Leserbrief

„Chance bei der Verkehrsplanung in Hoyer verpasst“

Chance bei der Verkehrsplanung in Hoyer verpasst

Chance bei der Verkehrsplanung in Hoyer verpasst

Maren Meinertz
Hoyer/Højer
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Maren Meinertz bedauert, dass im Zuge der Straßenbauarbeiten in Hoyer keine behindertengerechten Lösungen gewählt wurd. Die Verkehrsplanung sei altmodisch und autofixiert. Sie nehme die Bedürfnisse von Fußgängerinnen und Fußgängern, Radfahrern oder Menschen mit Rollator und im Rollstuhl nicht mit der erforderlichen Ernsthaftigkeit in den Blick.

Seit geraumer Zeit wird in Hoyer kaum ein Stein auf dem anderen gelassen und vieles wendet sich zum Guten. Doch leider werden auch Chancen verpasst. So ist die Verkehrsplanung für Hoyer - ganz altmodisch - autofixiert und nimmt Bedürfnisse anderer VerkehrsteilnehmerInnen, wie z.B. von Füßgängern und – gängerinnen, von Menschen auf dem Rad, Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl, nicht mit der erforderlichen Ernsthaftigkeit in den Blick.

Zurzeit werden in Hoyer allerorten die Straßen und Bürgersteige neu gepflastert, neu geteert. Das wäre DIE Möglichkeit, Barrierefreiheit für alle Verkehrsteilnehmer und -teilnehmerinnen, zum Beispiel Menschen im Rollstuhl, umzusetzen. Eigentlich ein Muss, hat Dänemark doch der UN-Behindertenrechtskonvention zugestimmt, die den Abbau aller Hindernisse, die dem selbstverständlichen Miteinander von Menschen mit Behinderung und von Menschen ohne Behinderung, der Inklusion, entgegen stehen zum Ziel hat.

Ein wichtiger Baustein hierfür ist die Barrierefreiheit. Doch was tut man in Hoyer?  Man nehme die Herbergsgade. Dort hat man auf den Gehwegen an den Garagen- und Autoausfahrten der Häuser eine gewisse Absenkung zur Straße hin vorgenommen. Ja, Autos und AutofahrerInnen ist die hohe Bordsteinkante nicht zuzumuten! Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl offenbar dagegen schon.

Warum an den Übergängen Østergade, Herbergsgade und vor der Kirchhofpforte die Gehwegpflasterung nicht abgesenkt und damit barrierefrei gemacht wurde, ist mir ein absolutes Rätsel. Stattdessen gibt es schön hohe Kantsteine. Dass diese Art der Gehweggestaltung in der Kommune Tondern überhaupt noch erlaubt ist! Ich kenne Orte auf dieser Welt, in denen es niemanden mehr einfallen würde, Fußgängerüberwege anders als barrierefrei zu planen und die Gehwegpflasterung an den Übergängen nicht entsprechend abzusenken.

Auch ist im Sinne der Barrierefreiheit zu beachten, dass Laternenpfähle auf Gehwegen so installiert werden, dass Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator diese problemlos passieren können und die Fortbewegung für sie nicht zu einer Art Hindernislauf wird. Schließlich errichtet man auch nicht mitten auf der Fahrbahn der Straße Laternenpfähle.

Da ich schon dabei bin, mich zu wundern, erstaunt es mich auch, dass die Kommune Tondern im öffentlichen Nahverkehr keine Niederflurbusse einsetzt. Die Stufen der jetzigen Busse verlangen den Menschen gewisse „Bergsteigerfähigkeiten“ ab. Wären die Busse barrierefrei, könnten mehr Menschen sie nutzen und sie wären nicht gezwungen auf Flextaxi auszuweichen.

Ich kenne Orte auf dieser Welt, in denen Menschen im Rollstuhl in Bussen, Straßenbahnen, auf Bahnsteigen und in Zügen ganz normal dazugehören. Genau das ist Inklusion! Wenn es anderorts möglich ist, wieso nicht hier?

Ich möchte den Parteien und den MitarbeiterInnen im technischen Rathaus der Kommune Tondern einen Betriebsausflug der besonderen Art vorschlagen: Eine Person sitzt im Rollstuhl, die andere Person schiebt und los geht`s! Wie gestaltet sich die Fahrt mit dem Zug von Tondern nach Tondern-Nord? Sind die Fahrkartenautomaten gut zu bedienen? Wie sieht es an den Bushaltestellen aus? Wie sind die Übergänge an den Wegkreuzungen? Stehen Laternenpfähle im Weg? Blenden die Lampen? Sind die Bürgersteige breit genug? Ist die Grünphase für FußgängerInnen an den Ampeln wirklich lang genug? Mein Tipp: Gleich Stift und Block mitnehmen und Probleme notieren. Mein Wunsch: Die neuen Gehwege in Hoyer ausprobieren!

Viele mögen darüber lachen. Fakt ist: Behinderung kann jede und jeden von uns treffen. Die Zahl der Behinderungen schnellt ab einem Alter von 50 Jahren in die Höhe. Auch die dänische Gesellschaft altert; die Zahl der Hochbetagten nimmt zu.

Ich würde es sehr schön finden, wenn das Leben von Menschen mit Beeinträchtigungen nicht noch durch die Dusseligkeit, Gedankenlosigkeit oder dickfellige Ignoranz von Politik, Fachleuten und Mitmenschen zusätzlich erschwert, ja, behindert werden würde.

Barrierefreiheit auf Gehwegen und im öffentlichen Transport gefällt obendrein auch jungen Menschen mit Kinderwagen sehr gut.  

 

Maren Meinertz
Herbergsgade 9
6280 Hoyer

 

 

 

 

 

 

 

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