Leserbrief

„Wir müssen den gegenseitigen Respekt wiedergewinnen“

Wir müssen den gegenseitigen Respekt wiedergewinnen

Wir müssen den gegenseitigen Respekt wiedergewinnen

Nils Sjøberg
Nils Sjøberg
Kolding
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Der Folketingskandidat Nils Sjøberg (Radikale Venstre) geht auf die Herausforderungen für die deutsche Minderheit in Nordschleswig ein und fordert unter anderem das Ende der Grenzkontrollen.

Man erkennt seine Gesellschaft daran, wie die Mehrheit die Minderheit behandelt. Es scheint ganz klar, wenn man sich in der Welt umschaut. Wir müssen jedoch nicht über die Behandlung der deutschen Minderheit durch die dänische Mehrheit hinausgehen. In der gesamten Debatte für und gegen Grenzkontrollen wurden bisher die Interessen der deutschen Minderheit verletzt. Die Schleswigsche Partei hat mehrfach deutlich gemacht, dass sie offene Grenzen will. Es kann nicht viel besser ausgedrückt werden als die „SSW Jugend“ und „Die jungen SPitzen“ am vergangenen Samstag, als die jungen Leute zu Ballspielen an der Grenze eingeladen haben. Als Teilnehmer an der Veranstaltung habe ich großen Respekt vor der Art und Weise, wie sich die Jugendparteien auf eine groteske Situation konzentrierten, von der die Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze betroffen sind.

Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu stärken, muss so bald wie möglich die Grenzkontrolle abgeschafft werden. Hier stimme ich der SP voll und ganz zu.
Für die persönliche Freiheit ist es entscheidend, dass man arbeiten und sich ausbilden lassen kann, wo man will und wo man gebraucht wird. Es ist daher besorgniserregend, dass die Freizügigkeit in diesen Jahren in Gefahr ist, eingeschränkt zu werden. Es ist sehr ernst, wenn die Freiheiten eingeschränkt werden, wenn alles und jeder kontrolliert werden soll und eine Mehrheit im dänischen Parlament das ablehnt, was man nicht kennt und versteht.

Mobilität hat Unternehmen und Mitarbeitern in der Grenzregion schon immer geholfen. Es ist daher ein Mangel an Respekt für die Minderheit, wenn eine Mehrheit im Folketing sich selbstständig macht und alle Fremden abweisen will. Es muss selbstverständlich sein, dass Unternehmen auf beiden Seiten der Grenze alle Mitarbeiter und Studenten beschäftigen können, die sie brauchen. Deshalb müssen wir weniger Einschränkungen und mehr Zusammenarbeit haben. Mehr Gleichheit für Grenzgänger in Beruf und Bildung!
Ebenso hat die deutsche Minderheit ein Recht auf Achtung, was der Wahrung ihrer Interessen, ihrer Institutionen und Verbände dient. Es ist daher inakzeptabel und unverständlich, dass dem Sozialdienst Nordschleswig die finanzielle Unterstützung des dänischen Sozialministeriums verweigert wurde.

Ohne ein starkes Netzwerk engagierter Freiwilliger ist es für den Sozialdienst der deutschen Minderheit unmöglich, die 4.600 Mitglieder und mehr als 50 Nordschleswigschen Verbände und Institutionen zu betreuen. Daher ist es völlig unverständlich, wenn die Ablehnung durch die Tatsache gerechtfertigt wird, dass die „Zielgruppe nicht als alle Bürger im Allgemeinen angesehen wird“. Dies wird durch die große Anzahl von Mitgliedern und Verbänden in der sozialen Organisation eindeutig widerlegt. Wenn es etwas gibt, was der Sozialdienst Nordschleswig tut, ist es, Gemeinschaft und Engagement für das Grenzland zu schaffen.

Die Ablehnung des Sozialministeriums stellt leider auch in Frage, ob die dänischen Behörden die Grundlage der Bonn-Kopenhagen Erklärungen von 1955 verdrängt haben, in denen die Förderung des friedlichen Zusammenlebens der Bevölkerung auf beiden Seiten der dänisch-deutschen Grenze betont wird.

Der Sozialdienst Nordschleswig schafft den Rahmen für ein funktionierendes Zusammenleben im Grenzland. Die Organisation kann dies jedoch nicht alleine tun. Deshalb müssen auch politische Anstrengungen unternommen werden, um Flexibilität bei den Normierungen zu schaffen, und ich werde unter anderem den Fortbestand der deutschen Kindertagesstätten unterstützen. Die volle Gleichberechtigung des Bibliothekssystems der deutschen Minderheit sowie die Unterstützung sportlicher und kultureller Initiativen muss gewährleistet sein.
Für das Zusammenleben der Grenzregion ist es entscheidend, dass die dänische Mehrheit die kulturelle Vielfalt anerkennt, zu der die deutsche Minderheit beiträgt. So war die deutsch-dänische Grenzregion seit jeher der Treffpunkt zwischen Nord-, Mittel- und Südeuropa.

Die Grenzregion ist immer noch Dänemarks Tor zum Süden, aber mit einer dänischen Entscheidung über Grenzkontrollen und Wildschweinzäune ist die Situation noch komplizierter. Es ist zutiefst ernst, wenn die Partei Venstre eine permanente Grenzkontrolle will. Das Ziel muss daher sein, dass wir im gegenseitigen Respekt zwischen der Mehrheit und den Minderheiten zusammenarbeiten, um unsere Grenzregion zu einem Modell für ein gemeinsames Europa zu machen, in dem sich die grenzüberschreitenden Initiativen und Projekte in Nord- und Südschleswig sammeln.

Nils Sjøberg, Folketingskandidat for Radikale Venstre
 i Syd- og Sønderjylland,
 Rytterknægten 6,
6000 Kolding

 

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