Familiennachrichten

Die Frau der treffenden Worte wird 50

Die Frau der treffenden Worte wird 50

Die Frau der treffenden Worte wird 50

Claudia Knauer, Büchereidirektorin
Tondern/Tønder
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Marieke Heimburger Foto: Lene Esthave

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Seit 1997 lebt die in Japan geborene Marieke Heimburger in Dänemark. Sie arbeitet als Dolmetscherin und Übersetzerin und zählt namhafte Autorinnen und Autoren zu ihren Kunden.

Marieke Heimburger ist eine Frau voller Energie, Engagement und Wissen. Seit 1997 lebt sie in Dänemark, wo auch ihre beiden Söhne Tomas und Oscar geboren wurden. Den 1998 geborenen Tomas hat Marieke viele Jahre zu Hause betreut, bevor sie ihn auf seinen Lebensweg zunächst nach Posekær in Apenrade, dann nach Løgumgaarde und schließlich in die Wohnstätte Kastaniebo in Tondern begleitet hat, wo er nun gut aufgehoben ist. Oscar starb bereits als kleiner Junge.

Die Herausforderungen oder besser Hindernisse, die eine Mutter mit behinderten Kindern bewältigen muss, sind nicht wenige. Wer für seine Kinder das Beste will, muss auch in Dänemark seine Rechte kennen und einfordern. Das tat und tut Marieke nicht nur für ihre Sprösslinge, sondern auch für andere Menschen mit Handicap, wenn sie sich als Entsandte des Sozialdienstes im Behindertenrat in Tondern engagiert – oftmals bis an die eigenen Grenzen und darüber hinaus.

Dabei ist ihr Leben als freiberufliche Übersetzerin – also ohne gesichertes Einkommen – schon anstrengend genug, aber sie hat sich auf dem Markt etabliert. Zu „ihren“ Autoren gehören unter anderem Jussi Adler Olsen, Mads Peder Nordbo (aus dem Dänischen), Maya Angelou, Marie Benedict, Maya Lasker-Wallfisch, Angie Kim, Katherine May oder Stephenie Meyer (aus dem Englischen).

Ihr Rüstzeug für das literarische Übersetzen hat die am 25. März 1972 in Japan geborene und im Taunus aufgewachsene Heimburger an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erworben, damals für die Sprachen Englisch und Spanisch. Mittlerweile ist auch Dänisch hinzugekommen. In allen drei Sprachen ist sie auch vom OLG Schleswig als Dolmetscherin beeidigt und als Übersetzerin ermächtigt und wird bei Gericht eingesetzt.

Marieke Heimburger erfüllt den Dresscode für die Veranstaltung mit Königin Margrethe in Berlin. Foto: Privat

Seit Juni 2021 ist sie 1. Vorsitzende im VdÜ, dem Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke e. V. / Bundessparte Übersetzer/innen im VS in ver.di, nachdem sie seit 2013 in dessen Honorarkommission mitgewirkt hatte und seit 2017 dessen Schatzmeisterin war. Sie setzt sich etwa dafür ein, dass die Arbeit der Übersetzerinnen und Übersetzer in dem Maße gewürdigt wird, das ihnen zusteht: in hohem Maße nämlich. Ohne Übersetzer/innen würde das Bücherregal deutlich weniger gefüllt. Mit ihrer Arbeit öffnen sie Welten.

Als VdÜ-Vorsitzende trifft sie mitunter übrigens auch auf die Königin. Als Königin Margrethe II. im vergangenen Herbst Deutschland besuchte, war Marieke Heimburger zu zwei Veranstaltungen mit dem royalen Gast eingeladen.

In beiden Welten geht es mir um Vermittlung und Kommunikation: Ich möchte, dass eine Botschaft richtig ankommt.

Marieke Heimburger, Dolmetscherin und Übersetzerin

Als Frau der treffenden Worte schreibt sie auch selbst – ein Sachbuch zusammen mit einer Co-Autorin – und hält Vorträge. Auf ihrer Webseite erläutert sie: „In beiden Welten geht es mir um Vermittlung und Kommunikation: Ich möchte, dass eine Botschaft richtig ankommt. Dazu muss ich zunächst aufmerksam lesen, beobachten, zuhören. Und dann das Verstandene übersetzen – mal schriftlich, mal mündlich. Wobei mein Motto (von Georg Christoph Lichtenberg) lautet:

Ist es nicht sonderbar, 
dass eine wörtliche Übersetzung
fast immer eine schlechte ist?

Und weil sie von Worten auch in der Freizeit nicht lassen kann, ist sie Mitglied im Vorstand des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig. Sie war Mitglied des Kulturausschusses. Sie hat für die Schleswigsche Partei in Tondern kandiert und 2017 auf dem Knivsberg die Festrede gehalten. Sie singt in mehreren Chören, sie macht eine Ausbildung zur Kirchensängerin und hat ganz neu das Winterbaden für sich entdeckt, wenn sie nicht gerade ihren Lebenspartner südlich der Grenze besucht.

Vermutlich bezieht sie aus dem kalten Wasser ihre Energie für all die vielen Vorhaben, die sie diszipliniert, wie Freiberufler/innen es sein müssen, und immer mit Herzblut umsetzt. Ihre Umwelt profitiert enorm von diesem Einsatz.

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