Leserbrief

„Nettes, aber unverdientes Lob“

Nettes, aber unverdientes Lob

Nettes, aber unverdientes Lob

Harro Hallmann
Apenrade/Aabenraa
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Harro Hallmann über die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in der deutschen Minderheit.

Natürlich freue ich mich über die netten Worte von Flemming Nielsen im Nordschleswiger vom 16. Juni. Das habe ich schon getan als der Leserbrief Ende Mai in JydskeVestkysten veröffentlicht wurde.

Ich habe damals aber auch – und möchte das gerne hier wiederholen – gesagt, dass das Lob nicht verdient ist.
Natürlich war ich nicht der erste aus der Minderheit, der sich kritisch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Minderheit auseinandersetzt. Das haben andere, die ich - auch auf die Gefahr hin, einige zu übersehen - dennoch namentlich nennen möchte. So haben unter anderem Gösta Toft, Nis-Edwin List-Petersen und Philipp Iwersen schon in den 70’er Jahren unter denkbar schwierigen Bedingungen die Vergangenheitsbewältigung in Angriff genommen.

Von historischer Bedeutung ist auch die Rede des damaligen BDN Hauptvorsitzenden Hans Heinrich Hansen auf Düppel 1995 in der er unterstrich, dass die Minderheit sich zu ihrer eigenen Geschichte bekennt und auch eine Mitverantwortung für die dunkle Periode hat.

Nicht zu letzt hat der jetzige Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen 2012 mit der – einstimmig vom BDN Hauptvorstand beschlossenen Umbenennung der Gedenkstätte - folgendes gesagt: „Die Entscheidung zur Umbenennung ist von uns selbst ausgegangen. Wir haben diesen Beschluss gefasst - nicht durch Druck von außen - sondern aus innerer Überzeugung. Wir haben es getan, weil wir der Meinung sind, dass der Begriff „Ehrenhain“ in Verbindung mit den toten und vermissten Soldaten des 2. Weltkrieges so nicht stehen kann. Denn es war kein ehrenvoller Krieg, in den die überwiegend jungen Nordschleswiger zogen.“

Nachzulesen ist dies alles (und viel mehr) in der gewichtigen Untersuchung von Henrik Skov Kristensen ”Gerningsmænd eller ofre”.

All das soll natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in der Minderheit uns insgesamt, nur sehr zögerlich und sehr spät mit der eigenen Vergangenheit auseinandergesetzt haben. Die aktuelle Forschungsarbeit von Jon Thulstrup ist da ein wichtiges Korrektiv.

Dass die von Flemming Nielsen erwähnte Sendung „Sønderjysk for begyndere“ so gut rüber kommt, ist vor allem auch der Verdienst von DR und Saxofilm (namentlich Tom Buk-Swienty und Teddy Bruslund), denen es dankenswerter Weise gelungen ist, die deutsche Minderheit in einem positiven Licht darzustellen.

Bleibt abschließend festzustellen, dass es heute – glücklicherweise! – keinen besonderen Mut verlangt, sich kritisch mit der Vergangenheit der Minderheit zu beschäftigen.

Harro Hallmann
BDN Kommunikationschef

 

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