Leserbrief

„Vielen Windrädern droht das Aus“

Vielen Windrädern droht das Aus

Vielen Windrädern droht das Aus

Horst Leithoff
Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:

Horst Leithoff äußert sich in seinem Leserbrief kritisch bezüglich Kohlekraftwerken und darüber, dass Steuergelder für diese subventioniert werden. Außerdem thematisiert er erneuerbare Energien und Windräder.

In einem Artikel in der Wochenendausgabe der Husumer Nachrichten vom 22.08.20 zitiert Herr Dirk Fisser den NS-Umweltminister Olaf Lies, der vor einer sich anbahnenden Katastrophe warnt, weil Windkraftanlagen nach 20 Jahren erfolgreicher grüner Stromproduktion abgeschaltet werden. Sie können sich über den derzeitigen Spottpreis an der Strombörse nicht finanzieren.

Leider spricht er immer nur davon, dass die alten Windräder weiterhin gefördert werden müssten, damit sie noch rentabel betrieben werden könnten. Dies ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Gerne würden wir unsere Windkraftanlagen am Markt refinanzieren, ohne „Förderung“ oder sollten wir nicht besser sagen „ohne einen staatlich garantierten Festpreis für die besondere Qualität des grünen Stromes“ – denn er ist und bleibt nun mal der Strom, der schon nach kurzer Zeit tatsächlich CO2-neutral ist.

Die eigentliche Katastrophe ist, dass wir es auch nach 20 Jahren EEG noch immer nicht geschafft haben, faire Rahmenbedingungen für die Produktionskosten von Strom herzustellen. Ein Windrad hat noch vor Inbetriebnahme Sicherheiten für seinen Rückbau hinterlegt. Ein Windrad deckt alle durch dessen Betrieb verursachten Risiken durch eigene Versicherung und Wartungsverträge selbst ab. Ein Windrad finanziert sich allein aus der Vergütung für die erzeugten KWh. Es gibt keine versteckte Förderung durch Steuergelder, keine Investitionszuschüsse, keine geschenkten Betriebsgelände oder vom Land finanzierte Infrastrukturmaßnahmen. Auch die Anschlusskabel bezahlen sie einschließlich der notwendigen Transformatoren selbst.

Ein neues „sauberes“ Kohlekraftwerk – das immer noch unendliche Mengen CO2 in den Himmel pusten muss – braucht neueren Berechnungen zu Folge eine Vergütung von gut 12 Cent/kWh. Moderne Windräder produzieren heute gerne Strom für die Hälfte.

Das EEG hat im Jahr 2000 festgelegt, dass Anlagen der Erneuerbaren Energie ausschließlich durch das EEG finanziert werden sollten. Technologieförderung durch den Strompreis – nicht durch Steuergelder. Das ist eigentlich ein sehr gesundes Prinzip. Aber keine Atomtechnologie wurde allein aus dem Stromerlös finanziert. Und wird es auch heute nicht.

Wir können heute 40 Prozent unseres Strombedarfes aus Erneuerbarer Energie decken. Wir haben sogar einen Einspeisevorrang. Wann immer Erneuerbarer Strom produziert wird, soll er auch ins Netz eingespeist werden. Allein – so funktioniert die Welt der Energieproduktion nicht. Atom- und Kohlekraftwerke mögen den Teillastbetrieb nicht. Sie würden genau wie die Windräder für den Strom, den sie nicht produzieren dürften, entschädigt. Sie hätten also keinen Schaden. Aber sie können nicht gut auf geänderte Lasten reagieren. Sie sind viel zu träge. Wind und Sonne aber lässt sich auf Knopfdruck fast beliebig ein- und ausschalten.

Wir haben also 40 Prozent Kapazität hinzugebaut und nur wenige Dreckschleudern vom Netz genommen. Eine Korrelation von Zubau Erneuerbarer Energie-Anlagen und Abbau alter konventioneller Kraftwerke gibt es nicht. Erst jetzt gibt es ein Kohleausstiegsgesetz. Kohlekraftwerke, die in den nächsten Jahren vom Netz gehen sollen, werden dann mit Steuergeldern entschädigt. Nicht mit einer „Dreckschleuderstilllegungsabgabe“ auf den Strompreis. Sauberen Strom zu produzieren belastet den Stromverbraucher weiter durch die EEG-Umlage. Sie wird nur von den kleinen Stromverbrauchern bezahlt. Die Industrie, die wirklichen Stromfresser, sie sind befreit. Die Windräder übrigens, sie bezahlen selbst ebenso EEG-Umlage für den Strom, den sie verbrauchen.  Kohlekraftwerke nicht…

Die Katastrophe ist also nicht, dass ein 20 Jahre altes Windrad immer noch einen Mehrpreis für die Produktion von sauberem Strom braucht, sondern dass ein 40 Jahre altes Kohlekraftwerk immer noch durch Steuergelder subventioniert wird. Dass es für die Umweltschäden, die es anrichtet, immer noch nicht angemessen zur Kasse gebeten wird. Umweltverschmutzung wird mit Steuergeldern unterstützt – sauberen Strom zu verbrauchen wird immer noch mit einer Sonderabgaben bestraft. Das finde ich, ist die Katastrophe nach 20 Jahren EEG.

Horst Leithoff
Grøngårdmark

6270 Tondern

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