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Selbsttest in Hadersleben: Kämpfen ohne zu verletzen
Selbsttest in Hadersleben: Kämpfen ohne zu verletzen
Selbsttest in Hadersleben: Kämpfen ohne zu verletzen
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Kampfsport ohne Schläge und Tritte? Das ist Brazilian Jiu-Jitsu. Die Disziplin kann man nun auch in Hadersleben ausüben. Ist sie, wie vom Veranstalter behauptet, tatsächlich für jeden geeignet? „Nordschleswiger“-Praktikantin Anna Ittner macht den Test.
„Es wird warm und Menschen werden auf dich schwitzen.“ Mit diesen Worten begrüßt mich Trainer Martinus Lindegren zum Brazilian Jiu-Jitsu. Er soll Recht behalten. Eine halbe Stunde später liege ich mit rotem Gesicht auf einer Matte, eingeklemmt zwischen den Knien einer anderen Sportlerin. Wie bin ich hier gelandet?
Es geht um „Grappling“
Seit vergangener Woche gibt es in Hadersleben einen Brazilian-Jiu-Jitsu-Kurs. Das ist eine Kampfsportart aus Südamerika, in der die Gegnerin oder der Gegner nicht durch Boxen, Treten oder Ähnliches außer Gefecht gesetzt wird, sondern durch bodennahe, auf viel Körperkontakt basierende Griffe.
Dabei geht es nicht um das Verletzen, sondern um Festhalten und Neutralisieren des gegnerischen Parts. Der Oberbegriff für solche Techniken ist „Grappling“. Sie werden auch in anderen Kampfsportarten genutzt.
Nach Hadersleben gebracht hat den Sport Martinus Lindegren. Er bringt zehn Jahre Kampfsporterfahrung mit. Martinus kam zum Kampfsport, nachdem er mit 16 einmal schlimm geschlagen wurde. „Ich wollte keine Angst mehr haben“, sagt er. Zunächst startete er mit Mixed Martial Arts (MMA). Das sei am nächsten dran an einem richtigen Kampf gewesen, allerdings nicht gut für den Körper. Deswegen sei er zu Jiu-Jitsu gewechselt.
Gegen Angst und für Vertrauen
Viele Jahre trainierte er in Vejen, bis zu seinem Umzug. Hier machte er zunächst Crossfit, das Grappling jedoch fehlte ihm.
„Es bringt Leute zusammen. Da es ein Kontaktsport ist, überkommt man seine Angst, angefasst zu werden und baut Vertrauen auf. Das ist einzigartig an diesem Sport.“
Deswegen startete er den Jiu-Jitsu-Kurs. Er unterrichtet, als wäre es ein echter Kampf. „Es ist auch Selbstverteidigung. Es geht darum, die andere Person zu neutralisieren und fixieren, ohne sie zu verletzen.“
Auf mich wirken die Griffe wie eine Tanzchoreografie
Nach dem Aufwärmen erklärt er verschiedene Situationen: „Wenn jemand so auf dir draufsitzt und dich schlagen will, kannst du diesen Griff anwenden“. Dann macht er mit einem Partner die Griffe mehrmals langsam vor. Gewicht verlagern, Arm da fassen, Bein da aufstellen, hier Druck ausüben. Auf mich wirken die Griffe wie eine Tanzchoreografie. Nur dass der Partner nicht mit dir, sondern gegen dich arbeitet.
Es geht darum, die andere Person zu neutralisieren und fixieren, ohne sie zu verletzen.
Martinus Lindegren, Trainer
Anschließend bilden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Paare und probieren es selbst aus. Ich finde mich mit Anne Byg zusammen. Die 59-Jährige trainiert eigentlich Crossfit in der gleichen Sporthalle und ist darüber hierhergekommen.
Das Ziel: Grenzen überwinden
„Ich wollte mal etwas Neues ausprobieren und meine Grenzen überwinden, zum Beispiel, was den Körperkontakt angeht. Es ist etwas ganz anderes als Crossfit, es geht um schnelle Abläufe und Reflexe.“
Ich habe etwas Probleme, mir die Bewegungsabläufe zu merken. Welchen Arm wohin und dann auf welche Seite fallen lassen? Doch Martinus hilft gerne nach und erklärt Einzelnen die Griffe noch einmal. Trotzdem, so ganz koordiniert bekomme ich meine Gliedmaßen nicht.
Als ich es einmal doch schaffe, Anne flüssig vom Boden in meinen Schwitzkasten zu bekommen, bin ich stolz. Tatsächlich ist Kraft nicht das Wichtigste, wenn die Technik stimmt.
Etwa 25 bis 30 Personen waren bei den ersten Stunden dabei. Martinus erzählt, dass viele aus dem Crossfit-Gym kommen, in dem wir trainieren, oder auch aus Polizei und Militär. Es gibt aber auch Jugendliche und vollkommene Anfänger.
„Teilweise hat es etwas Kindliches, das macht Spaß“
Zum Beispiel Miriam Aa Nyggard. Sie ist über ihren Freund hierhergekommen. „Das erste Mal hat er mich überredet, aber jetzt bin ich freiwillig hier. Es ist eine andere Art, sich zu bewegen. Teilweise hat es etwas Kindliches, das macht Spaß“, begründet sie ihre Teilnahme. Ihr Freund, Emil Sonne, macht schon sein Leben lang Kampfsport. „Es ist einfach das, was ich kenne und mag“, sagt er.
Auch Elias Svane kommt aus dem Crossfit-Bereich und liebt es, Neues zu lernen. Deshalb hat er den Kurs ausprobiert. „Es ist eine ganz andere Art, den Körper zu benutzen. Vor allem auch die kleinen Muskeln werden da angesprochen, die man sonst eher nicht nutzt.“
Martinus möchte mit dem Angebot alle ansprechen. „Wenn du fitter werden willst, kannst du das hier werden. Wenn du kämpfen lernen willst, kannst du das hier lernen. Wenn du Weltmeister werden willst, bringen wir dich dorthin“, sagt er. Außerdem will er Menschen einen Raum geben, an dem sie sich ausleben können.
Sport- statt Polizeibesuche
„Wir hatten auch manchmal Leute mit fragwürdigem Hintergrund. Hier haben sie einen Ort, um sie selbst zu sein, und die beste Version ihres Selbst werden zu können.“ Der Kursleiter erzählt von einem Jungen, der vorher regelmäßiger Besucher bei der Polizei war, es aber durch den Sport bis nach Amerika zum Trainieren geschafft hat. „Er ist meine persönliche Erfolgsstory“, erinnert sich Martinus lächelnd.
Für mich persönlich war Brazilian Jiu-Jitsu eine spannende Erfahrung, einmal reicht mir aber. Kampfsport ist einfach nicht mein Ding. Wer Interesse hat, sollte es ausprobieren. Durch die anschaulichen Erklärungen und Unterstützung durch Martinus ist es auch für Anfänger leicht, einzusteigen. Sportliche Vorkenntnisse oder viel Kraft sind nicht nötig. Selbst ganz ohne Kampfsporterfahrung konnte ich die Griffe umsetzen – sofern meine Koordination mitspielte.
Zweimal wöchentlich Training
Das Training findet in der ersten Etage des „Værftet“ in Christian X's Vej 9 in Hadersleben statt. Dienstags und donnerstags von 18.30 Uhr bis 20 Uhr gibt es Trainingseinheiten mit einem festen Programm. Außerdem soll es einmal pro Woche offenes Training und die Möglichkeit für persönliches Sparring und Training geben.
Martinus Lindegren hält die Kurse auf Dänisch, spricht bei Fragen aber auch Englisch. Ein Probetraining bekommt man gratis. Alle Infos gibt es auch in der Facebook-Gruppe.