Niederlande und Belgien

Corona-Krawalle in Nachbarstaaten breiten sich aus

Corona-Krawalle in Nachbarstaaten breiten sich aus

Corona-Krawalle in Nachbarstaaten breiten sich aus

dpa
Den Haag/Brüssel
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Polizisten stehen in Roermond bereit. Nach Corona-Protesten ist es in mehreren niederländischen Städten wieder zu Unruhen und gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Foto: Rob Engelaar/ANP/dpa

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Corona-Krawalle in Niederlanden und Brüssel: Autos brennen, Steine fliegen, Polizisten werden mit Böllern attackiert. Die Empörung ist groß, doch auch die Wut der Randalierer. Ist die Welle noch zu stoppen?

Nach der Welle von Krawallen in den Niederlanden wollen Polizei und Politik entschieden gegen eine weitere Ausbreitung der Gewalt vorgehen.

Es werde alles getan, um die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, sagte Regierungschef Mark Rutte am Montag in Den Haag. Er verurteilte die Gewalt als «eine reine Gewaltexplosion unter dem Deckmantel von Demonstrieren.» In den vergangenen drei Nächten hatte es teils heftige Ausschreitungen oft im Anschluss an friedliche Corona-Proteste gegeben.

Auch der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo verurteilte Ausschreitungen nach einer Corona-Demonstration in Brüssel. Das sei «rein kriminelles Verhalten, und das ist absolut widerlich», sagte er dem TV-Sender VRT. «Demonstrieren ist erlaubt, aber die Gewalt ist absolut unakzeptabel.»

Regierungschef Rutte räumte ein, dass die Corona-Pandemie zu Spannungen in der Gesellschaft geführt habe. Das Demonstrationsrecht sei ein hohes Gut. «Aber ich werde nie akzeptieren, dass Idioten reine Gewalt gegen Hilfs- und Einsatzkräfte gebrauchen mit der Ausrede: Wir sind unzufrieden.»

Schauplätze der Krawalle waren verschiedene Städte und Dörfer im Land. In der Nacht zum Montag randalierten vorwiegend junge Leute etwa im Osten in Enschede und in Groningen im Norden. Dutzende junge Männer hatten sich in Innenstädten versammelt. Randalierend zogen sie durch die Straßen, schlugen Schaufenster ein, zerstörten Fahrräder, legten Brände und attackierten Polizisten mit Steinen und Feuerwerkskörpern. Insgesamt waren an drei Nächten mehr als 100 Menschen festgenommen worden. Es gab mehrere Verletzte.

Die Verwüstungen waren groß, wie Fotos und Videos in Medien zeigen. «Städte verändern sich in Kriegsgebiete», titelte De Telegraaf. Es gab zahlreiche Angriffe auf Einsatzkräfte. In Rotterdam schossen Polizisten nach eigener Darstellung in der Nacht zum Samstag in Notwehr gezielt auf Menschen. Vier Personen wurden verletzt. In Den Haag warfen Randalierer einen Stein durch das Fenster eines Krankenwagen, der einen Patienten transportierte.

Auch in der belgischen Hauptstadt Brüssel eskalierte der Protest gegen Corona-Maßnahmen am Wochenende. Unter anderem wurden Schaufenster eingeschlagen, Autos beschädigt, Barrikaden angezündet und die Polizei mit Wurfgeschossen attackiert. Randalierer lieferten sich Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften, die ihrerseits Wasserwerfer und Tränengas einsetzten. Die Polizei sprach von 44 Festnahmen und drei verletzten Polizisten. An dem anfangs friedlichen Protest nahmen nach Schätzungen der Einsatzkräfte rund 35.000 Menschen teil.

In den Niederlanden hatten nach Angaben der Polizei organisierte Gruppen nach Corona-Protesten in den sozialen Medien zur Randale aufgerufen. Das war auch so im Januar bei den bisher heftigsten Ausschreitungen nach Einführung der abendlichen Ausgangssperre.

In den Niederlanden steigen Patienten- und Infektionszahlen schnell. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun bei etwa 860. Daher wurde ein Teil-Lockdown verhängt. Gaststätten und Supermärkte schließen um 20.00 Uhr, andere Geschäfte um 18.00 Uhr. Für Kultur, Restaurants und Sport gilt die 3G-Regel.

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