Leserbrief

„Nachruf für einen treuen Begleiter“

Nachruf für einen treuen Begleiter

Nachruf für einen treuen Begleiter

Eggert Mumberg
Sonderburg/Sønderborg
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In Leserbriefen werden auf Probleme aufmerksam gemacht. Foto: Unsplash

In seinem Leserbrief verabschiedet sich Eggert Mumberg von seinem langjährigen Wegbegleiter, der Papierzeitungsausgabe von „Der Nordschleswiger“.

Wenn man die 80 Jahre überschreitet, wird es zunehmend einsamer um einen herum. Gute Freunde, Unfreunde, Bekannte, Wegbegleiter verschwinden, sterben oder verirren sich im Gewirr ihrer eigenen Gehirnwindungen.

Von einem meiner treuesten Begleiter muss ich nun Abschied nehmen, nicht wegen obiger Widrigkeiten, nein, es ist eine Notschlachtung. Alles Materielle wird beigesetzt, es ist ja nur Papier, und das ist bekanntlich geduldig. Und wie man sich vielfach vorstellt, dass der Geist, die Seele des Verstorbenen in himmlischen Gefilden weiterlebt, so hofft man, dass der immaterielle Teil des mir so lieb gewordenen Begleiters in den Weiten des digitalen Universums weiter existiert und überlebt.

Am Grabe eines Verstorbenen steht man dann mit der Handvoll Erde und lässt die Bilder von gemeinsam Erlebtem noch einmal an sich vorüberziehen. Wie ist es zu diesem Tod gekommen, niemand hat eine Handvoll Erde in die Rotationsmaschine geworfen. Mein Begleiter wurde 75 Jahre alt und er wurde zunehmend einsamer, Freunde, Abonnenten, Wegbegleiter sind weggestorben oder haben sich – wie oben genannt – verirrt, verlaufen.

Da tauchen Begriffe auf: Schluxharde. Da habe ich anfangs gewohnt, Redakteur Günter Kirsten.

Ich selbst richtete mir in meinem Badezimmer eine Dunkelkammer ein und entwickelte Fotos, wie war ich anfangs stolz, wenn meine Schmuckbilder auf Seite 3 abgedruckt waren. Sportfotos aus der Tingleffer Halle. In Apenrade sah ich dann, wie die Bilder in eine Kunststoffplatte geritzt wurden, ein Wunder der Technik, dieser Klischograf. Aber Honorar für die Bilder gab es nicht – Ehrenamt.

Ich sehe Jes Schmidt vor mir, der an seinem Schreibtisch thronte. Ein junger Sportredakteur wühlte sich durch sein Büro, das einem „Messie“ Ehre gemacht hätte, das war Siggi Matlok und der einarmige Böhle war ruhender Pol im Ganzen. Später trat meine Ex als Volontärin in das Team ein. Abends kam sie nach Hause mit schwarzen Verfärbungen an der Bluse im Busenbereich. Ich hatte immer die Typografen im Verdacht, doch es erwies sich, dass sie beim Korrekturlesen mit dem Busen auf dem Bleisatz ruhte, entweder, weil sie zu klein war oder der Tisch zu hoch.

Dann Sonderburg, der immer fröhliche Herbert Giese, ja, er ist noch da. Er prägte das Image von Sonderburg als „Klein Chicago“, Hilda Nissen, die immer Bereite und breit Engagierte. Wir erinnern uns an die Höhen und Tiefen. Gefahr drohte für unseren Begleiter, Kanzler Helmuth Schmidt rettete. Einstellung der Montagsausgabe….

Ich werfe meine Handvoll Erde und werde Deiner mit Wehmut gedenken, und, lieber „Der Nordschleswiger“, mögest Du in den Weiten des elektronischen Nirwanas lange weiterleben.

Eggert Mumberg, Strandvej 1 B st.mf, 6400 Sønderborg

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