Kulturkommentar

„Zahl doch mal mit Geld“

Zahl doch mal mit Geld

Zahl doch mal mit Geld

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

Die Büchereidirektorin Claudia Knauer fordert in ihrem Kulturkommentar dazu auf, für digitale Produkte zu bezahlen.

Ein Geburtsfehler des World Wide Webs war es, dass so vieles kein Geld kostet. Bezahlt wird natürlich trotzdem, aber mit Daten, und das merkt man nicht so unmittelbar auf dem Konto.

Nachrichten, Hintergrundberichte, Fotos, Podcasts, Videos – so vieles ist verfügbar, ohne dass dafür die Kreditkarte gezückt werden muss. Wir haben uns daran gewöhnt und sind leicht verärgert, wenn der Artikel, den man brennend gerne lesen möchte, hinter einer Bezahlschranke liegt.

Warum eigentlich? Wir gehen ja auch nicht in ein Bekleidungsgeschäft, nehmen ein T-Shirt aus dem Regal und gehen davon. Das wäre Diebstahl. In dem T-Shirt steckt Arbeit, stecken Rohstoffe. Der Laden muss Miete bezahlen und das Personal.

Wieso eigentlich soll das im Netz so anders sein? Was dort steht oder zu hören oder zu sehen ist, hat jemand erarbeitet. Wenn er oder sie das aus Spaß macht und die Dinge gerne teilt – wunderbar.

Die Gemeinschaft des Teilens breitet sich aus, und das ist auch gut. Aber viele Artikel sind von Journalisten/innen geschrieben. Die Musik wird von Profis gespielt, und die Lesung wird von Schauspielern, die von ihrer Kunst leben, geliefert. Wieso nehmen wir das dann wahr, ohne etwas zu bezahlen?

Viele Künstler bieten ihre Arbeit an und lassen dann digital den Hut herumgehen. Sie bitten um Einzahlung auf die verschiedensten Plattformen. Aber Unmengen von Geld kommt dabei nicht zusammen – weil wir es so gewohnt sind, gratis bereichert zu werden.

Corona hat viele Künstlerinnen und Künstler ins Netz getrieben, weil sie so zumindest in gewissem Umfang ihrer Kunst nachgehen konnten.

Aber bitte, wenn ihr das nächste Mal ein Konzert hört, einer Lesung lauscht, bei einem Kabarett lacht – zahlt.

Und wenn keine Verbindung zum Überführen des Geldes angeben ist, fragt danach. Es muss nicht viel sein. Kleinvieh macht auch Mist. Und es ist auch eine Anerkennung der Arbeit der Kunstschaffenden.

Vom Applaus kann keine/r leben. Kein Pfleger, keine Sanitäterin, kein Musiker, keine Schauspielerin.

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