im Traktat benannt wird“, erläutert der Vorsitzende des Folketings.

Mehr lesen

Diese Woche in Kopenhagen

Walter Turnowsky ist unser Korrespondent in Kopenhagen
Walter Turnowsky Korrespondent in Kopenhagen
„Das Grundgesetz: 174 Jahre alt – und fast unverändert“