Meinung

„Leserbrief zum Artikel Radtourismus“

Leserbrief zum Artikel Radtourismus

Leserbrief zum Artikel Radtourismus

Kai Steffens
Kollund
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Radfahrer in Nordschleswig Foto: DN

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Der Kollunder Kai Steffens kritisiert die Verkehrssicherheit für Radfahrer in Dänemark und im Einzugsgebiet seines Wohnortes.

Vermutlich wird man in der Politik jetzt denken, man habe genug andere Touristen. Aber dieser Artikel zeigt ein strukturelles Problem in Dänemark auf und es zeigt, dass es der dänischen Politik oft um Geld und nicht um ein glückliches Miteinander im Verkehr geht.

Die Radwege in Dänemark sind abgesehen von Kopenhagen quantitativ erbärmlich. Darunter leiden nicht nur Touristen, sondern auch Anwohner, die alternativ mit ihren Kindern unterwegs sind und Angst um ihre Gesundheit haben müssen.

Ein Beispiel, welches sich in vielen Gemeinden widerspiegelt, ist die Verbindung der Küstenstraße von Krusau über Kollund nach Rinkenæs. Da die Kommune wohl Geld sparen wollte, hat man innerhalb von Kollund die Straße umgewidmet und aus der Ortsstraße mit Tempo 50 eine Durchgangsstraße mit Tempo 60 gemacht. Zebrastreifen wurden komplett entfernt, es gibt zwei Verkehrsinseln zum Überqueren.

Dass man den Lärmpegel für die Anwohner damit verdoppelt, ist das eine. Das andere ist, dass wir als Familien wirklich Angst haben, die Kinder über die Straße zu lassen. Gerade in den Sommermonaten gibt es hier erheblich Tourismusverkehr, man kommt zeitweise kaum ohne zu rennen hinüber. Solche Zustände habe ich vor 20 Jahren in den Großstädten von Russland und der Ukraine erlebt und in Dänemark bestimmt nicht erwartet.

Komischerweise gibt es an der viel Geld bringenden Hotdogbude in Sønderhav für die Touristen Tempo 50 und einen Zebrastreifen und dazu noch eine blinkende Ampel, wenn Fußgänger sich am Zebrastreifen bewegen. Soll hier mehr Betrieb sein? Nein, alle Besucher dieses Kiosks fahren durch Kollund.

Die mir bekannte offizielle Begründung soll (man glaubt es nicht) sein, dass ein Überweg durch einen Zebrastreifen unsicherer ist, weil Autofahrer womöglich nicht anhalten. Einerseits geht’s um die Wurst und andererseits um das gefahrlose Leben von Kindern nur wenige Kilometer innerhalb der gleichen Gemeinde.

In Kollund gibt es ja nun keine Geschäfte. Also will man vorbildlich mit dem Fahrrad nach Krusau zum Einkaufen fahren. Und möglichst die Kinder mitnehmen. Kein separater Fahrradweg, nur jeweils ein schmaler Streifen und irgendwo bei Tempo 70 eine Verkehrsinsel, um (wir erinnern: alle wollen zur Hotdogbude, zum Campingplatz, zum Meer oder nach Hause) dann um sein Leben zu rennen, um auf die andere Straßenseite zu kommen. Für Erwachsene noch kein Problem, für ältere Menschen und für Familien eine perverse Zumutung.

Ein weiteres Beispiel, auch in der gleichen Gemeinde. In Kollund gibt es ein „Naturunivers“. Richtig toll am Ortsrand gelegen, am Fernradweg der Ostseeroute. Wir würden auch gerne mit den Kindern dahin. Eine schmale Landstraße, Tempo 80 erlaubt, kein Radweg! So geht Fahrradurlaub und Verkehrswende in Dänemark. 

Das Beispiel lässt sich auf ganz Dänemark auf viele Orte übertragen. Im Fall Kollund ist es eine Wahrnehmung von vielen Familien und es wird immer wieder kopfschüttelnd diskutiert.

Dänemark mag an den hohen Steuern beim Fahrzeugkauf viel Geld verdienen und ist nicht ansatzweise bereit, einen Teil davon den Menschen zurückzugeben, die unter diesen immer aggressiver werdenden motorisierten Verkehr leiden.

Kai Steffens, Kollund

 

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